Robin hat sich in den Kopf gesetzt, Nevio zu finden. Egal, wie. Sie würde ihn suchen und finden. Sie würde erst aufgeben, wenn sie ihn gefunden und mit ihm geredet hatte. Sie wollte ihn auf jeden Fall wieder sehen. Unter jeden Umständen. Sie hat den Samstag morgenfrei und sucht die ganze Stadt nach ihm ab. Morgens geht sie joggen und wartet eine Stunde am Ort, wo die beiden sich treffen wollten. Er taucht nicht auf. Er hat doch einen Hund? Er muss Gassi gehen. Morgens. Wahrscheinlich ist sie zu spät und hatte ihn verpasst. Schließlich sucht sie die Gegend ihrer Wohnung ab, die Gegend der Bar in der die beiden sich gesehen hatten. In der Bar kann sie ihn noch nicht suchen, die hatte noch geschlossen. Heute Abend nach dem Dienst würde sie ihn in der Bar suchen gehen. Doch auch dort ist keine Spur von dem jungen Mann. Er scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Verdammte Scheiße. Sie ärgert sich grün über ihre eigene Dusseligkeit. Wie kann man denn bloß vergessen, dass man verabredet war beziehungsweise dass man zu dieser Zeit arbeitet? Sie hasst sich für diesen dummen Fehler, vor allem weil ihr solche kleinen Missgeschicke öfter passierten. Sie glaubt, Nevio könnte vielleicht ihre große Liebe sein und es wäre echt ärgerlich, diese durch so einen dummen Fehler zu verlieren.
Nach ein paar Stunden muss Robin aufgeben, weil sie zur Arbeit erscheinen muss. Sie kann es sich nicht leisten, zu spät zu kommen. Nachdem sie in die U-Bahn gestiegen ist, glaubt sie kurz, ihn gesehen zu haben. Sie ist sich nicht sicher und sie kann nicht wieder aussteigen und zu dem Mann gehen. Sie kann ihren Job nicht wegen so einem Kleinkram verlieren. Alle Menschen würden ihr einen Vogel zeigen. Du hast sie doch nicht mehr alle. Du hast es verbockt. Vergiss ihn. Doch das kann sie nicht. Noch nicht zumindest. Sie ist ehrgeizig. So schnell würde sie bestimmt nicht aufgeben. Ganz gewiss nicht. Die ersten paar Stunden des Dienstes ist es tatsächlich sehr ruhig. Die meisten Einsätze würden wahrscheinlich an den Adventssonntagen und an Heiligabend passieren. Brennende Kerzen, die auf Gardienen, Tischdecken, Bäume übergehen. An Heiligabend muss sie arbeiten. Weil sie neu ist und weil sie keine Kinder hat. Diese Menschen mussten immer an Heiligabend arbeiten.
Beim ersten Einsatz geht es um einen Einsatz, bei dem eine Person von einer Brücke gestürzt ist. Drei Meter in die Tiefe. Als Robin und ihre Kollegen an der Unfallstelle ankommen, versorgt den Patienten schon ein Notarzt. Der Mann ist zum Glück nur leicht verletzt. Aufgrund der schwierigen Zugänglichkeit des Patienten ist es nötig, die Höhenretter einzusetzen, da man den Patienten nicht mit der Trage zum Rettungswagen tragen kann. Die Feuerwehr braucht eine Spezialtrage, in der der Mann an einer Drehleiter hängend in ständiger Begleitung eines Höhenretters zum Krankenwagen transportiert wird. Nach guten dreißig Minuten ist dieser Einsatz aber auch schon wieder beendet und die Feuerwehr kann wieder in die Station fahren. Noch während sie auf dem Rückweg sind, kommt ein weiterer Einsatz über den Funkmelder durch. Ein Rettungswagen hat zufällig einen völlig in Brand stehenden PKW entdeckt und ist auch gleich vor Ort geblieben. Abseits der Straße steht ein auf einen Privatgrundstück abgestellter PKW, der völlig in Brand steht und abseits davon brennt ein unbeaufsichtigtes Lagerfeuer. Den Brand des Autos bekämpfen Robin und ihre Kollegen unter schwerem Atemschutz mit Wasser und Schaum. Das Lagerfeuer wird ebenfalls gelöscht. Nachdem auch dieser Einsatz erledigt ist, geht es zurück in die Einsatzstelle und Robin kann sich erst einmal Gedanken um Nevio machen. Sie versucht sich einen Plan zu schmieden. Erst einmal würde sie heute Abend nach Feierabend in die Bar gehen und dort nach ihm suchen. Sie würde jeden Tag joggen gehen und nach ihm suchen. Sie konnte aber nicht jeden Tag durch die ganze Stadt laufen und ihn suchen. Diese beiden Orte sind ihre einzige Optionen. Sie kennt nichts, außer seinen Namen. Sie kommt nicht sehr weit mit ihrem Plan, weil direkt der nächste Einsatz ansteht und sie sich wieder auf den Weg machen müssen, um einen weiteren Brand zu löschen.
Nachdem sie nach einem langen und anstrengenden Tag endlich nach Hause gehen darf, beschließt sie erst einmal noch die Orte abzugehen, an denen die beiden sich gesehen hatten. Sie geht in die Bar und an den Fluss, doch nirgends scheint auch nur ein Zeichen von Nevio zu sein, obwohl die Bar an diesem Samstag sehr überfüllt ist. Kann sie ihn übersehen haben? Sie betritt die Bar und schaut sich um, doch sie kann tatsächlich keinen Nevio entdecken und geht enttäuscht wieder aus der Bar hinaus. Vielleicht vermeidet er die Orte, denkt sie nach einer Weile. Was würde sie tun? Was denkt er? Bestimmt, dass Robin ihn versetzt hatte. Was sie auch getan hatte, aber eben nicht mit Absicht. Und bestimmt würde er dies denken und hatte keine Lust sich deshalb an den Orten blicken zu lassen.
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Feurige Weihnachten
RomanceAdventskalendergeschichte 2021 Robin hat gerade die Ausbildung zur Feuerwehrfrau abgeschlossen und geht noch mit ihren Freundinnen in einer Bar feiern. Dort trifft sie das erste Mal auf Nevio, der ihr seither nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Doch...