Feurige Weihnachten

15. Dezember

An diesem Mittwoch hat Robin Nachtschicht. Nachdem Nevio und sie noch lange miteinander geredet haben, ist sie gar nicht erst nach Hause gegangen, sondern direkt von ihm aus in die Nachtschicht gefahren. Er würde sie am liebsten um zwei, wenn sie Feierabend hätte, abholen. Dies hatte sie ihm allerdings verboten. Er soll gefälligst in seinem Bett bleiben und sich ausruhen. Sie konnte ihn schließlich überzeugen, indem sie morgen, wenn sie Feierabend hat, wieder zu ihm kommt und die beiden gemeinsam Frühstücken.

In dieser Nachtschicht passiert so einiges, Robin ist die ganze Zeit auf Trab und hat keine Sekunde, in der sie Mal einen Augenblick schlafen kann. Sie ist völlig übermüdet, weil sie nicht geschlafen hat, so wie sie es sonst immer vor Nachtschichten tut. Nevio ist einfach wichtiger gewesen.

Sofort, als Robin ankommt, kommt der erste Einsatz mit den Stichworten "Brand 3 - Person in Gefahr" in die Leitzentrale.

Alle sind sofort hellwach und laufen los. Vor Ort bemerken die Feuerwehrleute erst, wie kritisch die Lage aussieht. Der Eingangsbereich des fünfstöckigen Mehrfamilienhauses brennt in Vollbrand und es befinden sich mehrere Personen auf dem Dach oder an den Fenstern. Erste Löscharbeiten hat schon die Bereitschaftspolizei übernommen, die vor Ort war. Sofort, als sie ankommen, leiten sie die Menschenrettung über Hubrettungsfahrzeuge und Trupps im Innenangriff ein, wodurch sie acht Personen über Leitern und zwei durch einen vorgehenden Angriffstrupp mit Fluchthaube über den inzwischen abgelöschten Treppenraum gerettet werden. In den gefährlichsten und intensivsten Phasen sind 35 Einsatzkräfte mit zwei Einsatzleitwagen, fünf Lösch- und zwei Hubrettungsfahrzeuge, sowie zwei Versorgungs- und Logistikgfahrzeuge vor Ort. "20 Rettungskräfte sind ebenfalls mit insgesamt neun Rettungsmitteln vor Ort. Zum Glück arbeiten alle reibungslos zusammen, obwohl sie noch nie zusammen gearbeitet haben, was in solchen Fällen lebensnotwendig ist. Es hängen Leben davon ab, wie geschmeidig man miteinander kommuniziert und miteinander arbeitet.

Ein Sprungpolster halten Robin und einige andere Kollegen im Innenhof zur Absicherung der absturzgefährdeten Personen bereit.

Nachdem sie einige Stunden gebraucht haben, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen und zu löschen, kontrollieren sie den gesamten Gebäudekomplex noch einmal unter Atemschutz und können den Einsatz schließlich nach drei Stunden beenden.

Um 21 Uhr geht es direkt zum nächsten Einsatz. Durch eine automatische Brandmeldeanlage werden Robin und ihre Kollegen zu einer Sammelunterkunft alarmiert. Der Rettungsdienst, der schon vor Ort ist, hatte die Menschenrettung schon eingeleitet. Durch diese schnelle Reaktion konnte ein junger Mann, der im Rauch stand, schon aus dem Gefahrenbereich gebracht werden, als Robin noch gar nicht vor Ort war. Es scheint die einzige Person zu sein, die sich im Gefahrenbereich befundet hat. Das restliche Gebäude war zu dem Zeitpunkt bereits geräumt. Beim Eintreffen ist der Brand schon zu einem Zimmerbrand geworden und der angrenzende Flurbereich ist großflächig verraucht. Unter Atemschutz beginnen Robin und die anderen von außen mit den Brandbekämpfungen. Ein zweiter Trupp an Einsatzkräften sichert den oberen, ebenfalls verrauchten Flur zur Sicherheit. Parallel zu diesen beiden Einsatzkräften leiten andere die ersten Lüftungsmaßnahmen mit Hochleistungslüftern ein. Ausweichunterkünfte werden schon für die siebzig Personen gesucht, während die Feuerwehr noch löscht. Nach diesem Brand hat Robin erst einmal ein wenig Ruhe. Auf der Feuerwache schläft sie allerdings nie besonders gut, weil sie immer bereit für den nächsten Einsatz sein muss. Sie döst eher, als das sie wirklich schläft, weil jederzeit ein neuer Einsatz reinkommen kann. Wenn sie nicht aufwacht und hilft, könnte es sein, dass jemand stirbt, weil sie zu langsam ist. Dieser Gedanke rauscht ständig durch ihren Kopf, weshalb sie meist kein Auge zutun kann, wenn sie Nachtschicht hat. Oft kommt es jedoch auch einfach nicht dazu, dass man sich überhaupt hinlegen kann, weil der nächste Einsatz schon ruft. In dieser Nacht kann sie allerdings für zwei Stunden die Augen schließen, bevor sie für den nächsten Einsatz alarmiert werden.