Rose
Seufzend streiche ich ein letztes Mal über Jeremy's weiches Katzenfell, welcher gerade dabei ist sich seine Pfote zu putzen und lege mein flauschiges, weißes Kopfkissen an Ort und Stelle. Es ist jetzt ein Monat her, dass mir der Tumor diagnostiziert wurde.Wie ich mich fühle? So wie immer.
Mein Leben hat sich kein bisschen geändert. Ich sitze weiterhin in meinem Zimmer, lese Bücher, oder schaue Filme. Ab und zu gehe ich mit Elsa in die Stadt, da sie es liebt mit mir shoppen zu gehen.
Ich spüre, dass sie so sehr leidet wie ich.
Sie versucht mich jeden Tag mit nach draußen zu schleifen, mich zum Lachen zu bringen, oder einfach über fröhliche Themen zu reden. Ich weiß, dass sie dem Gespräch mit meinem Tumor aus dem Weg geht. Ich find es nicht schlimm, sogar gut, da ich diese Gespräche hasse, doch man fühlt, dass es sie bedrückt. Sie würde sich so gerne ausweinen, mit mir darüber reden, doch hat Angst ich will dies nicht.
In diesem Punkt hat sie leider recht.Schnell schnappe ich mir meinen Rucksack, setze ihn auf und gehe zur Tür.
„Ich gehe!", rufe ich leise, öffne schnell die Tür und hoffe, dass Mum mir nicht in die Quere kommt.
Doch schon spüre ich eine zitternde Hand auf meiner Schulter. „Denk an die Regeln", sagt sie schnell, so wie jeden Morgen. Mit zusammen gepressten Kiefer unterdrücke ich mir ein stöhnen.„Kein Alkohol, keine Drogen, kein Stress, keine Überanstrengung-" „Mum", unterbreche ich sie augenverdrehend. Sie hofft jeden Tag aufs neue, dass wenn ich diese Dinger vermeide, ich vielleicht doch noch länger lebe. Meiner Meinung nach Schwachsinn. Manchmal glaube ich, der Tumor in meinem Hirn trifft sie härter als mich.
„Bitte pass auf, vor allem in diesem Outfit", sagt sie noch an mir herab guckend, bevor ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lasse und mich direkt die unangenehme Hitze umhüllt.
Da ist mein Crop Top sogar noch zu viel Stoff an meinem Körper. Die Sonne strahlt direkt auf mich hinunter, während ich meine Kopfhörer einstecke und los laufe. Ich sehe Schule nicht als ein Gebäude in dem ich irgendein Zeug lerne, sondern als ein Gefängnis.Manchmal frage ich mich, wieso ich überhaupt noch dort hingehe, wenn ich sowieso nach den Sommerferien, die in einer Woche sind, sterben werde. Ich habe eine zehn prozentige Chance, dass ich doch noch ein paar Monate länger lebe. Die Ärztin meinte, es wäre sehr unwahrscheinlich.
Was bringt es mir jetzt noch all den sinnlosen Stoff in meinen Schädel zu quetschen, wenn er sowieso in ein paar Monaten so gut wie tot ist?
☀︎︎
Auf dem Schulgelände angekommen, höre ich von allen Seiten tausende Teenager Stimmen. Hunderte die sich über die Lehrer aufregen, hunderte die sich über die nächste Party unterhalten und ein paar, die es nicht lassen können über mich zu lästern.
Es ist nicht so wie in den ganzen Filmen, dass dieses eine Mädchen gemobbt wird, weil sie todkrank ist. Naja, es gibt ein oder zwei Ausnahmen.
Aber das sind nur die Leute, die mit ihrem eigenen Leben so viele Probleme haben, dass sie es an den Problemen anderer rauslassen. Einfach nur traurig wenn ihr mich fragt.
Keine Sorge, ich höre nicht auf diese Menschen, auch wenn sie mich ein paar mal wirklich getroffen haben. Dadurch ist meine Schutzhülle nur noch stärker geworden.Sätze wie: „Wieso bist du noch hier? Ich dachte du wärst schon längst tot wie das Fleisch, das ich eben gegessen habe!" „Lebendige Leiche!" „Totes Mädchen!" „Geh doch jetzt sterben! Hier braucht dich keiner, du unfickbare!", muss ich mir vielleicht einmal in der Woche anhören. Ich bin froh darüber, dass nicht alle Schüler an dieser Schule über mein Leben Bescheid wissen.
Es sind eigentlich immer nur die gleichen Personen, die sich darüber lustig machen. Den Rest scheint es nicht zu interessieren, oder sie wissen es einfach nicht.
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Die Dämmerung in dir
Teen Fiction•pausiert• »𝐖𝐢𝐥𝐥𝐬𝐭 𝐝𝐮 𝐝𝐞𝐧𝐧 𝐬𝐭𝐞𝐫𝐛𝐞𝐧?« Krank verschließt sie sich immer weiter von der Außenwelt, in dem Wissen bald sterben zu müssen. Es ist schrecklich mit so einer Last zu leben und auch noch glücklich wirken zu müssen. Aber al...