Rose
Nichts sagend schaue ich auf das rauschende Meer, dessen Wellen an dem Felsen vor mir zum brechen kommen.
Lange Zeit habe ich ein junges Paar beobachtet, wie sie sich weiter weg von mir gesonnt haben und ab und zu ins Meer gerannt sind, um sich dort gegenseitig nass zu spritzen.Doch als sie ihre Sachen zusammen gepackt haben und nun seit mehreren Minuten davon sind, sitze ich völlig alleine an diesem Strand.
Ich spüre wie meine Füße langsam anfangen zu verbrennen, da dieser graue Fels nicht der kühlste Ort zum sitzen ist.Sollte ich wieder zurück gehen?
Diese eine Frage rennt mir die ganze Zeit durch den Kopf.
Ich fühle mich schrecklich, dass ich Anthony alleine bei den Polizisten gelassen habe.
Doch ich konnte einfach nicht dort bleiben.
Alleine schon der Krankenhaus Geruch von Desinfektionsmittel und kranken Menschen ist genug Grund weg zu laufen.Der warme Strandwind fährt mir durchs blonde Haar und weht die verknoteten Strähnen hin und her.
Seufzend lehne ich mich nach hinten und lausche dem Meer.„Rose?"
Erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich um, wo ich eine viel zu bekannte Person erblicke.
„Rose Buckley, bist du's?"
Lachend kommt der blonde Lockenkopf näher und hält vor dem Fels, auf dem ich hocke, an.
„Sieht so aus", murmle ich lächelnd und versuche so erfreut wie möglich zu wirken.Anscheinend ist Alex gerade dabei seinen, sowieso schon trainierten Körper, noch mehr zu quälen, da ich die vielen Schweißtropfen auf seiner Stirn von hier sehen kann.
Und das Sportoberteil deutet darauf hin, dass er gerade dabei ist in dieser stechenden Hitze zu joggen.
Auf diese Idee würde ich nicht einmal in hundert Jahren kommen.„Weg gelaufen?"
Ungläubig blicke ich ihn an. „Was, nein. Ich-"
Sein dunkles Lachen lässt mich zusammen fahren. „Du brauchst nicht lügen. Keiner wird mit solchen Anziehsachen ausm' Krankenhaus gelassen"
Nun muss ich selber leicht schmunzeln.
Wem mache ich eigentlich etwas vor... Alex ist der verständnisvollste Mensch den ich überhaupt kenne.
Naja, vielleicht hat Anthony ihn bald eingeholt.„Darf ich?"
Fragend zeigt er neben mich auf den freien Platz auf diesem riesigen Stein. Nickend rücke ich noch ein Stück zur Seite und ziehe mein weißes Oberteil noch ein Stück über meine Beine.
Er muss nicht alles aus meinem Leben wissen.Anthony
Stöhnend lasse ich meinen Kopf gegen den schwarzen Autositz fallen. „Hör jetzt auf verdammt nochmal!"
Ein wenig zu aggressiv schlägt er auf das Lenkrad und bringt das ganze Polizeifahrzeug somit ins schwanken.
„Du hättest mich einfach gehen lassen können! Jedes Mal diese scheiß Handschellen", murmle ich in mich hinein und starre aus dem Fenster, während ich versuche meine Wut ein wenig zu zügeln.Wege ich raste hier jetzt aus.
Dann kann ich den Sommer über in meinem Zimmer hocken.„Anthony hörst du mir zu-", reißt mich die dunkle Stimme meines Vaters wieder aus den Gedanken. „Ja", antworte ich kühl und schaue wieder zu ihm, doch sein Blick liegt immer noch konzentriert auf der Straße.
„Denkst du, es ist einfach für mich mit einem Verprügler als Sohn?"
Und auf einmal ist die ganze zu Wut wieder da.
„Ja klar, Mal wieder geht es nur um dich Dad!", brülle ich den Frust aus mir heraus und bereue es sofort.
Er ist der Grund wieso ich überhaupt noch frei rumlaufen kann.
Ich sollte ihm dankbar sein, doch Dankbarkeit zeigen, oder generell Gefühle, kann ich meinem Dad einfach nicht.
Dafür ist zu viel passiert.„Es reicht!" Mit zusammen gepressten Lippen lasse ich mich wieder ins Leder sinken.
„Und wer ist dieses Mädchen? War es so nötig einen Erwachsenen für sie zu verprügeln?"
Ich höre viel zu viele Sorgen in seiner Stimme.
Hat er Angst dass meine Freundin genauso wird wie Mum? Hat er Angst ich würde sie verprügeln? Er hat wie immer viel zu viele Sorgen.
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Die Dämmerung in dir
Teen Fiction•pausiert• »𝐖𝐢𝐥𝐥𝐬𝐭 𝐝𝐮 𝐝𝐞𝐧𝐧 𝐬𝐭𝐞𝐫𝐛𝐞𝐧?« Krank verschließt sie sich immer weiter von der Außenwelt, in dem Wissen bald sterben zu müssen. Es ist schrecklich mit so einer Last zu leben und auch noch glücklich wirken zu müssen. Aber al...