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Rose

Ich habe das Gefühl, dieser Tag will garnicht vergehen.
Stunden lang schaue ich meiner Katze beim schlafen zu, lese mein Buch, schaue meine Serie weiter und trotzdem kommt der Abend nicht näher.

Seufzend entscheide ich mich dazu mich in den Garten zu setzen, um dort zu lesen.
Nur noch ein wenig, dann ist es so weit.
In der Hängematte liegend blättere ich zur nächsten Seite, bis ich einen harten Schlag auf meinem Hinterkopf spüre.
Zischend schrecke ich auf, falle beinahe aus der Hängematte und streiche über meine Haare.
„Was zum-" Mit zusammengezogenen Augen blicke ich auf den kleinen Ast, der nun neben mir liegt.

„Ups, sorry", höre ich eine allzu bekannte Stimme und muss feststellen, dass es niemand anders ist als mein lieber Nachbar.
Naja, er war mein Nachbar.
Er und seine Familie sind vor ein paar Monaten in eine andere Straße gezogen, da sein Vater einen neuen Job ergattert hat, der ihnen viel mehr Geld bietet und somit konnten sie sich ein natürlich viel luxuriöseres Haus leisten.
Ab und zu kommt er unangekündigt vorbei.
So wie heute.

Ohne weiter meine Zeit zu verschwenden greife ich nach dem Stock und werfe ihn mit voller Kraft wieder über den niedrigen Zaun, der uns voneinander trennt.
Mit geneigtem Kopf hält er sich seinen Arm und schaut mich nun böse an.
„Au!"
Lachend lege ich mich zurück in die Hängematte.
„Was willst du hier Alex", frage ich augenverdrehend und schlage mein Buch wieder auf.

„Ich wollt nur gucken was du so machst", grinsend lehnt er sich an den Holzzaun und schaut mir aufmerksam zu, wie ich auf die nächste Seite blättere.
„Was liest du?"
Nun blicke ich ihn wieder an.
„Stolz und Vorurteil."

Gelangweilt sieht er mich an. „Das ist doch schon voll alt. Passiert da überhaupt was spannendes?"
Genervt verdrehe ich meine Augen und schaue wieder auf das Papier in meinen Händen.
„Guck, du urteilst ohne es gelesen zu haben", gebe ich nach kurzem schweigen von mir, in dem Wissen, dass er immer noch an derselben Stelle steht, wo er vor ein paar Sekunden noch stand.

„Dann erzähl es mir." Ein kleines Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, doch ich klappe das Buch nur seufzend zu und steige aus der Hängematte.
„Ich muss jetzt los."
Stirnrunzelnd sieht er mich an.
„So plötzlich?" Ich höre sein Misstrauen heraus und liefere ihm schnell eine Erklärung.
„Ich bin mit jemandem am Strand verabredet."
Nun zieht er seine Augenbrauen in die höhe.
„So so. Und mit wem?"

Langsam fühle ich mich wie in einer Befragung, weswegen ich einfach abwinke und mich umdrehe.
„Du musst nicht alles wissen."
Mit diesen Worten trete ich ins Haus und höre wie Alex davon läuft.
Er ist ist in dem gleichen Alter wie ich, nur zwei Monate älter.
Manchmal habe ich das Gefühl, er hat den Drang auf mich aufzupassen.
Und wieso?
Das frage ich mich jedes Mal aufs Neue.

„Wer war da?" Erschrocken sehe ich zu meiner Mutter, da ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, dass sie auf der Couch links von mir sitzt.
„Alex."
Sie nickt verstehend, worauf ich mich zögernd umdrehe und schnell die Treppe hochlaufe, um mir in meinem Zimmer ein passendes Outfit zu suchen.

Grinsend ziehe ich das weiße Top aus meinem Schrank, welches ich vor ein paar Tagen mit Elsa gekauft habe und finde, dass heute der perfekte Zeitpunkt ist es anzuziehen.
Dazu noch eine Hotpants, ein wenig Make Up und fertig ist mein sommerliches Outfit.

Überlegend schaue ich in meinen Spiegel, welcher direkt neben meinem großen Fenster steht.
Soll ich mir wieder Locken machen?
Fragend fahre ich mir mit meiner rechten Hand durch meine blonden Haare und entscheide mich einfach dafür sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zu binden.

Zitternd lege ich mir meine Perlenkette zurecht und stelle fest, dass ich seit langem nicht mehr so aufgeregt war.
Ich habe ein Date.
Mit dem heißesten Jungen den ich jemals kennengelernt habe.
Wieso will er sich überhaupt mit mir treffen?
Anscheinend weiß er nichts über meine Krankheit, ansonsten würde er mich niemals fragen.

Die Dämmerung in dir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt