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Rose

Wie ein Geist schlendere ich mit meinem weißen Kleid durch die jetzt leeren Straßen, auf dem Weg nach Hause, wo meine Mum wahrscheinlich schon krank vor Sorge ist.
Soll sie sich doch sorgen.
Soll sie doch sterben vor Sorge.

Das leise Rauschen des Meeres verklingt immer mehr, desto weiter ich in dir Stadt ziehe.
Die großen Laternen tunken die Bürgersteige in ein verwaschenes gelb.
Ich muss zugeben, mit meinem verwuschelten Haar, meinem Krankenhausklamotten und meinen langen Augenringen, sehe ich aus wie der größte Psychopath.
Kurz muss ich über mich selber schmunzeln, bis mein Lächeln vergeht, als ich mehrere tiefe Stimmen höre.

Erschrocken bleibe ich wie angekettet stehen und lausche den wütenden Stimmen, wie sie immer näher kommen.
Eine der Jungsstimmen übernimmt Oberhand und brüllt wie verrückt rum.
Etwas wie: „Willst du mich eigentlich verarschen!" und: „Hast dus' so nötig?", höre ich heraus und muss feststellen, dass es einer der Sportler von meiner Schule sein muss.
Dieser raue, aggressive Unterton deutet auf Oliver hin.
Und da wo Oliver ist, sind auch die anderen.

Panisch blicke ich in alle Richtungen und suche nach einem schnellen Versteck, da sie jeden Moment in diese Straße abbiegen könnten.
„Scheiße", höre ich mich verzweifelt flüstern, als ich mit zittrigen Beinen in die Richtung eines Eingangs laufe, der einem Mehrfamilienhaus gehört.

Große Blumentöpfe schmücken den Bereich vor der Haustür und da ich keinen anderen Weg sehe zwinge ich mich in eine Ecke, die genau hinter einem der großen Töpfe liegt.
Schwer atmend ziehe ich meine Beine eng an mich und schlinge meine butterweichen Arme um meinen erhitzen Körper.

Und wie auf Knopfdruck höre ich, wie die Stimmen immer und immer lauter werden.
In der Hoffnung, dass sie mich so noch weniger finden, kneife ich meine Augen zusammen und lege meinen Kopf auf meine Knie.
Mein blondes Haar fällt mir nun über die Schultern und kitzelt mich leicht an meinen nackten Oberschenkeln, sodass ich den Drang verspüre mich dort zu kratzen, doch die Panik verschleiert diese Angewohnheit.

„Wieso jetzt?", Liam. Diese leichte Freundlichkeit verrät ihn. Ich muss zugeben, dass er tatsächlich der akzeptabelste aus dem ganzen Team ist.
Doch der nächste Satz lässt mich erschaudern.
„Ich weiß es nicht", Anthony.
Sofort öffnen sich meine Augen und ich starre auf die vielen Schuhpaare die sich vor dem Eingang versammelt haben.

Wieso ist er mit ihnen hier?
Und worüber reden sie bitte?

Wenigstens wurde er nicht eingesperrt.
Oder haben die andern ihm geholfen auszubrechen?

Ja genau Rose und ich bin der Weihnachtsmann.

Es gibt immer einen Grund du Bastard", zischt Oliver und kommt rückwärts einen Schritt auf mein Versteck zu, wodurch ich mich automatisch nach hinten lehne.
„Als ich dich auf der Party gesehen hab, dachte ich wirklich, du könntest zu uns gehören", lacht Maxi und spricht es so aus, als wäre Anthony ihrer Sekte beigetreten.

Doch worüber zur Hölle reden die?

„Verpisst euch einfach!", knurrt Anthony und ich sehe im Augenwinkel wie er Maxi voller Wucht von sich wegschubst, sodass er tatsächlich fast hinten überfällt.
Man muss dazu sagen, dass Maxi nicht der schlankste ist. Doch seine vielen Muskeln gleichen seinen Körper gut aus.

„Pass auf du Wixxer!", faucht Oliver und stellt sich Anthony aggressiv vor die Nase.
„Nur weil du ein verschissenes Herz aus Butter hast, heißt es nicht, dass du uns jetzt herumschubsen kannst wann du willst, nur weil du aussteigen darfst! Oder soll ich lieber sagen, du sollst Punkt 3 auf der Liste abhaken?"

Die Dämmerung in dir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt