Rose
Mal wieder sitze ich in einem der Lieblingsläden von Elsa und warte darauf, dass sie mir ihr neustes Stück präsentiert. Die letze Woche war der größte Horror.
Die Gedanken an Anthony, an seine Aggressionen, seine Tränen, seine Schwester, mein Vater und seine Mutter, meine Mutter...
Einfach alles war schrecklich. Vor allem meine eigene Mutter. Genau in dieser Zeit hätte ich Anthony gebraucht. Ich hätte seine starken Arme gebraucht, seinen Gesang, sein Lächeln...Stattdessen bleiben mir die schlimmen Erinnerungen an unser letztes Treffen. Elsa hat versucht mich zu verstehen, als ich ihr erklärt habe was passiert ist. Ich habe versucht ihr zu verstehen zu geben, dass Anthony einfach nicht der ist, für den ich ihn gehalten habe. Doch ihr alles zu erklären, ohne die Aggressivität von Anthony zu erwähnen, kostet mich mehr Nerven als gedacht. Ich bin nicht bereit dazu ihr alles zu erzählen.
Jetzt noch nicht.„Um acht fängt das Konzert an, bist du wieder dabei?", fragt Elsa nun und tritt in einem orangenen Top vor mich. Schnell entlocke ich mir ein Grinsen und versuche ihre Frage zu ignorieren. „Es steht dir perfekt." „Rose", seufzt sie nun und lässt ihren Kopf in den Nacken fallen. „Rede doch mit ihm, vielleicht hast du es nur falsch verstanden", versucht sie mich mal wieder zu überreden und zieht den Vorhang zu.
Leise auflachend schüttle ich mit meinem Kopf, wissend, dass sie es nicht sieht. „Ich hab wohl kaum falsch verstanden, dass er Geheimnisse hat, die auch mich und meinen nicht vorhandenen Vater etwas angehen." Ein erneutes Seufzen aus der Umkleide und der Vorhang ist wieder aufgezogen.
„Ich fand ihn ja von Anfang an komisch", wirft sie mir besserwisserisch zu und läuft neben mir zur Kasse, wo sie ihre zwei Tops verpacken lässt.„Ich sollte ihn einfach vergessen", murmle ich eher zu mir selber und massiere mir meine angespannte Stirn. „Oh ja, das solltest du." Tief ein und ausatmend trete ich aus dem kühlen Laden, in die brennende Abendsonne. „Fertig?", fragt nun eine männliche Stimme sichtlich genervt und tritt zu uns.
Grinsend nickt Elsa mit dem Kopf und zeigt Alex stolz ihre Klamotten. Nicht gerade interessiert daran, lächelt er langsam und wendet sich nun zu mir. „Konzert?" Zögernd schüttle ich den Kopf und kaue nervös in meiner Innenwange herum.Konzerte sind nicht die beste Lösung um Anthony zu vergessen...
„Dachte ich mir", lächelt er und legt einen Arm um mich. „Wer mag schon Konzerte." Lachend legt Elsa nun auch ihren Arm um meine andere Schulter und zu dritt taumeln wir kichernd durch die vollen Straßen. Ich habe es so sehr vermisst. Vermisst mit meinen Freunden durch die Straßen zu laufen, vermisst mit Elsa shoppen zu gehen, vermisst glücklich zu sein.
Alex ist eigentlich nur dabei, weil Elsas Freund keine Zeit hatte und wir nicht nur zu zweit gehen wollten.
Naja, ich war diejenige die ihn gefragt hat, da ich weiß, dass er keine Fragen über Anthony stellen wird. Er kennt ihn zum Glück nicht einmal richtig.„Wo gehen wir hin?", fragt Elsa nun und wir biegen in die nächste Einkaufsstraße ab. „Eine meiner Lieblingsbars", gibt Alex von sich und tritt mit uns in eine dunkle Gasse, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Mit angehaltenen Atem bleibe ich stehen und lasse die Arme der beiden sofort los. „Warst du hier überhaupt schon mal?", gibt Elsa angewidert von sich und schaut auf die verschmieren Malereien an den Steinwänden. „Nö", lacht Alex als Antwort, worauf auch meine Freundin laut kichern muss.die Wut, die Trauer, die Erinnerungen.
Alles kommt wieder hoch, als ich die rote Rose an der Wand sehe.
Die young.Ich spüre wie sich die Tränen unkontrolliert in meinen Augen ansammeln, doch ich blinzle sie wütend beiseite. Nicht einmal in eine scheiß Bar kann ich gehen, ohne an ihn zu denken.
„Rose?" „Ja. Ja, ich komme", antworte ich Elsa und laufe schniefend hinter den beiden her. Es wird Zeit alte Erinnerungen mit neuen zu ersetzen.
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Die Dämmerung in dir
Genç Kurgu•pausiert• »𝐖𝐢𝐥𝐥𝐬𝐭 𝐝𝐮 𝐝𝐞𝐧𝐧 𝐬𝐭𝐞𝐫𝐛𝐞𝐧?« Krank verschließt sie sich immer weiter von der Außenwelt, in dem Wissen bald sterben zu müssen. Es ist schrecklich mit so einer Last zu leben und auch noch glücklich wirken zu müssen. Aber al...