Anthony
Lügen, Lügen, Lügen.
Lügen ist das einzige, was uns am Leben hält.
Jeder einzelne von uns hat mindestens ein Mal gelogen, um sich selber zu schützen.
Oder um andere zu schützen.
Andere, die einem wichtig sind.Doch bringen Lügen einen weiter?
Was bringen sie einem, wenn sie nur weitere Probleme und weitere Lügen mit sich schleppen.
Ich will garnicht zählen, wie oft ich in meinem Leben schon gelogen habe.
Doch sie?
Sie sollte nicht in ihren Lügen ertrinken, doch genau das passiert gerade.„Sie ist wieder aufgeplatzt."
Hör auf zu lügen Rose.
Du weißt wie es passiert ist und ich werde es bald herausfinden.Schon das zweite mal dieser Woche verarzte ich sie an der gleichen Verletzung, in dem gleichen Haus, in dem gleichen Raum und auf den gleichen Stühlen.
Und aus den gleichen Gründen.
Gewalt.
Doch wessen Gewalt war das zweite mal im Spiel?
Nur ihre eigene, oder die Tat eines anderen?Schweigend packe ich den kleinen, roten Koffer erneut in den Holzschrank und schaue sie von der anderen Seite der Kücheninsel schweigend an.
Letztes Mal habe ich sie in diesem Moment geküsst, sie auf meinen Arm genommen und sie auf das Sofa gelegt.
Doch dieses Mal scheint es mir etwas unpassend.Irgendetwas ist anderes. Sie benimmt sich anders. Sie weint anders.
Doch was ist so schreckliches passiert?
Die einzige Person die mit ihr im Haus war, war ihre Mutter.
Ich will Rose fragen.
Zu gerne will ich jedes einzelne Detail wissen was passiert ist, bevor sie zusammengekauert in ihrem Bett lag.
Doch ich weiß ganz genau, dass sie lügen würde.Nicht weil es ihr peinlich ist, was passiert ist.
Nein. Sie will jemanden schützen. Und der einzige jemand kann nur ihre Mutter sein, welche mir voller Wut die Tür aufgerissen hat, meinte ihre Tochter sei nicht zuhause und mir die Tür wieder vor der Nase zugeknallt hat.Nun seufzt sie laut auf, legt ihren Kopf in ihre zitternden Hände und versucht wieder den normalen Atemrhythmus zu finden.
Ich sehe, dass sie öfters Probleme damit hat, sich nach Stresssituationen zu beruhigen.
Ihr ungleichmäßiges Atmen, ihr zitternder Körper.
Ich weiß nicht wie es sich anfühlt und will es ungern herausfinden.
Es reicht mir schon ihr Leiden zu sehen.Langsam gehe ich um die Kücheninsel herum, bis ich hinter ihr stehe.
Ich höre wie ihr Atmen lauter und lauter wird. Wie sie versucht ihr schluchzen zu verbergen.
Und ganz vorsichtig lege ich meine Arme von hinten um ihren bebenden Oberkörper.
Ein lautes Schluchzen dringt aus ihrer Kehle, bevor sie sich hastig umdreht und ihre Arme um meine Brust schlingt.Etwas überrumpelt von ihrer Reaktion, halte ich für einen kurzen Augenblick die Luft an, doch versuche mich wieder zu zügeln, indem ich meine Arme um sie schlinge und sie nicht los lasse.
Denn dann wäre ich nicht besser, als all die anderen Menschen in ihrem verdammten Leben.Mit geschlossenen Augen ziehe ich sie fester zu mir, lege meinen Kopf in ihre verwuschelten, blonden Haare und inhaliere ihren süßlichen Duft.
Wie eine zarte Blüte, welche vor kurzem erblüht ist. Ein wenig nach Meer und Vanille. So kann man diesen Duft beschreiben.
Ich liebe Vanille.Ich spüre wie sie langsam ihre Fingernägel in meinen Rücken krallt und ihren Kopf fester gegen meine Brust stemmt.
Doch ich halte sie nicht davon ab.
Denn egal was dort in ihrem Haus passiert ist, sie muss es vergessen.
Und wenn das dabei hilft, lasse ich sie.
Wenn wegrennen dabei helfen würde, würde ich sie ans andere Ende der verfickten Welt fahren.Denn mit diesen Gefühlen soll sie ihren restlichen Sommer nicht verbringen.
Noch ein lauter Schluchzer und ihre Fingernägel ratschen über mein T-Shirt.
Ich drücke sie doller an mich.
Sie soll ihre Frust raus lassen.
Ihre Wut, ihre Aggressionen, ihre Trauer.
Roses Arme schlingen sich enger um mich und ihre Fingernägel dringen durch mein T-Shirt an meine Haut.
Ich versuche mich nicht zu verkrampfen und normal weiter zu atmen.
Sie soll nicht denken, dass sie mir weh tut.
![](https://img.wattpad.com/cover/292640797-288-k81536.jpg)
DU LIEST GERADE
Die Dämmerung in dir
Teen Fiction•pausiert• »𝐖𝐢𝐥𝐥𝐬𝐭 𝐝𝐮 𝐝𝐞𝐧𝐧 𝐬𝐭𝐞𝐫𝐛𝐞𝐧?« Krank verschließt sie sich immer weiter von der Außenwelt, in dem Wissen bald sterben zu müssen. Es ist schrecklich mit so einer Last zu leben und auch noch glücklich wirken zu müssen. Aber al...