LITTLE LIAR ⤿ Semishira

✎𝘒𝘢𝘱𝘪𝘵𝘦𝘭 𝘝𝘪𝘦𝘳

„Was soll das werden?"

Die Jungs tauschten ihre Blicke aus. Starrten dann zu Eita, er konnte aber genauso diesen Blick erwidern. Eita zog eine Augenbraue nach oben. Keiner sagte was, war doch klar. Er lief zwischen ihnen vorbei erntete noch entgeisterte Gesichter. Er wollte seinen Abend genießen, doch das war wohl vorbei.

„Was hat dich denn erwischt, Eita?"

Minayo blickte ziemlich geschockt nach oben zu ihm, welcher neben seinem Stuhl stand und das Glas Whiskey wegtrank. Mit einem lauteren Geräusch stellte er das Glas ab. „Scheisse alter" murmelte er in den grauen Stoff seines Pullovers. 

Minayo tauschte die Blicke mit seinen Kollegen. Er fing an zu Grinsen. Eita setzte sich hin und legte seinen Kopf in den Nacken, als sein alter Boss ihm mit der Hand auf die Schulter klopfte. „Alte Schulfreunde, nichts weiter"

„Ich bin am überlegen ob ich dich abfüll oder nach Hause schick, Kumpel" Eita hatte inzwischen den Kopf auf den Tisch gelegt, warum glaubt dieses scheiß Balg ihm nicht? Warum denkt er überhaupt über ihn nach? Shirabu ist gestorben, schon lange, er sollte ihn vergessen, ganz schnell, sonst wird er ein Alkoholproblem nach dem nächsten vernichten und dann höchstwahrscheinlich alles was er sich erarbeitet hat an die Wand nageln.

Die Jungs schauten alle zu ihm, manche von ihnen waren ein wenig schadenfroh und wollten ihn sehr gerne abfüllen und dann zusehen wie er Kühen auf der Straße hinterherjagt, aber auch waren einige da, die so ziemlich dafür waren, ihn heimzuschicken. „Falls ihr euch irgendwas lustiges erhofft, eher heul ich, wenn ich betrunken bin, ihr Dämonen"

Eita stand auf und packte sein Portemonnaie raus. Er legte Geldscheine auf den Tisch. „Das spendier ich euch noch, haut rein, wir sehen uns" Er nahm seine schwarze Jeansjacke und winkte zum Abschied, Minayo grinste, er freute sich auf einige Runden, die er sich damit noch holen konnte. Eita war froh endlich nach Hause zu gehen. Er wollte einfach seine Ruhe haben, vorallem nachdem er diese Idioten vom Volleyballclub treffen musste, war das nötig? Er wollte ihnen eigentlich nicht mehr über den Weg laufen, das an der Absperrung heute morgen hatte ihm gereicht.

Also trottete er nach Hause. Die Idioten werden ihn schon nicht verfolgen. Schließlich sollten sie ja nichts von ihm wollen. Es ist als wären sie wieder jünger, in der Schule, oder so. Als er jünger war hatte er immer dasselbe Gefühl bei ihnen, als wäre er nutzlos und unwichtig.

Aber wie kam es überhaupt zu diesem Gefühl?

Mal an die Zeit gedacht wo er 16 war. Ein Kerl mit gefärbten, man würde sagen, blonden Haaren und einem absolut komischen Modegeschmack, dazu spielte man dann auch noch Gitarre und wer weiss ob das gut war? Sinn für Mode hatte er immer noch nicht, aber wenn man einfach eintönige Sachen kaufte, die jeder Zweite trägt, kann man nicht viel falsch machen. Aber warum war er schließlich so nutzlos? Sind es die Freunde, die es rechtfertigen, dich aufgrund deines komischen Sinnes für Mode auszuschließen? Anscheinend war er ein Dorn im Auge, aber warum? Denn wenn, zum Beispiel, Frauen sich vor so Kerlen fernhalten, sollten sie doch froh sein, dass er so hässlich ist oder eben war.

Er kickte die Steine vom Bürgersteig, was hatte ihn noch gleich hier her gebracht? Er hatte doch ganz andere Träume. War es die Wut? Wie wurde er Boss und schaffte es für die Regierung zu arbeiten?
Als hätte man einen Knopf umgeschaltet. Warum durchforsten ihn diese Gedanken? Alles nur wegen der Anwesenheit dieser Weicheier. So nannte er sie mittlerweile.

An seinem Apartment angekommen betrachtete er sich erst im Spiegel. Da ist kaum noch was von früher zu sehen. Rein gar nichts. Das Einzige was gleich geblieben ist, ist der Name und vielleicht die Stimme. Die war immernoch ziemlich hell, so eine richtige Sänger Stimme eben, mit die er aber sowieso nichts mehr anfangen wird, höchstens unter der Dusche, wenn überhaupt. Also wie hatten die Jungs ihn überhaupt erkannt?