17. Kapitel

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Es war spät geworden. Ein sanftes, rötliches Licht war noch am Horizont zu erkennen, doch das Silberflies nahm schon einen Großteil des Himmels über Flammenwind ein. Die Kätzin lag in der Wiese nahe der Klippe und starrte nachdenklich in die aufkommende Dunkelheit der Nacht. Sie bekam einfach nicht aus dem Kopf, was Blüte über die aktuelle Situation bei den Streunern berichtet hatte. Sie war zwar sehr froh darum, dass ihre Mutter sie nicht hasste, wie ihr Bruder, und auch, dass ihr nichts Schlimmes widerfahren ist. Trotzdem sorgte sie sich sehr über die Umstände, und auch um alte Gefährtinen. Besonders um die Jüngeren unter ihnen.

»Nachtschweif hat sich dazu bereit erklärt die Jungen deiner Mutter aufzunehmen«, sprach jemand hinter ihr.
Firnstern gesellte sich zu der jungen Kriegerin.
»Du wirkst nachdenklich. Ist es wegen der neuesten Ereignisse bei den Streunern?«, wollte der Anführer wissen.
»Ja, ich sorge mich wirklich sehr um die Katzen dort«, gab Flammenwind zu.
»Ist es falsch, dass ich mir um die Angehörigen unserer Feinde Sorgen mache?«, wollte sie ein wenig schuldbewusst wissen.
»Ich verübele es dir keineswegs. Schließlich kennst du diese Katzen und bist bei ihnen groß geworden. Nachtschweif macht sich auch immer Sorgen um ihre ehemaligen Clangefährten, auch wenn der NachtClan ebenfalls eigentlich unser Feind ist, weißt du? Es ist das natürlichste Gefühl der Welt«, beruhigte sie der Kater.

»Nicht nur dich beunruhigt dieses Geschehnis. Ich fühle mit dir, Flammenwind, genauso wie auch Windschweif, Nachtschweif und Nebelwolke. Wir alle fühlen uns unwohl damit, dass unsere Feinde ihresgleichen so unwürdig behandeln. Und dennoch können wir nichts dagegen tun. Wir können Fang schließlich nicht vorschreiben, wie er seine Katzen zu behandeln hat. Er lässt uns ja auch schließlich nicht mit ihm reden. Wir können nur hoffen, dass sich das bald wieder ändert.«
Zwischen den Beiden keimte nun wieder Stille auf. Allmählich verschwand nun auch das letzte Sonnenlicht vom Himmel und die Schwärze nahm nun entgültig überhand. Kälte legte sich über das Land.

»Ich muss mich auch bei dir entschuldigen, Flammenwind. Das ist schon lange überfällig.«
»Wofür denn?«, wollte die Kätzin wissen und war sichtlich verwirrt.
»Als Minzblüte damals berichtet hat, dass du mit Schattenwind gesprochen hast und du enthüllt hast, dass du eine seiner Nachfahren bist, habe ich dir misstraut. Zu unrecht. Ich habe die Angst, die ich durch Geschichten über ihn hatte, auf dich übertragen. Das war falsch und ich entschuldige mich dafür aufrichtig bei dir. Du bist eine hervorragende, vielversprechende junge Kriegerin mit einem gütigen Herzen und dem EisClan treu ergeben. Ich bin sehr froh, das du bei uns bist.«
Flammenwind sah ihren Anführer ungläubig an.
»Das habe ich doch schon lange vergessen gehabt und es ist auch schon Monde her. Ich habe lieber meinen Fleiß und meine Taten sprechen lassen als meine Herkunft«, erwiderte die Kätzin und richtete sich auf, sodass sie nun neben Firnstern saß.

»Das habe ich auch gesehen. Und deshalb war es mir wichtig dir zu sagen, dass mir diese Fehleinschätzung leid tut.«
Firnstern sah der Kätzin direkt in die Augen.
»Es gibt noch etwas anderes, was ich dir sagen wollte. Es geht um Lavendelfells Jungen. Ich habe vor sie morgen zu Schülern zu ernennen. Ich weiß, du hast dich als Schülerin immer tüchtig um Lavendelfell gekümmert und eine gute Bindung zu den Jungen. Und auch wenn ich dir gerne schon einen Schüler anvertrauen würde, du hast auf jeden Fall das Zeug dazu eine gute Mentorin zu werden, möchte ich mit deinem Schüler gerne noch ein bisschen warten.«
»Ich habe keinesfalls erwartet jetzt schon einen Schüler zu bekommen. Ich bin nicht eifersüchtig darauf wenn ich keinen bekomme«, versichterte Flammenwind dem Anführer.
»Darf ich wissen wer die neuen Schüler ausbilden wird?«

»Deswegen wollte ich dir das sagen. Steinbart und Eisnase werden ihren ersten Schüler schon bekommen. Ich wollte keineswegs, dass du eifersüchtig wirst oder dich benachteiligt fühlst. Ich habe den Eindruck, den beiden würde ein Schüler sehr gut tun«, antwortete Firnstern daraufhin.
»Steinbart kommt mir noch sehr verträumt vom Kriegersein vor und Eisnase ist sehr tüchtig und ein treuer Krieger, keine Frage. Ich habe allerdings den Eindruck er braucht ein wenig mehr Gefühl für Empathie. Ich hoffe ein Schüler hilft den beiden reifer zu werden.«
»Das verstehe ich und ich kann deine Entscheidung nachvollziehen«, nickte die rote Kriegerin.
»Wer wird denn noch einen Schüler ausbilden?«
»Seefell, Himmelsblüte und Sturmfang. Eigentlich wollte ich Nachtschweif einen der Schüler anvertrauen. Aufgrund der Umstände habe ich mich für Sturmfang entschieden.«
Der Kater drehte sich daraufhin um und lief Richtung Lager.
»Bleib nicht so lange hier draußen, nicht das du dich noch erkältest«, mahnte der Kater sie noch, ehe er verschwand.
Flammenwind wollte noch nicht zurück ins Lager. Es kreisten ihr noch ein paar Gedanken im Kopf herum, die sie nicht losließen.

Warrior Cats - Flammenwinds BürdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt