1.Kapitel

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Die Sonne kitzelte auf Flammes rötlichem Fell, als sie aus ihrem Nest kletterte und sich genüsslich dehnte. Danach lief die junge Kätzin leichtpfotig zu einer kleinen Pfütze um Wasser zu schlabbern. Jedoch schmeckte dieses nicht sonderlich berauschend, eher nach den Ausstoßungen der Monster.
,,Guten Morgen, Flamme! Kannst du mit mir und Wasser spielen?", grüßte eine kleine schwarze Kätzin die Rote.
,,Hallo Glut. Ich bin doch erst aufgestanden. Darf ich erst mal jagen gehen?", fragte sie das Junge.
,,Oh, klar. Kannst du bitte dabei nach unserer Mutter ausschau halten? Sie wollte auch jagen, ist aber noch nicht wieder da."
,,Ihr habt noch nichts gegessen? Warum hat euer Vater nicht für euch gesorgt?", fragte sie betroffen.
,,Dachs hat sich mit Flieder gestritten.", erklärte eine braune Kätzin, die zu den beiden kam.
,,Aber das ist doch noch lange kein Grund seine Jungen verhungern zu lassen! Auserdem ist Flieder aus der Übung, weil sie die Jungen versorgt hat. Es dauert bestimmt noch lange, bis sie wieder da ist!", stellte Flamme entsetzt fest.
,,Da kann man leider nichts ändern.", seufzte die Braune.
,,Aber Zara! Meine Eltern haben sich auch öfters gestritten und trotzdem hat Kralle für meine Mutter, meinen Bruder und mich gejagt!"
,,Narbe ist aber auch von Fang ausgewählt worden und da Kralle sein Stellvertreter ist musste er zwangsläufig dafür sorgen, dass ihr Futter habt.", erklärte die ältere Kätzin.
Flamme fauchte wütend. Warum musste sie ausgerechnet in diese Streunerbande geboren werden! In ihrem Augenwinkel bemerkte sie, dass eine Elster auf einem der kaputten Balken landete und ihr Gefieder putzte. Natürlich lies sich die junge Kätzin diese Gelegenheit nicht entgehen. Leise und gegen den Wind schlich sie sich an den Vogel an und sprang elegant auf diesen. Die Elster schrie entsetzt auf und versuchte sich aus Flammes Krallen zu befreien, doch diese machte ihr mit einem harten Pfotenschlag ins Genick den Gar aus.
,,Toller Fang! Lass ihn dir schmecken!", lobte Zara sie. Glut nickte ebenfalls, jedoch konnte man an ihrem Blick eindeutig sehen, dass sie hungrig war.
,,Nein. Das ist für Glut und Wasser. Die beiden müssen etwas essen.", entgegnete Flamme, nahm den Vogel und trug ihn zu der schwarzen Kätzin. Ihre gelben Augen glänzten vor Freude.
,,Wir können ihn doch teilen. Der Vogel ist groß genug.", bot die kleine Kätzin an.
,,Wenn das für dich und Wasser in Ordnung ist.", willigte die Rote ein.
,,Na klar! Komm mit!"
Die Kleine sprang fröhlich davon und Flamme folgte ihr. Sie kamen zu einem kleinem Bau, vor dem sich eine kleine graue Kätzin sonnte.
,,Wasser! Schau mal was uns Flamme für ein tolles Frühstück gefangen hat!", brüllte Glut und ihre Schwester blickte zu ihr auf.
,,Wahnsinn! Das ist aber eine fette Elster. Ist die wirklich für uns?", fragte sie ungläubig.
Flamme nickte und legte den Vogel vor den Geschwistern ab, die sich sofort über diesen her machten. Doch mehr als die Hälfte der Beute schafften sie nicht. Den Rest fraß die rote Kätzin. Sobald sie fertig war leckze sie sich genüsslich über die Lippen.
,,Spielst du mit uns?", fragte Wasser.
,,Gut. Wie wäre es mit Nachjagen?", schlug Flamme vor.
,,Ja! Wasser und ich fangen deinen Schweif!", rief Glut freudig.
Sofort sprang die Schwarze auf und versuchte Flammes Schwanz zu erwischen, jedoch sprang diese schnell auf und wich den kleinen Pfoten aus. Auch Wasser versuchte ihr Glück und verfehlte nur knapp ihr Ziel. Flamme rannte schnell über den Platz, gefolgt von den beiden Jungen. Natürlich lies Flamme den beiden eine Change und rannte nicht all zu schnell und hielt ihren Schweif relativ tief, doch die Kleinen schafften es nicht sie zu erwischen. Dennoch machte ihnen das Spiel großen Spaß. Nach einer Weile kam eine hübsche weiße Kätzin auf sie zu und sie liesen von ihrem Spiel ab.
,,Mama!", riefen die beiden Jungen und rannten auf die Kätzin zu.
Diese legte eine kümmerliche Wühlmaus vor ihren Jungen ab.
,,Tut mir leid. Mehr ist mir nicht zwischen die Krallen gekommen.", bedauerte sie und man konnte ihren Scham in ihren grünen Augen sehen.
,,Flamme hat für die beiden gejagt.", mischte sich Zara ein, die gerade vorbeilief.
,,Wirklich?"
Die Kätzin nickte.
,,Ich danke dir. Ich weiß nicht, wie ich mich erkenntlich zeigen soll.", miaute Flieder.
,,Das ist nicht der Rede wert.", wehrte Flamme ab.
,,Flieder, hast du schon etwas gefressen?", fragte Zara besorgt.
Die Kätzin schüttelte den Kopf.
,,Dann friss deinen Fang. Ich besorge dir noch was.", versprach die Braune und jagte davon.
,,Na kommt ihr beiden. Es ist schon Sonnenhoch. Es ist Zeit für euren Mittagsschlaf.", meinte die Weiße, nahm die Maus auf und ging mit den zwei Jungen zu ihrem Nest.
,,Bis später Flamme.", miaute Glut.
,,Es hat Spaß gemacht mit dir zu spielen.", verabschiedete sich auch ihre Schwester.
Flamme winkte ihnen mit ihrem Schweif zum Abschied und lief durch das Lager zu einem ruhigem Plätzchen, um sich gründlich zu waschen. Sie fand einen gemütlichen, sonnigen Flecken und säuberte sich gründlich den Pelz. Sie leckte gerade ihre Vorderpfoten sauber, als sie sah, dass Fuchs, ein orangeroter Kater, gefolgt von einem fremden braunen Kater das Lager betrat. Die Kätzin sprang auf und ging zu ihnen.
,,Hey Fuchs, will sich der uns anschließen?", fragte sie.
,,Pff. Schön wärs. Er gehört zu den Waldkatzen. Wir haben ihn gefangen, als er an der Grenze gejagt hat. Kralle hat ihn geschnappt und mir gesagt, ich soll ihn ins Lager bringen. Weißt du wo Fang ist?", knurrte der Kater.
,,Er ist mit Narbe trainieren.", antwortete die Kätzin gelassen.
,,Ist überhaupt jemand hier im Lager?", fragte der Kater irritiert.
,,Nur ich, Flieder und die Jungen."
,,Ich muss zurück zu Kralle. Wirst du mit ihm fertig?", fragte Fuchs die Kätzin.
Flamme musterte den Fremden. Der hellbraune Kater war etwa in ihrem Alter und hatte gelbe Augen, die wütend auf sie und Fuchs gerichtet waren. Sein weißes Bauchfell hatte rote Blutsprenkel, die aus seinem Kampf mit Kralle kommen mussten. Vor allem seine Hinterläufe waren stark zerkratzt und bei genauerem Betrachten konnte man erkennen, dass er sein linkes Bein nicht allzusehr belastete. Obwohl er verletzt war, machte er aber einen stolzen und starken Eindruck. Flamme war erst etwas skeptisch, antwortete aber:,, Klar. Du kannst dich auf mich verlassen."
,,Gut. Ich bring ihn weg und du bewachst ihn.", sagte Fuchs und ging weiter.
Die Waldkatze folgte ihm schweigend und Flamme ging hinter ihnen her. Fuchs führte sie zu einer kapputen Zweibeinermauer, über der ein paar Bretter lagen und eine kleine Höhle bildeten. Der orangene Kater stieß den Verletzten etwas unsnaft dort hinein, sodass dieser zusammensackte.
,,Du hast das Kommando.", sagte Fuchs zu Flamme und wand sich ab.
Die Kätzin setzte sich neben den Eingang und betrachtete den Kater, welcher da lag und ins leere starrte.
,,Hey, ist alles in Ordnung?", fragte sie.
,,Was verstehst du schon davon.", knurrte er kalt.
,,Ich wollte nur nett sein. Wenn du Stress haben willst, kannst du das natürlich gerne.", konterte Flamme angespannt.
Nach einem kurzen Moment der Stille antwortete die Waldkatze wieder:,,Tut mir Leid. Ich bin nur frustriert. Ich kann es nicht glauben, dass ich jetzt der Gefangene von ein paar Streunern bin."
,,Hälst dich wohl für was besseres.", miaute Flamme schnippisch.
,,Es ist tausend mal besser in einem Clan zu leben, als so ein Leben zu führen!"
,,Was ist daran toll an tote Katzen zu glauben und schlimmer zu kämpfen, als unsere Ahnen die Löwen und Tiger?", fragte Flamme verwundert.
Ihre Mutter Blüte hatte schon immer erzählt, dass die Waldkatzen schlimme Monster sind und alles töten, was ihnen in den Weg kommt. Anders als die Löwen, die immer ehrbar und tapfer gekämpft haben. Der Kater schien verwirrt.
,,So denkt ihr von uns?", fragte er.
,,Ist es etwa anders?"
,,Klar. Wir sind keine Monster. Wir leben mit unserem Clan nach dem Gesetz der Krieger. Wir töten nur, wenn uns nichts anderes übrig bleibt.", erklärte der Kater und begann ein paar seiner Wunden zu lecken.
,,Wir folgen stumm Fangs Befehlen und ihr hört auf das Gesetz eurer Ahnen?", fragte Flamme verwundert.
,,Nicht direkt. Jeder Clan hat einen Anführer und einen Stellvertreter die den Clan anführen. Das Gesetz der Krieger ist unsere Lebensweiße.", erklärte der Fremde.
,,Und was hat das mit der Beterei zu den Geistern toter Katzen auf sich?"
,,Wenn eine Katze verstirbt kehrt ihr Geist zum SternenClan. Das Band das du am Nachthimmel siehst ist das Zuhause dieser. Aber nur Clankatzen kommen dort hin. Die Geister wachen über uns und zeigen uns den rechten Weg. Einem Anführer geben sie sogar neun Leben."
Flamme war verwundert. Waldkatzen waren doch nicht so, wie es ihr immer erzählt wurde.
,,Wie ist es in einem Clan zu leben. Ist es besser, als das einsame Leben von uns?", fragte Flamme.
Plötzlich fing der Kater an zu lachen.
,,Du bist lustig. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Streunerin sich für das Clanleben interessiert. Ich dachte, alle Streuner denken nur an sich selbst."
,,Ich nicht. Ich helfe lieber anderen Katzen als mich den lieben langen Tag von Fang rumkomandieren zu lassen. Desshalb bin ich eigentlich nicht oft da."
,,Wenn du wirklich wissen willst wie es ist in einem Clan zu leben, dann solltest du das selbst herrausfinden. Allerdings wirst du das wohl nicht schaffen, weil zwischen uns Krieg herscht. Warum mach ich dir eigentlich falsche Hoffnungen."
Der Kater wendete sich wieder seinen Verletzungen zu und schenkte der roten Kätzin keinerlei Beachtung.
,,Weißt du, ich habe mich schon lange nicht mehr so freundlich mit einer fremden Katze unterhalten. Denkst du, es könnte Frieden geben?",fragte Flamme.
Der Gefangene sah sie kurz an. Flamme meinte, in seinen Augen sowas wie Hoffnung zu sehen.
,,Du glaubst noch an Frieden? Wir bekämpfen uns schon seit einigen Blattwechseln, und du kannst an Frieden denken?", fragte er verwundert.
,,Ja. Ich glaube, wir verstehen uns einander nicht, aber wenn wir uns besser kennen würden und auch unsere verschiedenen Lebensweißen, dann könnten wir friedlich miteinander leben."
,,Du bist ja eine. Wie heißt du?"
,,Ich bin Flamme"
,,Hübsch, passt zu dir. Mein Name ist Steinpfote."
,,Ungewöhnlicher Name.", meinte die Kätzin.
,,Das denkst du. Im Clan ist das ganz normal. Komm, ich erzähle dir mehr von uns. Und wenn ich jemals von hier wegkommen sollte, werde ich Firnstern darum Bitten dir im Clan einen Platz zu geben.", miaute Steinpfote und begann zu erzählen.

,,Ich bin mit der Wache dran. Geh schlafen.", miaute der tiefrote Kater, der zu Flamme kam.
Die Kätzin nickte und überlies ihm den Platz. Etwas müde tappte sie zu ihrem Schlafplatz.
,,Hey, Flamme!", rief ein junger schwarzer Kater mit einer Narbe im Gesicht.
Die Kätzin lief zu ihm.
,,Was gibt's?"
,,Du hast ihn gut bewacht. Denkst du, du kannst das die nächsten Tage auch noch machen?", fragte er.
,,Ja, aber wie lange wird er noch da bleiben?"
Der Kater grinste verschwörerisch.
,,Fang hat ihnen Zeit bis zum Halbmond gegeben. Danach ist er fällig."
,,Aha. Ich geh dann mal wieder.", miaute Flamme und wand sich ab.
,,Hab ich dir Angst gemacht?", fragte der Kater noch.
Die Rote wand sich nochmal um.
,,Narbe, du weißt, wie ich zu dem Kampf zwischen den Clans und uns stehe. Du machst mir keine Angst. Nur deine Entwicklung. Es macht mich traurig zu sehen, wie du, als mein Bruder, innerlich so verkümmerst.", miaute sie und lies ihren Wurfgefährten hinter sich und ging zu ihrem Nest.
Sie sah zum Himmel auf. Die ersten Sterne funkelten dort und Flamme erkannte das Band, das Steinpfote Silbervlies genannt hatte. Ob dort wirklich tote Katzen sind? Die Zeit verstrich und im Lager wurde es immer ruhiger. Als auch die letzte Katze in ihrem Nest schlief sah Flamme ihre Change. Sie stand auf, schlich zum Zweibeinerzaun und zwängte sich durch ein loses Brett. Danach rannte sie in den Wald, um den EisClan zu suchen. Um Steinpfote zu retten.

Warrior Cats - Flammenwinds BürdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt