Prolog

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Es war Nacht und der Mond glänzte wie eine Kralle am Himmel. Es war still und friedlich, nur in weiter ferne hörte man das Knistern von Feuer.
,,Machst du dir Sorgen, Firnstern?", krächzte eine alte silbergraue Kätzin, die über die Felsplatte gehumpelt kam.
,,Schon etwas. Das Feuer könnte auf den Wald übergreifen.", antwortete der weiße Kater, der das Schauspiel in der Ferne beobachtete.
,,Das wird es nicht. Der Wind würde höchstens dafür Sorgen, dass noch mehr Zweibeinernester anfangen zu brennen.", beruhigte sie ihren Anführer.
,,Ich hoffe, dass du recht behälst, Gletscherwasser. Kann es nicht sein, dass der Wind dreht?"
,,Wird er nicht, keine Sorge. Ich bin zwar blind, aber trotzdem spüre ich das Wetter. Der Wind wird noch eine ganze Weile so bleiben."
,,Und wenn der SternenClan..."
,,Der Wind wird nicht drehen, selbst wenn es der SternenClan so will!", keifte die alte Kätzin.
,,Das meine ich nicht.", verteidigte sich der Kater überrascht.
,,Und was ist mit dem SternenClan?", fragte Gletscherwasser monoton und mit wenig Interesse.
,,Ich wüsste gerne, ob er ein Zeichen gesand hat."
,,Bisher noch nicht, aber ich spüre, dass bald etwas geschehen wird.", antwortete Gletscherwasser dem Kater.
Die beiden Katzen schwiegen und starrten beide in die Ferne der Nacht, in der das Feuer seine tiefroten, glühenden Flammen in den dunklen Himmel zum Silbervlies streckte. Das Scharren von Pfoten auf dem felsigen Untergrund kündigte das Kommen einer weiteren Kätzin an. Die nachtschwarze Kätzin mit eisblauen Augen blieb ein paar Pfotenschritte hinter ihnen stehen.
,,Brennt das Feuer immer noch?", fragte sie besorgt.
,,Das siehst du doch, Nachtschweif.", antwortete die blinde Kätzin schnippisch.
,,Ich mache mir nur Sorgen, wegen der Patroullie, die Firnstern geschickt hat.", verteidigte sich die Kätzin.
,,Das musst du nicht. Sie sind jeden Moment im Lager. Ich höre schon ihre Pfotenschritte und rieche den Qualm an ihren Pelzen.", krächzte die Heilerin.
Kaum später traf die von Gletscherwasser angekündigte Gruppe im Lager ein. Die vier Katzen, wovon eine weiße Kätzin stark hustete, kam auf die drei Katzen zu um ihnen Bericht zu erstatten.
,,Schneeglanz hat Qualm eingeatmet.", erklärte eine sandfarbene Kätzin.
,,Sie soll zu Minzpfote gehen. Sie weiß schon welche Kräuter sie benutzen muss.", befahl Gletscherwasser. Die Kätzin nickte und verschwand kurz darauf in einer Höhle.
,,Wieso hat Windschweif einen Stock im Maul?", fragte Nachtschweif verwirrt.
,,Den solltet ihr euch mal genauer anschauen.", meinte die vierte Katze, ein weißgrauer Kater, und gab dem getigerten mit einem Schwanzschnippen zu erkennen, dass er den Stock ablegen konnte. Dieser lies sich das nicht zweimal sagen und legte den Stock angewiedert ab.
,,Bäh! Ich nehm nie wieder einen verkohlten Stock ins Maul!", fluchte er und rannte zu einem kleinen Bergbach, der in der Nähe floss.
,,Warum im Namen des SternenClans bringt ihr einen verkohlten Stock von eurer Patroullie mit? Woher habt ihr den überhaupt?", fragte Firnstern.
,,Er lag mitten im Wald, wo nicht mal ein kleiner Funke des Feuers hingekommen ist.", erklärte die Sandfarbene. Auf ihre Worte hin begann Gletscherwasser den Stock zu untersuchen.
,,Ich denke, du solltest ihr erzählen, wie der Stock aussieht.", meinte der Weißgraue Kater. Die Katzin nickte.
,,Der Stock ist wegen dem Ruß so schwarz wie die Nacht, aber im Mondlicht glänzt er so wie Eis oder frisch gefallener Schnee.", beschrieb die Kätzin.
,,Das ist ein Zeichen des SternenClans!", erfuhr es die alte Kätzin.
,,Nur Flammen können Eis und Nacht vor dem Untergang retten!"
,,Was soll das bedeuten, Gletscherwasser?", fragte Firnstern verwundert.
,,Wie sollen Flammen etwas retten? Feuer kann nur zerstören. Sonst wäre Rehsprung noch am leben.", beharrte Himmelsblüte.
,,Gletscherwasser, bei allem Respekt, kann es nicht sein, dass der SternenClan damit etwas anderes meint?", fragte der Weißgraue.
,,Nein, Sturmfang. Genau das sind die Worte des SternenClans.", erwiederte die blinde Heilerin.
,,Aber was haben sie zu bedeuten?", wollte der Krieger wissen.
,,Ich denke, dass mit Eis und Nacht die Clans gemeint sind.", warf Nachtschweif ein.
,,Und mit dem Untergang ist bestimmt von den Streunern im Zweibeinerort die Rede.", überlegte Himmelsblüte.
,,Da könntet ihr recht haben. Sie machen uns schon so Probleme und das Feuer wird dafür sorgen, dass sie noch mehr ums Überleben kämpfen werden.", meinte die Alte.
Firnstern nickte.
,,Den Berichten von einigen Hauskätzchen zufolge sind sie mehr als wir und kämpfen brutaler und unehrbarer als Krieger. Das hat Nebelwolke mir erzählt.", erzählte der Anführer.
,,Das stimmt. Wir haben wegen ihnen schon drei Krieger und vier Schüler verloren. So viele Katzen sind noch nicht mal in den letzten Blattwechseln bei einem Kampf gegen den NachtClan gestorben.", meldete Sturmfang bedauernd.
,,Und wegen Grünem Husten sind auch viele Katzen gestorben.", seufzte Nachtschweif traurig.
,,Seefell trauert noch immer um ihre toten Jungen. Wenn sie die Krankheit überlebt hätten, wären sie starke Krieger geworden.", seufzte auch Himmelsblüte.
,,Wenn wir schon bei Jungen sind, du solltest zu deinen in die Kinderstube.", empfahl Gletscherwasser der Kätzin.
,,Ach was, Seefell ist bei ihnen.", protestierte die Sandfarbene.
,,Himmelsblüte, du solltest auf Gletscherwasser hören. Du warst nur Teil der Patroullie, damit du Bewegung bekommst. Steinjunges und Eisjunges haben den ganzen Abend nach dir gemauzt und es hat Seefell alle Pfoten voll Nerven gekostet, bis sie die beiden zum schlafen gebracht hat.", mischte sich Firnstern ein.
,,Na gut.", gab die Königin nach und verlies die Gruppe.
,,Aber um auf das Thema zurückzukommen. Wie sollen uns Flammen retten?", fragte der Anführer die Heilerin.
,,Das weiß nur der SternenClan.", wisperte die alte Kätzin und blickte gendankenverloren, mit ihren blinden Augen, zum Silbervlies empor.

Warrior Cats - Flammenwinds BürdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt