Warrior Cats - Flammenwinds Bürde

7. Kapitel

Wahnsinn!, dachte Flammenpfote. Ich habe echt vom SternenClan geträumt! Und ich werde die Clans retten! Sollte ich vielleicht Firnstern von meinem Traum berichten?
Die Schülerin sah sich im Bau der Schüler um. Steinpfote und Eispfote waren schon auf. Sie waren wohl zur Frühpatrouille eingeteilt worden. Draußen schien zwar die Sonne herein, aber sie stand noch nicht sonderlich hoch. Es war wohl doch noch relativ früh. Doch die Kätzin war nun schon wach und einfach weiterschlafen wollte sie auch nicht. Sie entschloss sich aufzustehen. Vielleicht konnte sie sich schon irgendwo nützlich machen. Sie tappte aus dem Bau und streckte ihre müden Glieder in der warmen Morgensonne. Eine wahre Wohltat für ihren Körper. Schon gleich fühlte sie sich um längen aufgeweckter und hielt auf den Frischbeutehaufen zu. Die Luft war noch angenehm kühl von der Nacht und einzelne Gräser trugen sogar noch Morgentau. Die rote Kätzin nahm sich gerade eine Maus, als sie jemanden ihren Namen rufen hörte. Als sie sich umdrehte sah sie nur Minzpfote und Gletscherwasser durch den Eingang kommen. Sie waren ja heute Nacht beim Heilertreffen gewesen.
,,Wir müssen mal mit dir reden. Kommst du?", erklärte die Heilerschülerin und Flammenpfote nickte gehorsam.
Sie legte ihr Frühstück zurück und folgte den Heilerinnen, die auf den Bau des Anführers zuliefen. Unsicherheit überkam die Kätzin. Wussten die Kätzinnen etwa über ihren Traum bescheid? Wussten sie, dass es eine Prophezeiung gab, die sie erfüllen musste?
,,Firnstern? Dürfen wir eintreten?", fragte Minzpfote, als sie vor dem Eingang standen.
,,Kommt rein", antwortete er und die drei Katzen traten durch den Rankenvorhang, der den Bau vor Wind schützte.
,,Ich hoffe, wir haben dich nicht geweckt", eröffnete die dunkelgraue Kätzin das Gespräch.
,,Keine Sorge, ich bin schon etwas länger wach. Was gibt es denn?"
,,Es geht um die Prophezeiung. Ich denke, es gibt sowas wie Neuigkeiten", erklärte Gletscherwasser.
,,Minzblüte, bitte sag ihnen, was du gesehen hast."
,,Moment mal. Du hast ja deinen Heilernamen erhalten! Herzlichen Glückwunsch!", mischte sich Flammenpfote ein.
Die junge Heilerin lächelte dankbar und auch Firnstern schenkte ihr ein anerkennendes Schnurren.
,,Nun ja. Ich denke, es ist Zeit Flammenpfote über die Prophezeiung aufzuklären. Oder weißt du schon darüber bescheid?", fragte sie die Schülerin.
,,Nun ja. Ich bin heute Nacht im Traum SternenClan Katzen begegnet. Meinst du ,Nur Flammen können Eis und Nacht vor dem Untergang retten'?", erzählte die Kätzin.
,,Ja."
,,Komm zum Punkt, Minzblüte", murrte Gletscherwasser ungeduldig und ihre Schülerin nickte.
,,Ich habe Flammenpfote gesehen. Neben ein paar Sternenkriegern ist sie auch Schattenwind begegnet", sagte die dunkelgraue Kätzin mit fester Stimme und die Schülerin erschrak innerlich.
Minzblüte hat mich gesehen?! Wann? Wo?
,,Er hat mit ihr alleine gesprochen. Was er ihr erzählt hat weiß ich nicht, aber mir scheint es, als würde er sie für etwas benutzen wollen", ergänzte sie überzeugt.
,,Ist das wahr, Flammenpfote?", fragte Firnstern angespannt.
Er war aus seinem Nest aufgesprungen und hatte sich vor der Kätzin aufgebaut und musterte sie mit einem erschreckten, aber auch strengem Blick.
,,Ja, ich habe mit ihm gesprochen", antwortete sie eingeschüchtert.
Angst breitete sich in ihrem Körper aus. Die Katzen schienen böse auf sie zu sein. Warum? War es falsch gewesen mit ihm zu sprechen? Die Katzen des SternenClans waren zwar auch nicht begeistert gewesen, als der Kater zu ihnen gestoßen war, aber war es trotzdem ein Grund geschockt zu sein? Auch wenn sie wusste, dass er zu seinen Lebzeiten wohl Fehler gemacht hatte, die er jetzt bereute, war es doch lange kein Grund ihn immernoch zu hassen.
,,Sag mir sofort was ihr besprochen habt! Hat er dir irgendetwas getan? Irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt?", fragte Firnstern aufbrausend.
,,Ich... Ich...", versuchte sie anzusetzten, war aber zu aufgeregt und angespannt ein Wort rauszubekommen.
Das ihr Anführer und Minzblüte sie mit einem durchdringendem Blick anstarrten machte es auch nicht gerade besser.
,,Bleib ruhig und erzähle uns alles der Reihe nach. Vom Anfang bis zum Ende deines Traums", wieß Gletscherwasser ruhig an und Flammenpfote atmete einmal tief ein.
Ja. Erzähle es ihnen in aller Ruhe...
,,Zuerst bin ich Rauchstern, Lilienbriese und Adlersturz begegnet. Sie wollten mit mir sprechen wegen der Prophezeiung und haben gesagt, dass ich sie erfüllen werde. Als ich sie fragte, warum ausgerechnet ich diese Aufgabe habe, sagten sie, dass sie es nicht wissen. Dann ist Schattenwind gekommen und hat gesagt, dass er diese Prophezeiung in die Welt gesetzt hat", begann sie.
Beim Erzählen merkte sie das sie ruhiger wurde und das Zittern in ihrer Stimme erstarb.
,,Das kann ich mir so nicht vorstellen", knurrte der Anführer des EisClans.
,,Nein, sie sagt die Wahrheit", erwiderte Gletscherwasser ihm jedoch.
,,Warum sollte Schattenwind den Clans ein Prophezeiung zu deren Rettung schicken!", blaffte der weiße Kater angespannt.
,,Er will seine Fehler wieder gut machen", erklärte Flammenpfote mit fester Stimme.
,,Ich weiß zwar nicht, was er damals getan hatte und warum er verbannt wurde. Aber was ich weiß, ist, dass er derjenige ist, dem ich es zu verdanken habe, dass ich mein Leben nicht als Streunerin fristen muss. Er hat mich nämlich zu euch gebracht."
,,Steinpfotes Entführung war also Schicksal?", fragte ihr Anführer skeptisch.
,,Vielleicht. Zumindest könnte man das meinen, so wie sie das gesagt hat", meinte Minzblüte.
Auch ihr sah man an, dass sie Flammenpfotes Worten nicht so ganz traute, was die Kätzin schon etwas verletzend fand. Sie war doch sonst immer so nett zu ihr gewesen.
,,Vertraust du ihm?", fragte Gletscherwasser die Schülerin.
,,Ja. Eigentlich schon", gab sie etwas verwirrt zurück.
,,Dir wurde wirklich nicht gesagt, was er getan hat?", fragte Firnstern nocheinmal nach.
,,Er sagte nur, er habe eine andere Meinung zu etwas gehabt, was die anderen als Falsch angesehen haben", erzählte Flammenpfote.
,,Im Großen und Ganzen betrachtet schon richtig, aber ganz schön verharmlost", kommentierte der weiße Kater die Aussage.
,,Du kannst dir nicht im Entferntesten vorstellen, was er für einen Schaden angerichtet hätte, wenn er mit seinem Plan durchgekommen wäre."
,,Rauchstern war damals die Anführerin des EisClans. Sie hatte ihren Stellvertreter Adlersturz an einer Krankheit verloren und entschied sich Schattenwind, Adlersturzs Bruder, zu ihrem neuen Stellvertreter zu machen. Doch Schattenwind hatte eine eine dunkle Seele und er entschied sich eines Nachts Rauchstern zu stürzen. Beinahe wäre er auch damit durchgekommen, doch zum Glück hatte Lilienbriese, die damals seine Schülerin war, seinen Plan durchschaut und konnte Rauchstern helfen, indem sie ihren Mentor in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüber trat. Durch den Kampflärm waren dann auch die Krieger geweckt und konnten Lilienbriese und Rauchstern retten, die dadurch zum Glück nur ein Leben verloren hatte. Lilienbriese widmete sich dem Leben als Heilerin, denn sie wollte nie wieder eine Katze töten müssen, um einer anderen das Leben zu retten. Schattenwind überlebte zwar, wurde aber verbannt. Nicht auszudenken, was er getan hätte, wenn er Anführer geworden wäre", erzählte Minzblüte.
,,Vertraust du ihm immer noch?"
Flammenpfote hatte der Geschichte aufmerksam gelauscht und dachte nach.
,,Ja. Schließlich weiß er, dass er einen schlimmen Fehler gemacht hat, der wohl Vieles verhindert hätte", antwortete Flammenpfote überzeugt.
,,Kluge und mutige Worte für eine so junge Katze", merkte Gletscherwasser an, während Minzblüte und Firnstern eher ungläubig anstarrten.
,,Ich weiß, es klingt eher so, als würde ich den Verstand verloren haben, aber so denke ich eben", versuchte Flammenpfote sich zu erklären.
Die Tatsache, dass er ihr Vorfahre, und damit auch der der Streuner, war, verschwieg sie lieber. Schattenwind hatte für die Clans auch sowieso schon genug auf dem Kerbholz um für immer gehasst zu werden. Und das wäre für Minzblüte und Firnstern wohl noch die Krönung.
Der Anführer seufzte:,,Also, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich meine, Schattenwind ist ein Verräter gewesen, und jetzt versucht er die Clans zu retten? Und du, Flammenpfote, vertraust einem Kater wie ihm, der nicht einmal einen Platz im SternenClan hat und der selbst dort gefürchtet wird? Ich kann das einfach nicht glauben."
,,Ich schwöre euch, es ist aber so!", beharrte die rote Kätzin.
,,Flammenpfote, ich glaube, du verschweigst uns etwas Wichtiges", meinte die alte Heilerin.
,,Was zum...? Woher willst du das wissen?", fragte Flammenpfote ungläubig.
,,Ich bin eine alte und erfahrene Kätzin. Ich weiß, wenn was im Busch ist", erklärte sie unbeeindruckt.
,,Viel schlimmer kann es ja wohl nicht mehr kommen", meinte auch Minzblüte.
,,Schattenwind ist einer meiner Vorfahren. Deshalb hat er mich ausgewählt um die Clans zu retten. Und das ist auch der Grund, warum ich ihm glaube", erklärte Flammenpfote zögerlich.
Nach einem kurzen Moment des Schweigens setzte Firnstern zum Reden an:,,Ich... ich kann das einfach nicht glauben... Ich will dich auch nicht für die Taten deiner Familie verantwortlich machen, dafür kannst du nämlich nichts, aber ich kann auch nicht mehr auf dich blicken und sagen, dass ich dir vollends vertraue. Du treibst ein gefährliches Spiel, junge Kätzin."
,,Ich weiß, wie das aussehen muss. Zugegeben, ich habe auch meine Zweifel ob Schattenwind komplett ehrlich zu mir ist, aber ich habe keine andere Wahl als ihm zu vertrauen. Ich weiß was ich tue. Immerhin habe ich geschworen diesen Clan mit meinem Leben zu beschützen. Wenn ich merke, dass das anders ausartet als geplant, werde ich mich für die Clans entscheiden. Er hat auch zu mir gesagt, dass ich jederzeit frei von ihm sein kann, wenn ich mich ausgenutzt fühle, aber auch, dass er mir so gut er kann helfen wird", erwiderte Flammenpfote entschlossen.
,,Du kannst Flammenpfote vertrauen. Glaub mir Firnstern. Sie hat einen reinen Geist. Dir scheint es vielleicht seltsam, dass sie einen Verräter unterstützt, aber wie sie gesagt hat: Er bereut seine damalige Entscheidung und will es wieder gut machen. Aber er ist tot und kann es eben nur durch sie tun. Und zwar indem er die Clans rettet", erklärte Gletscherwasser ihrem Anführer.
Die Schülerin war der alten Kätzin dankbar. Sie setzte sich für sie ein und selbst in ihrem blinden Blick konnte sie Verständis finden.
,,Ich kann mich zwar nicht mit dem Gedanken anfreunden, aber so sieht es wohl aus...", seufzte Firnstern.
,,Ich hätte nicht gedacht, das dieser Kater irgendwann das Schicksal der Clans bestimmen wird..."
,,Das hätte niemand, Firnstern. Und nun sollten wir uns wieder unseren  Aufgaben widmen", meinte die alte silbergraue Kätzin und war schon in Begriff den Bau zu verlassen.
,,Das was hier gerade gesagt wurde bleibt unter uns. Bitte erzählt keinem außer Nebelwolke von unseren neuen Erkenntnissen", wieß der weiße Kater noch an und die Kätzinnen nickten, ehe sie den Anführerbau verließen.
Draußen war nun mehr los. Die Morgenpatroullie hatte gejagt und Frischbeute mit ins Lager gebracht. Steinpfote und Eispfote aßen gemeinsam mit Lavendelfell und Flammenpfote entschied sich, sich zu ihnen zu gesellen. Sie ging nochmal zum Frischbeutehaufen und entschied sich für eine frisch gefangene Wühlmaus, ehe sie zu ihnen ging.
,,Morgen Flammenpfote. Wo kommst du denn her? Hast du was ausgefressen?", fragte Steinpfote sie neckisch.
,,Natürlich nicht, aber selbst wenn ich darüber reden wollte, darf ich das nicht. Anweisung von Firnstern", gab sie zurück und nachdem sie sich hingelegt hatte begann auch sie mit dem Essen.
,,Was ich euch aber sagen kann, ist, dass Minzpfote nun Minzblüte heißt."
,,Sie hat endlich ihren vollen Heilernamen bekommen! Das hat sie mehr als verdient", miaute der braune Kater erfreut.
,,Das wurde aber auch mal Zeit", meinte auch Lavendelfell.
,,Was machen eigentlich die Jungen?", fragte Eispfote bei einem Blick auf den runden Bauch der Kätzin.
,,Allzulange dauert es nicht mehr. Wisst ihr, ich glaube, dass ihr sogar die Mentoren von ihnen werden könntet", schnurrte die Kätzin und ihre Gutmütigkeit ging auch auf die Schüler über.
Der Gedanke, mal einen eigenen Schüler zu haben, freute Flammenpfote sehr. Ihm das Territorium so zu zeigen wie es Nebelwolke und Schattenstern es mit ihr getan hatten, ihm das Jagen und Kämpfen beizubringen...
Das sind schöne Gedanken. Hoffentlich darf ich wenn ich Kriegerin einen Schüler ausbilden...