4. Kapitel

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Als Flammenpfote wach wurde kitzelte das Moos, welches sie gestern noch mit Steinpfote und Eispfote gesammelt hatte, in ihrer Nase. Möglichst ohne zu niesen schüttelte sie es ab und stand auf. Von draußen schienen schon die ersten Sonnenstrahlen herein und wärmten den kalten, felsigen Boden. Leise, um die beiden anderen Schüler nicht zu wecken, die noch schliefen, schlich sie nach draußen auf die Lichtung. Dort liefen schon einige Katzen herum und sammelten sich für eine Grenz- oder Jagdpatroullie. Wieder andere, wie die Königin Lavendelfell, genossen die Morgensonne und aßen die Beutereste von Gestern.
,,Guten morgen, Flammenpfote! Komm doch, und leiste mir ein bisschen Gesellschaft.", rief eben diese zu ihr rüber.
Die junge Schülerin lief zu der trächtigen Kätzin herüber und legte sich zu ihr in die Sonne.
,,Guten morgen, Lavendelfell. Wie geht es dir?", fragte sie freundlich.
,,Ganz gut. Die Jungen treten ab und an, aber das ist vollkommen normal. Wie war deine erste Nacht im Lager?", antwortete sie.
,,Großartig, danke der Nachfrage. Zum Glück schnarchen die beiden nicht so wie Dachs. Den hat man durch das halbe Lager gehört.", lachte sie und Lavendelfell musste auch lachen.
,,Du hast doch sicher Hunger. Möchtest du den Rest von dieser Dohle?", fragte sie die rote Kätzin.
,,Bist du denn schon Satt?", fragte sie vorsichtshalber.
,,Ich hatte vorher schon ein Eichhörnchen, und wenn ich später noch hunger haben sollte, sind ja die Jäger wieder da.", erklärte sie und schob ihr das angefangene Essen hin.
Flammenpfote nahm es dankbar an und begann zu fressen. Dadurch, dass es noch von gestern war, schmeckte es nicht mehr all zu gut, aber war noch durchaus genießbar.
,,Wer ist eigentlich der Vater deiner Jungen?", fragte sie zwischendurch die Kätzin, die dann auf einmal wie erstarrt war.
,,Oh, hab ich etwa was Falsches gesagt?"
Flammenpfote bekam schon Angst, dass es mit den Streunern zusammenhing und Lavendelfell an unangenehme Erinnerungen erinnert wurde.
,,Es ist nicht so, wie du jetzt vielleicht denkst. Wirbelsturm ist an einer seltsamen Krankheit gestorben. Gletscherwasser sagte, er habe einen seltsamen Knoten in der Brust gehabt, den sie nicht entfernen könnte. Das war vor etwa einem viertel Mond.", seufzte die bläuliche Kätzin traurig.
,,Das tut mir Leid. Entschuldige, dass ich gefragt habe.", miaute Flammenpfote traurig und blickte betrübt auf ihr Essen.
,,Du konntest es ja nicht wissen."
Während Flammenpfote schweigsam weiteraß, stieg die Sonne immer höher und bald waren alle Katzen auf und taten ihre Pflichten. Auch Flammenpfote wurde bald von ihrer Mentorin zu sich gerufen. Sie verabschiedete sich von der Königin und rannte über die Felsen zu ihr.
,,Guten Morgen, Nebelwolke. Was machen wir heute?", fragte sie und sah die Kätzin erwartungsvoll an.
,,Wir machen heute einen Rundgang durch das Territorium. Wir werden aber nicht zur Grenze am Zweibeinerort gehen. Da kommst du noch früh genug hin. Wir gehen zusammen mit Seefell und Schneeglanz an die anderen Grenzen. Sie warten bestimmt schon draußen. Komm mit.", miaute diese und ging voran, gefolgt von der Schülerin.
Die Kätzinen warteten, wie die zweite Anführerin angekündigt hatte, vor dem Lagereingang.
,,Wo geht es hin?", fragte die weiße Kätzin die Graue etwas mürrisch.
,,Dir auch einen guten Morgen, Schneeglanz.", gab Nebelwolke zurück.
,,Wir gehen an der NachtClan Grenze entlang, zeigen Flammenpfote ein paar wichtige Plätze und gehen dann an der Außengrenze entlang. Und vertragt euch bitte mit ihr, verstanden?"
Dabei sah sie vor allem Schneeglanz an, die ihrem Blick nur ein kurzes Knurren schenkte.
Die beiden haben wohl schlimme Erfahrungen mit den Streunern gemacht, dachte die Schülerin etwas verängstigt und sah erfürchtig zu den beiden Kätzinen auf.
,,Los kommt. Abmarsch.", befahl Nebelwolke und ging voran in Richtung des kleinen Waldes, wo Flammenpfote gestern mit ihren Mitschülern war, um Moos zu holen.
,,Nebelwolke, ich kenne diesen Ort doch schon. Steinpfote und Eispfote haben mir gesagt, dass weiter drinnen im Wald die Grenze ist."
,,Haben sie dir auch die Trainingsfelsen gezeigt?", fragte sie.
Flammenpfote überlegte kurz.
,,Nein."
,,Dann weißt du ja, wo es jetzt hingeht.", lächelte sie und lief etwas schneller.
Im Wald liefen sie geschickt zwischen den Bäumen durch, kamen an der Stelle vorbei, wo sie gestern Moos gesammelt hatte, und erreichten kurz darauf einen dunkleren Teil des Waldes, wo Moos so dick und dicht auf den Felsen wuchs, dass man dort ohne bedenken trainieren konnte.
,,Es ist irgendwie gruselig hier.", meinte die Rote mit zittriger Stimme.
Im Augenwinkel konnte sie ein befriedigendes Grinsen in Schneeglanz Gesicht sehen, nur weil sie sich vor Angst fast ins Fell machte.
Na warte...
,,Genau deshalb ist ist es mit dem Lager der sicherste Ort in unserem Territorium. Hier in der Nähe wachsen viele Heilpflanzen, die Beute läuft gut und kaum eine fremde Katze traut sich hier her. Sogar Zweibeiner scheuen diesen Ort. Darum hat sich hier im Laufe der Blattwechsel kaum etwas geändert.", erklärte Nebelwolke stolz.
Die Schülerin sah sich noch etwas um. Der Ort war zwar beängstigend, aber trotzdem hatte er irgendwie eine beruhigende Atmosphäre...
,,Buh!"
,,Waaah!"
Erschreckt sprang sie auf und drehte sich mit schreckgeweiteten Augen um, wo sich Schnneglanz und Seefell halb totlachten.
,,Haha. Sehr witzig.", sagte sie monoton zu den Kätzinen, die sich nicht mehr einkriegen konnten.
,,War das wirklich nötig?", fragte Nebelwolke mit einem enttäuschten Blick.
,,Es war einfach zu verlockend.", lachte Schneeglanz immer noch.
Die zweite Anführerin verdrehte die Augen und lief schon weiter, gefolgt von ihrer Schülerin.
,,Warum sind die so gemein zu mir?", fragte Flammenpfote ihre Mentorin.
Sie seufzte.
,,Es liegt nicht direkt an dir, sondern daran, wo du her kommst. Drosselkralle, der Wurfgefährte von ihnen, ist in einem Kampf gegen die Streuner gefallen. Ich nehme stark an, dass sie dich aus diesem Grund ärgern, auch wenn das sonst nicht ihre Art ist."
Warum nur muss ich ausgerechnet von solchen Katzen abstammen...
,,Es ist nicht deine Schuld.", redete ihr Nebelwolke nochmal ein.
,,Ich weiß. Es ist nur... meine Herkunft. Ich wusste nicht, dass Fang den Clans so schlimme Dinge angetan hat. Ich meine, bei uns war es sowieso schon schlimm, aber das...", murmelte sie.
,,...übertrifft alles.", beendete ihre Mentorin die Gedanken der Schülerin, welche nur nickte.
,,Lass sie reden. Sie hören früher oder später von selbst auf.", ermutigte die graue Kätzin sie und lief weiter voran.
Schneeglanz und Seefell holten sie an der Grenze wieder ein, wo Nebelwolke Flammenpfote etwas über den NachtClan erzählte.
,,Haben wir etwas wichtiges verpasst?", fragte Seefell.
,,Es riecht nach einer Patroullie."
,,Die habt ihr gerade verpasst. Schattenstern war mit Tannenfell, Fleckenpelz und den Schülern da. Goldpfote und Silberpfote werden bald zu Kriegern ernannt und hatten heute eine Prüfung.", berichtete die zweite Anführerin ihnen.
,,Ob sie schon als Krieger zur großen Versammlung kommen?", fragte sich Schneeglanz.
,,Möglich wäre es.", überlegte Seefell.
,,Bei Schattenstern wäre ich mir nicht so sicher. Er ist sehr streng. Erinnere dich nur mal an Luchsschweif. Wir haben von der Grenze aus gesehen, dass er dieses Kaninchen perfekt gefangen hat, noch dazu alleine, und Schattenstern hat mit seiner Ernennung noch einen halben Mond gewartet.", meinte die Graue.
,,Du weißt doch wie Anführer sind. Schattenstern hat nur darauf gewartet, dass Luchsschweif sich beweist und hat ihm dann seinen Kriegernamen gegeben.", erwiederte Schneeglanz.
,,Nun ja. Wir gehen an der Grenze weiter zum Bach und laufen dann dort weiter zu den Moosfelsen, verstanden?", kündigte Nebelwolke an und lief schon weiter.
,,Was sind die Moosfelsen? Ist das der Ort, wo die große Versammlung ist, oder man sich mit dem SternenClan die Zunge geben kann?", fragte Flammenpfote neugierig.
,,Der Ort der großen Versammlung. Die nächste ist in etwa einem halben Mond.", erklärte ihre Mentorin.
,,Stimmt ja, bei Vollmond. Das hat mir Steinpfote ja erzählt."
,,Willst du ihr auch schon die Sternenhöhle zeigen?", fragte Seefell.
,,Nein, da gehen wir zusammen mit den anderen hin. Schließlich müssen Steinpfote und Eispfote da auch noch hin. Und morgen ist erstmal das Heilertreffen, damit warten wir also noch ein bisschen.", erklärte Nebelwolke den Kätzinnen.
,,Gut so. Sie soll noch nicht alles wissen.", knurrte Schneeglanz.
,,Hey! Ich bin nicht taub!", beschwerte sich Flammenpfote.
,,Wer hat gesagt, dass du das nicht hören sollst?"
,,Schneeglanz, jetzt halte dich mal zurück. Diese kleine Aktion bei den Trainingsfelsen hab ich dir ja noch durchgehen lassen, aber irgendwo hört es auch auf. Nochmal lasse ich dir sowas nicht durchgehen, verstanden?", fauchte Flammenpfotes Mentorin die Weiße an.
,,Niemand hat sie gebeten uns zu helfen, geschweige denn sich uns anzuschließen!", fachte die Kätzin zurück.
,,Wir hatten doch alles prima unter Kontrolle!"
,,Prima unter Kontrolle?! Gerade du solltest doch wissen, dass es eben so nicht war! Sonst wäre Drosselkralle noch am Leben!"
Schneeglanz war erstarrt, als Nebelwolke ihren toten Bruder mit hineinzog. Sie fing sich aber schnell wieder und brüllte:,,Du doch auch! Deine Cousins Smaragdfeder und Eichenblatt sind schließlich auch den Streunern zum Opfer gefallen!"
,,Lasst doch die Toten aus dem Spiel!", rief Seefell verzweifelt, wurde aber keineswegs beachtet.
,,Flammenpfote trägt keine Schuld an dem, was ihre früheren Gefährten uns schon getan haben!", verteidigte Nebelwolke die Schülerin, welche sich nur ängstlich und eingeschüchtert hinter ihrer Mentorin verstecken konnte.
,,Frühere Gefährten?! Sie ist nichtmal als Clankatze geboren! Sie trägt immer noch den Geruch dieses Abschaums in ihrem Fell! Sie ist bestimmt nur eine Spionin und wartet nur darauf, uns zu verraten!"
,,Hört doch auf!", versuchte Seefell die Beiden zu trennen, was aber gehörig schief ging.
Schneeglanz stürtzte sich wutgetrieben auf Nebelwolke und es erbrannte ein Kampf zwischen ihnen. In dem kreischenden Geröll aus Fell und Krallen konnte Flammenpfote nicht erkennen wer die Oberhand hatte.
,,Hört doch auf!", rief Seefell verzweifelt und konnte nur hilflos mitansehen, wie die Kätzinnen trotzdem weiterkämpften.
Plötzlich sprang ein Schatten an ihnen vorbei und schmiss sich zwischen die Kämpfenden, die dann auch mit gesträubten Pelzen auseinander gingen.
,,Was fällt euch den ein! Man geht doch nicht auf seine eigenen Clangefährten los!", schimpfte die fremde Katze, die sich aber als Schattenstern herausstellte.
,,Geh aus dem Weg! Du hast hier doch nichts zu suchen! Geh zurück in dein Territorium!", fauchte Schneeglanz den Anführer des NachtClans wütend an und versuchte an ihm vorbei zu kommen, um sich wieder auf Nebelwolke zu stürzen, doch der Kater ließ sie nicht vorbei.
,,Was nützt es euch euch gegenseitig zu bekämpfen? Flammenpfote hat dir doch nichts getan und Nebelwolke versucht dir das doch bloß klarzumachen! Beim SternenClan, Schneeglanz, sie ist doch nicht dein Feind!", fur er sie an.
,,Alle Streuner sind unsere Feinde!", fauchte sie und wollte sich schon an Schattenstern vergreifen, doch dieser wich ihrem Angriff geschickt aus und drückte sie auf den Boden, sodass sie sich nicht bewegen konnte.
,,Schattenstern!", rief Seefell verzweifelt.
,,Keine Sorge, ich werde ihr nichts tun. Sie ist blind vor Wut. Wenn sie sich beruhigt hat, wird es ihr wieder besser gehen.", meinte dieser.
,,Ich bin ruhig!", fauchte die weiße Kätzin und versuchte sich loszureisen.
,,Also ich sehe das anders.", schmunzelte der Kater.
,,Ich danke dir für deine Hilfe, aber warum tust du das?", fragte Nebelwolke und rappelte sich auf.
,,Bist du verletzt?", fragte Flammenpfote besorgt.
,,Nein, alles in Ordnung.", gab sie zurück.
,,Ich hab mir Sorgen gemacht, dass es eine Streitigkeit zwischen unseren Clans gibt. Das können wir gerade aber überhaupt nicht brauchen.", antwortete der dunkle Kater nur.
Nebelwolke nickte verständnisvoll.
,,Es wäre besser, wenn Schneeglanz mit Seefell ins Lager zurückkehren würde.", schlug er vor.
,,Du bist nicht unser Anführer!", schrie die Weiße ihn an.
,,Nein, er hat recht. Seefell, bring sie zurück. Schattenstern, lass sie bitte los.", wiedersprach die Graue und der Anführer ließ von ihr ab.
Schneeglanz sprang auf und entfernte sich etwa eine Fuchslänge von ihnen. Dann verschwand sie mit ihrer Schwester in Richtung des Lagers.
,,Komm Flammenpfote, lass uns weiter.", miaute ihre Mentorin und wollte schon loslaufen, als sie plötzlich aufschrie.
,,Nebelwolke! Was ist los?", fragte die Rote verzweifelt und Schattenstern stürtzte herbei, um sie zu stützen.
,,Es ist nichts.", antwortete sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.
,,Ich sehe das anders.", wiedersprach der Kater und deutete auf ihre Schulter.
Dort war eine blutende Wunde.
,,Das ist nichts.", wiederholte die zweite Anführerin nochmal und wollte schon wieder loslaufen, doch Schattenstern hinderte sie daran.
,,'Nichts' sieht für mich anders aus.
,,Es ist wirklich nichts!"
,,Also, wenn du schreist ist das schon was.", meinte Flammenpfote.
,,Geh zum Lager. Wenn du willst, kann ich Flammenpfote  an der Grenze entlangführen.", schlug der dunkle Kater vor.
,,Haha. Das will ich sehen!", lachte die Kätzin.
,,Zumindest an unserer gemeinsamen Grenze. Ich werde ihr schon nichts tun. Du hast mein Wort."
Sie überlegte kurz.
,,Firnstern wird es zwar nicht gefallen, aber nun gut. Aber wehe dir, wenn ihr etwas passiert! Dann schicke ich dich persönlich zum SternenClan!"
,,Ähm... ist das wirklich eine gute Idee?", fragte Flammenpfote vorsichtig.
,,Es ist ja nur die Grenze. Komm danach einfach wieder zum Lager, oder sehe dich selbst etwas im Territorium um.", versicherte ihre Mentorin und humpelte schon in Richtung des Lagers.
Unsicher sah Flammenpfote zu dem Kater auf. Irgendwie war er seltsam.
,,Komm. Sie schafft das schon. Du kannst mir vertrauen.", sprach Schattenstern und ging voraus. Zögerlich folgte Flammenpfote dem fremden Kater.
Es wird schon alles gut gehen. Der SternenClan ist mit mir.

Warrior Cats - Flammenwinds BürdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt