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3 KAI

„Alles wieder gut?" Tae legte mir eine Hand auf den Arm und sah mich besorgt an. „Ja. Und du?" Tae lachte leise. „ Wenn du kannst und Bock hast, kannst du Anpanman für mich übernehmen. Alternativ müssen wir den Dreh verschieben." Ich schüttelte den Kopf und stand auf. „Klar mach ich Anpanman für dich, Bruderherz." Er lachte und ich ging mit Namjoon in die Umkleiden wo er mir das Ersatzoutfit von Tae gab, was mir, Dank unserer ähnlichen Statur, perfekt passte. Dann konnte der Dreh beginnen. Wir zogen direkt komplett durch und abgesehen von einem Fehler war ich mit meiner heutigen Leistung ganz zufrieden.

Kurz vor 20.30 Uhr verließen wir das Studio und fuhren hungrig nach Hause. Ich hatte in einer Pause mit dem Notarzt unserer Leitstelle telefoniert und ihm Taes Unfall geschildert. Er meinte, eine Woche ausruhen und schön viel Schmerzcreme drauf packen. Wenn's schlimmer wurde sollte ich ihn nochmal anrufen. Zuhause verschwand Jin in der Küche, um das Abendbrot zu machen. Tae und Jimin lümmelten auf dem Sofa, J-Hope war irgendwo draußen mit seinem Hund spazieren und Jungkook malte wahrscheinlich in seinem Zimmer. RM trat leise neben mich und wies fragend auf die Tür zur Terrasse. Ich nickte überrascht und dankbar zugleich und folgte ihm nach draußen.

NAMJOON

Kai strahlte so viel Trauer und Verzweiflung aus, dass es mir das Herz zusammenzog. „Ich sag es gleich mal im Voraus. Du musst nichts erzählen was du nicht willst, was dich belastet oder dir wehtut. Ich werde dich zu nichts zwingen. Aber ich bin da und hör dir zu." Kai nickte und senkte den Blick in Richtung seiner Schuhe. „Danke. Uhm – ja. Wo soll ich anfangen? Du weißt ja, dass es mir nicht ganz so gut geht. Genauer gesagt, dass ich depressiv bin. In meiner Vergangenheit habe ich Dinge erlebt und gesehen, die sich keiner wünscht. Mein Vater hat mich und Tae bei jeder Gelegenheit geschlagen, er hat meine Mutter zu Dingen gezwungen die sie nicht wollte und mich einmal fast zu Tode geprügelt, wenn Tae mich nicht gerettet hätte. Ich konnte nie über die Dinge reden, für die ich lebte, da mein Vater es verboten hatte. Alles in allem hatte ich eine nicht ganz so leichte Zeit. Als wir zu euch gestoßen sind habe ich mich das erste mal seit Jahren sicher und geliebt gefühlt. In Yuna habe ich eine Seelenverwandte gefunden. Ich hoffe so sehr, dass ich ihr helfen kann." Ich nickte. „ Und – Deine Mutter? Du hast sie in deiner Erzählung raus gelassen. Was ist mit ihr?" Bevor er antworten konnte zog Tae die Tür auf und stockte. „Oh. Hey. Tut mir leid wenn ich störe. Yuna ist da und Jin hat Ramen gemacht. Kommt ihr?" Ich sah Kai fragend an und der zuckte mit den Schultern. „Gib uns zwei Minuten. Wir sind gleich da." Sagte ich an Tae gewandt, der nickte und ging wieder ins innere des Hauses. „Willst du mir von deiner Mutter erzählen?" Fragte ich Kai und musterte ihn prüfend. „Ja. Meine Mutter lebt nicht mehr. Sie ist bei einem schweren Autounfall ums -" Er stockte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Sie ist Tod. Und ich bin dran schuld. So sieht's aus. Deswegen bin ich depressiv und hab so Angst um Yuna. Ich will nicht noch jemanden verlieren, der mir etwas bedeutet." Er stand auf und ging ins Haus zu den Anderen. Scheiße.

YUNA

Als Kai die Küche betrat sah ich sofort, dass es ihm nicht gut ging. Er hatte also mit Namjoon geredet und ihm von dem Autounfall erzählt. Shit. Ich warf ihm einen warmen Blick zu, doch er reagierte nicht, sondern aß schweigend seine Ramen. Ich hatte zwei Löffel bereits gegessen und fühlte mich wie nach einer großen Gänsekeule mit Rotkraut und Soße. „Jungs, ich geh mich mal umziehen und dann ins Bett. Der Dreh heute war echt anstrengend und ich muss morgen wieder früh raus. Schlaft gut," sagte ich, brachte meinen Teller in die Küche und schüttelte leicht den Kopf, als Kai mich böse ansah. Er wollte, dass ich etwas aß, doch ich konnte nicht. Im Bad drehte ich den Wasserhahn auf und übergab mich in die Toilette. Es war jeden Abend das selbe. Ich konnte einfach nicht essen. Wenn Jin oder Kai das mitbekamen was ich hier abzog war ich tot, soviel stand fest. Ich putzte mir gründlich die Zähne und versprühte etwas Raumerfrischer. Seltsame Erfindung. Dann ging ich ins Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt