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KAI

„Namjoon! Was soll das? Ich hab gesagt, dass es für mich okay ist, wenn ich nicht mittanze!" Wütend fuhr ich mir durch die Haare. „Das mag ja sein, aber ich kenn dich Kai. Du willst keine Schwierigkeiten machen und steckst deshalb zurück, obwohl du voll und ganz im Recht bist." Ich schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht." Namjoon lachte ungläubig auf. „Und wie das stimmt! Jedes Mal aufs Neue. Als wir uns nicht mehr in der Öffentlichkeit als Paar zeigen durften, als es mir bei dem Konzert so schlecht ging und du mir vergeben hast, trotz dass du eigentlich noch nicht bereit warst – jedes Mal achtest du nicht auf dich, sondern auf auf Andere." Fassungslos starrte ich ihn an. „Du kannst nicht über meine Gefühle bestimmen. Vielleicht ist es wirklich so, aber wenn dann hat alles seine Gründe." Die Tür ging auf und Tae steckte den Kopf heraus. „Alles gut? Kai, Yuna braucht mal deine Hilfe. Kannst du -?" Ich nickte, bedachte Namjoon mit einem letzten kopfschüttelnden Blick zu, dann ging ich zu Yuna ins Wohnzimmer. „Du brauchst Hilfe?", fragte ich und setzte mich neben sie. „Naja nicht direkt, In erster Linie wollte ich dich von Namjoon wegholen. Wir haben euch streiten gehört und ich glaube, wenn ihr noch weiter gemacht hättet, wärt ihr wieder auseinander gebrochen. Aber du kannst mir trotzdem helfen." Sie drehte den Laptop zu mir und mir huschte ein Lächeln über die Lippen als ich Hyunjins Mailadresse sah. „Er will ein Dancecover machen und da er meine Videos jetzt ja kennt, hat er mich gefragt ob ich ihm helfen kann." Ich schmunzelte und sah mir das Dance practice Video an, was Hyunjin mitgeschickt hatte. Er war unglaublich. Wir überlegten eine Weile, bis wir eine grobe Idee hatten und Tae mit Namjoon wieder rein kam. Namjoon blieb neben mir stehen und legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Können wir kurz reden?" Er nickte in Richtung Küche. Ich stand wortlos auf und folgte ihm. In der Küche setzte ich mich auf meinen Lieblingsplatz und sah ihn abwartend an. „Ich – Es tut mir leid. Ich hab überreagiert und Dinge gesagt, die nicht okay waren. Aber ich hab gesehen, mit wie viel Herzblut du an dem Song mitgearbeitet hast. Ich weiß, wie oft du nachts ins Tanzstudio gefahren bist, weil du an dir gezweifelt hast. Es hat schon so viel Mühe gekostet, dich von dir selbst zu überzeugen und jetzt, da wir das geschafft hatten, soll das alles wieder zu Nichte gemacht werden? Bei einem Auftritt auf den wir 8 alle hingefiebert haben? Nicht wirklich oder? Ich respektiere deine Entscheidung, aber ich seh dich eben nicht gern enttäuscht. Kannst du mir verzeihen?" Ich reagierte einen Moment nicht, dann stand ich auf und nahm ihn in den Arm. „Ich weiß. Mir tut es auch leid." Namjoon vergrub erleichtert die Nase in meinen Haaren. „Ich freu mich trotzdem auf heute Abend. MAMA ist immer was besonderes." sagte ich leise und kuschelte mich an ihn. Durch die offene Tür sah ich Yuna und Tae, die miteinander sprachen und hörte Tae überrascht sagen „Du kommst nicht mit?" Yuna schüttelte den Kopf und sagte etwas, was ich aber nicht verstand. Ich löste mich vorsichtig von Namjoon und sah ihm in die Augen. „Ich muss zu Tae." Er nickte und lies meine Hand los. Ich ging zu meinem Bruder, der sich auf dem Fensterbrett abstützte und nach draußen sah. Sein Atmen ging unregelmäßig und er versuchte, ihn zu beruhigen. „Tae – Das wird schon", sagte ich leise und versuchte, so viel Zuversicht wie möglich in diese drei Worte zu legen.

TAE

Als es Abend wurde und wir los mussten, wollte ich eigentlich nicht gehen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, wenn wir Yuna hier allein ließen. Ja sie war 21, aber irgendetwas in mir hatte das Gefühl, dass ich mich, heute Abend, das letzte Mal für längere Zeit von ihr verabschieden würde. Und das machte mir Angst. Als die Anderen ihre Schuhe anzogen, nahm ich Yuna in den Arm und küsste sie lang und innig, bis J-hope mich lachend am Arm zog. „Tae komm. Lass dein Babygirl ganz. Wir müssen los." Bei dem Wort „Babygirl" zuckte ich zusammen und suchte Yunas Blick, der das komplette Gegenteil von der Ruhe ausstrahlte, die sie nach außen zeigte. Die schmerzhaften Erinnerungen trieben ihr die Tränen in die Augen, die ich schnell wegwischte und sie nochmal küsste. „Ich liebe dich Süße. In 3 Stunden bin ich wieder da." Dann verließ ich als erster das Haus, nicht ohne J-hope mit einem Todesblick zu bedenken. Als ich schon eingestiegen war sah ich, wie Kai Hobi zur Seite nahm und ihn ernst ansah. „Nimm bitte nie wieder das Wort 'Babygirl' in Yunas Gegenwart in den Mund, ja? Da hängen ziemlich schlimme Erinnerungen dran." Ich wandte den Blick ab und nahm mir vor, Kai später dafür zu danken. J-hope hatte nicht wissen können, dass dieses Wort einen von Yunas Triggerpunkten traf. Trotzdem kochte in mir alles und ich war kurz vorm Explodieren. Kai merkte es und legte mir beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel. Er selbst sah jedoch nicht minder aufgebracht aus. „Kai -" setzte ich an, doch er wehrte ab. „Warum? Warum musste es ausgerechnet Babygirl sein?" Ich schloss einen Moment die Augen. „Ich weiß es nicht. Aber mach bitte keinen Fehler Kai. Er konnte es nicht wissen. Wir hatten so ne Situation schon mal." Mein Blick glitt zu Namjoon, der nur nickte. „Ich weiß Taehyung. Trotzdem." Ehe ich was sagen konnte waren wir schon da und Namjoon gab Kai einen letzten Kuss, bevor wir ausstiegen.

YUNA

Als die Jungs weg waren suchte ich im Fernsehen nach der MAMA Show und setzte mich mit dem Laptop auf den Fußboden vor die Couch. Das Opening war wie immer unglaublich. Die Gruppen standen zusammen auf der Bühne und sangen zusammen ein altes koreanisches Kirchenlied. Es klang unglaublich.

Die Einzelkünstler begannen und legten schon ordentlich vor. Taemin, Yang da il und Hwa Sa waren dabei und brachten ihr Publikum zum jubeln. Dann gingen die Gruppenperformances los. Stray Kids mit Voctory Song, EXO mit Loveshot, Blackpink mit Kill this Love – alle waren sie da und gaben alles um den Award mit nachhause nehmen zu können. Ein paar Minuten später begann mein Meeting und ich schaltete den Fernseher auf stumm, gerade als G-idle nach oben ging. Sie performten Empire und es sah noch immer nicht wirklich besser aus als bei dem grauenhaften Dreh für das Musikvideo.

KAI

Als G-idle vorbei war und meine Jungs angekündigt wurden, setzte ich mich auf. Jetzt durfte nichts schief laufen. Der MAMA Sieg gehörte seid mehreren Jahren uns. Wir durften ihn heute nicht verlieren. Die Musik setzte ein und die Jungs gaben alles. Doch kurz vor dem Refrain, wo eigentlich mal mein Part gewesen war, den jetzt Yoongi hatte, machte sich Unruhe unter den Zuschauern breit. „Wo ist Kai?!", rief Einer, worauf ein Anderer, der verdächtig nach Felix klang, rief „Warum sind sie nur 7!? Kai fehlt!" Die Rufe wurden lauter und lauter und wollten nicht enden, so dass meine Jungs abbrechen mussten. Insgeheim freute ich mich darüber. Das hatten die Veranstalter nun davon, wenn sie mich einfach raus strichen. Ein Stuffman kam durch die Reihen zu mir und hielt mir ein Mikro hin. „Geh schon! Sie werden sich sonst nie beruhigen." Ich nickte, rannte los in Richtung Bühne und steckte mir im Laufen die Inears in die Ohren. Die Jungs standen unruhig oben auf der Bühne und Namjoon versuchte die Zuschauer zu beruhigen. Als ich neben ihnen stand, grinste ich ihn an und nickte. „Wie bei den Proben, Kai!", rief Jimin mir zu, dann gingen wir auf Position und die Musik startete von vorn. Der zweite Durchgang verlief perfekt und ich bekam das Grinsen nicht mehr von den Lippen.

YUNA

Als Kai zu den Anderen auf die Bühne sprang lächelte ich. Die anderen Gruppen hatten definitiv das Richtige getan, allen voran Stray Kids, die Kai natürlich nicht im Stich ließen. Ein Geräusch ließ mich aufschrecken, doch als ich nichts weiter hörte, konzentrierte ich mich wieder auf das Meeting. Ein paar Auftritte geschah nichts weiter, doch als ich das nächste Mal etwas hörte, spürte ich den kalten Lauf einer Pistole am Hals. Scheiße. Eine männliche Hand schloss sich blitzschnell um meinen Mund und hinderte mich am Schreien. „Hast du mich vermisst Babygirl?" Als ich die Stimme meines Vaters hörte, bekam ich einen Würgreiz, beherrschte mich jedoch. Ich starrte ihn wütend an und schüttelte den Kopf. „Ganz sicher nicht." Er stand dreckig grinsend in der Tür und zwinkerte mir zu. „Na Na. Wie sprichst du mit mir?" Ich schnaubte. „So wie du es verdienst!" Etwas in seinem Blick verdunkelte sich und er schnellte auf mich zu. „Du weißt dass ich auch anders kann." Ich nickte. „Aber niemand gibt dir das Recht dazu." Die Ohrfeige brannte, doch ich verzog keine Miene. Am liebsten hätte ich ihn erwürgt, doch ich hatte die Waffe an meiner Pulsschlag Ader nicht vergessen. „Was willst du von mir?", fragte ich wütend. „Oh, ist das nicht logisch? Ich bin gekommen um dich zu mir zurück zu holen." Er verstellte seine Stimme so, dass sie übertrieben freundlich klang. „Vergiss es." Er lachte und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken. Es war das selbe Lachen, wie vor vielen, vielen Jahren, als er mich vergewaltigt hatte. „Ich wusste, dass du das sagst. Ihr Frauen seid so berechenbar." Ohne nachzudenken schleuderte ich ihm entgegen „Auch noch sexistisch geworden?" Ich zuckte zusammen als er mich am Kragen packte. „Pass auf was du sagst. Deine möchtegern Freunde sind nicht da, also kann dich niemand retten." Er hatte recht. Wo blieben Tae und die Anderen? Die Show war längst vorbei. Als der Typ, der meinen Vater begleitet hatte mich vor sich her, in Richtung Tür stieß, bekam ich Angst. Ich holte aus und hörte mit einem Gefühl der Zufriedenheit, wie die Nase des Typen brach und er mich losließ. Ich wich meinem Vater aus und verpasste beiden ein paar ordentliche Tritte. Zum Glück hatte Jungkook mir mal Kickboxen beigebracht. Als mein Vater mich dann doch zu fassen bekam, hielt er mich so fest, dass ich keine Chance mehr hatte, zu entkommen. Scheiße. Sein Handlanger öffnete die Tür und ich sah im selben Moment die Autos mit den Jungs, die gerade in die Auffahrt einbogen.


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