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TAE

Ein paar Wochen später, wurde mir ein neuer Song auf Spotify angezeigt. Von einem, mir unbekannten Künstler, was eigentlich fast nicht möglich war, da ich viel verschiedene Musik hörte und daher so ziemlich jeden koreanischen Sänger kannte. Ich tippte drauf und las die Beschreibung.

Save Me – Yunai

First Single but not my first song. I've dreamed of this a long time. Enjoy the Music.

Das Cover dazu sah nicht schlecht aus und als ich den Song startete, wurde ich nicht enttäuscht. Das Intro klang nicht schlecht, doch als der Sänger – Yunai anfing, zu singen stoppte ich den Song. Das war Kai. Kein Zweifel. Ich spulte zurück auf Anfang, legte mich auf mein Bett und schloss die Augen, um mich ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Die Lyrics waren unglaublich traurig und standen in einem krassen Kontrast zu dem, zum Teil ziemlich freundlichen, Instrumental. Als ich die Augen wieder aufschlug, stand Jimin im Türrahmen und lächelte. „Wie findest du ihn? "Save me" von "Yunai"?" Er lachte und steckte mich damit an. „Mein Bruder ist ne Maschine." Jimin musste noch mehr lachen und hatte Tränen in den Augen. „Aber Hallo! Er haut einen Song nach dem anderen raus, einer krasser als der andere, behält aber nichts für sich! Tear und Red Lights gehen beide auf unser, bzw. Stray Kids's Namen. Endlich fängt er an, sie selbst zu veröffentlichen." Jimin setzte sich neben mich und ich nahm seine Hand. „Danke dass du da bist." Er legte den Kopf auf meine Schulter und nickte. „Ist doch klar. Jeder hier hat jemanden, dem er am meisten vertraut. Namjoon z.B. hat Jin und du hast halt mich." Er sah auf und lächelte mich sanft an. „Du hast recht. Trotzdem tut es gut, jemanden zu haben, der für einen da ist. Egal was ist, wie spät es ist oder wie es ihm selbst geht. Ich hab niemanden mehr außer euch. Mein Bruder ist gegangen, meine Freundin musste gehen, meine Mutter ist tot und mein Vater läuft noch immer frei da draußen rum und sucht nach Kai. Deshalb hab ich so große Angst, dass wir zerbrechen und das tun wir bald, wenn nicht noch ein Wunder passiert." Ich wischte mir eine Träne weg. Jimin schwieg, strich mir nur über den Arm und lies mir Zeit, mich zu beruhigen. „Wir werden nicht zerbrechen. Mach dir da mal keine Sorgen. Wir müssen nur zusammenhalten. Dann wird irgendwann alles wieder gut."

KAI

Es war unglaublich. Mein Song, den ich eigentlich nur zum Spaß aufgenommen hatte ging durch die Decke. Er stand in fast allen Charts und sogar im Radio lief er und ein Musiksender berichtete immer mal über mich. Yunai, den niemand kannte und der Platz 4 in den Korean Charts war. Knapp unter Black Swan und Gods Menu, dem neuen Song von Stray Kids. Auch wenn sie unseren Schwan vom ersten Platz geschubst hatten – Ihr Song war der Hammer. Er hatte den ersten Platz verdient.

Sogar Yuna hatte mich angerufen und mir gratuliert. „Wie kam es zu dem Sinneswandel, dass du jetzt doch Songs unter deinem „Namen" veröffentlichst?" Die Anführungszeichen waren nicht zu überhören gewesen. Nach einer kurzen Pause konnte ich wieder sprechen und sagte leise „Wegen Namjoon." Damals hatte Yuna langsam die Luft eingesogen, jedoch nichts gesagt. „Er ist reingekommen, als ich den Song aufgenommen hab. Er meinte, dass ich ihn unbedingt veröffentlichen sollte. Was ich ja dann auch gemacht hab." Ihr Lachen tat mir gut. Wenn sie noch lachen konnte, konnte sie auch wieder zu den Jungs zurück. „Aber er hat Recht. Und dir geht es ja mit dem positiven Feedback auch ziemlich gut." Im ersten Moment hatte ich gestockt, doch als sie weiter gesprochen hatte, wurde mir klar was sie meinte und meine Brust verengte sich. „Dein Freund weiß eben, was gut für dich ist." Sie wusste nichts von unserer Trennung und meinem Verschwinden. Da ich schon wieder mit den Tränen kämpfte, bekam ich nicht mehr, als ein „Hm", heraus. „Ach so. Ich hab vorhin mit Tae telefoniert. Sie wollen nächste Woche mit dem Dreh für "I need U" beginnen und haben mich gefragt, ob ich wieder produzieren will." Ich schnappte nach Luft. Was sollte ich sagen? Wenn ich jetzt absagte, müsste ich die Situation, die ich bisher so gut vor ihr versteckt hatte, erklären. „Und dein Stiefmonster? Ich bezweifle, dass er dir den Dreh einfach so erlaubt." Sie schwieg für einen Moment, ehe sie sagte „Du hast recht. Es kommt sogar noch schlimmer. Er hat mitbekommen, dass ich Drehe und will, dass ich das Produzieren aufgebe. Für immer." Alles in mir verspannte sich. „Und? Machst du, was er sagt?" Sie bestätigte meine Befürchtung. „Ja, werde ich. Tae meinte, dass er nicht weiß, ob du mitdrehst. Ich weiß, dass bei euch gerade irgendwas grundlegend falsch läuft. Aber ich sags dir gleich. Ich dreh nur, wenn du mit da bist. Du hast den Song mitgeschrieben und hast verdient, dabei zu sein. Außerdem will ich mich von meiner GANZEN Familie verabschieden." Ich schwieg. „Kai, bitte. Ich weiß, dass es dir gerade echt nicht gut geht, aber bitte. Bitte lass uns noch ein paar schöne, letzte gemeinsame Tage haben, ehe ich ganz gehen muss. Ich krieg das mit Dad – mit meinem Stiefvater schon geregelt, dass er mir einen letzten Dreh erlaubt." Verzweifelt schloss ich die Augen. Was wollte ich? Ich wollte mit den Anderen drehen, sie aber auch nicht belasten. Tae meinte, dass mein Auftauchen beim recording, Namjoon ziemlich aus der Bahn geworfen hatte. „Okay. Ich bin da. Ich übernehm JK's Parts. Er ist noch im Krankenhaus, wir brauchen aber 7 Leute." Ich hörte, wie sie erleichter aufatmete. „Danke dir. Ich schick dir noch den Plan. Du hast eine der heftigsten Szenen." Ich lächelte. „Das schaff ich schon."

JIN – EINE WOCHE SPÄTER

Tae und Namjoon waren nervös. Tae füllte schon zum 3. Mal den Wassernapf von Yeontan auf, obwohl dieser kaum etwas trank und Namjoon schüttete sich, statt Milch, Wasser in den Kaffee. „Jungs?" Ich lehnte mich an die Küchenzeile. Namjoon zuckte zusammen und Tae drehte sich so ruckartig um, dass Tannie zurückwich. Seufzend breitete ich die Arme aus und winkte sie zu mir. Als sie aufstanden, zog ich sie zu mir in eine Umarmung. Taes Anspannung löste sich und seine Schultern sackten nach unten. Im Gegensatz zu ihm, blieb Namjoon die Anspannung treu. „Wir schaffen das schon. Keine Angst. Der Dreh wird toll." Namjoon nickte langsam. „Yuna wird uns so anschnauzen wenn sie merkt, dass Kai und ich -" Er brach ab. Ich nickte und strich im sanft über die Schulter. „Aber sicher. Du kennst sie doch." Jimin betrat die Küche und sah zwischen uns drei hin und her. „Jungs? Können wir?" Namjoon nickte. „Auf gehts."

NAMJOON

Als wir ausstiegen, war Kai schon da. Er war umgezogen und sprach mit Sejin. Als er uns sah, entschuldigte er sich und kam zu uns. Tae ging am schnellsten auf ihn zu und zog ihn in seine Arme, gefolgt von allen Anderen. Jeder machten ein paar unbeholfene Witze, bis er sich zu mir umdrehte und mich wortlos ansah. „Hallo", sagte ich unsicher, doch Yuna erlöste mich, indem sie Kais Blick auf sich zog. Er beobachtete sie lächelnd, wie sie auf Tae zu rannte, der sie auffing und an sich drückte. Sie sah, abgesehen von ihrem körperlichen Zustand, unglaublich glücklich aus. Kai sah es auch und biss sich auf die Lippen. Yunas Wangen und Lippen waren eingerissen, ihr Lächeln verblasste langsam und ihre Augen hatten ihren Glanz verloren. Unsere alte Yuna gab es nicht mehr.

Ein paar Minuten später saßen wir alle auf der Wiese und besprachen den Ablauf. „Okay. Zwei Dinge vorher. 1. Mir geht es gut und ich freu mich total, das hier mit euch zusammen machen zu können. Und 2. Kai – Namjoon, was ist los? Ihr hängt doch sonst immer aneinander, wie zwei Kletten. Und jetzt würdigt ihr euch nicht mal mehr eines Blickes." Ich sah zu Boden. Wir konnten ihr nicht erzählen, dass wir uns getrennt hatten. Es würde alles kaputt machen. „Sejin hat uns nochmal verwarnt. Wir sollen bei den Drehs und Shootings vorsichtiger sein." Kai schnaubte. „Hör auf sie anzulügen. Sie hat das Recht, die Wahrheit zu erfahren." Seine Worte kamen so hart und kalt, dass ich zusammenzuckte. „Tut mir leid, aber ich wollte ein wenig taktvoll sein und nicht alles kaputt machen. Aber wenn du willst, du kannst es ihr gern erzählen. Wenn sie dich anschnauzt, ist das aber nicht meine Schuld." erwiderte ich bissig. Kai ignorierte mich und drehte sich zu Yuna. „Yuna, ich wohne nicht mehr im Dorm. Ich bin vor 5, 6 Wochen gegangen. Nam - RM und ich haben uns getrennt." Da waren sie wieder. Diese zwei Buchstaben, die so verletzend geworden waren. „Spinnt ihr?" Verwundert sah ich zu Yuna. „Wir klären das in der Pause Jungs. Ihr kennt alle meine Idee. Kein Tanz, je 2-3 Einzelszenen und der Rest Gruppenszenen. Nur, was eure Einzelszenen genau sind, dafür hab ich eine Übersicht gemacht." Sie zog einen Zettel aus der Jackentasche und legte ihn in die Mitte.

Namjoon: Tankstelle → Angst, mal so zu enden

Jin: Allein zuhause, mich Orchideenblüte → Erinnerung an mich (meine Lieblingsblume)

Yoongi: Hotelzimmer (zündet es an) → innere Wut

Jimin: Badewanne mit zu viel Wasser, Brief → Angst uns zu verlieren

Hobi: Tabletten im Bad => bricht auf Brücke zusammen → zu hoher Druck

Tae: Trinkt → Trauer

JK/Kai: Wird in dunkler Gasse zusammengeschlagen → Hater



BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt