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NAMJOON

Ich konnte die Tränen nicht stoppen und lag weinend in der Dunkelheit. Mir fehlte einfach die Kraft. Die Erinnerung, an Kais Augen, als er gehört hatte, dass er nicht mehr tanzen durfte, brannte wie tausend Feuer. Er tat mir so unglaublich leid. Verzweifelt schloss ich die Augen und spürte nur, wie sich jemand neben mich legte und mich sanft in den Arm nahm. Den Geruch meines Lieblingsmenschen erkannte ich erst nach einigen Sekunden. Als ich mich umdrehte, lag er tatsächlich neben mir und lächelte mich vorsichtig an. „Was machst du hier? Müsstest du nicht im Krankenhaus sein?" Anstatt einer verbalen Antwort zog er mein Gesicht zu sich und küsste mich sanft. Alle Emotionen, die ich so mühsam unterdrückt hatte, kamen in mir hoch und ich löste mich von ihm. „Es tut mir leid, Kai. Ich-" Er unterbrach mich. „Nein. Mir tut es leid. Alles. Dass ich euch allein gelassen habe, dass ich so kalt dir gegenüber war, dass ich dich vorhin im Krankenhaus schon wieder so angefahren hab, obwohl ich kein Recht dazu hatte – einfach Alles. Ich glaube, an dem Abend, an dem wir uns getrennt haben, war alles zu viel und du hast es leider abbekommen. Ich bewundere dich schon immer für deine Leaderfähigkeiten und ich bin so so stolz, dass du mein Freund bist. Ich hab dir viel zu oft wehgetan, trotz all dem, was du für mich getan hast. Du hast so oft meine Wünsche erfüllt und ich hab dich nur verletzt. Aber in den letzten Wochen – anders. Ich weiß, du hast schon so viel für mich getan, aber ich bitte dich um eine letzte Sache." Er sah mich ernst an. „Vergib mir. Bitte." Auch wenn er ruhig sprach, sah ich, dass er sich auf die Lippe biss, um nicht zu weinen. „Ich brauche dich Namjoon. Ich brauche dich mehr, als alles Andere auf dieser Welt." Unfähig etwas zu sagen rutschte ich zu ihm und drückte seinen Kopf an meine Brust. „Ich verstehe auch vollkommen wenn du es nicht kannst. Ich-" Ich schüttelte den Kopf. „Du bist ein Idiot, weißt du das? Aber du bist mein Idiot." Ein Lachen brach aus mir heraus. „Heißt das-?" Ich nickte. „Ich hab dir doch schon lange vergeben, Jagiya."

KAI

Erleichtert vergrub ich das Gesicht an seiner Schulter. „Wissen die Anderen, dass du da bist?" Ich nickte. „Jin hat mich reingelassen und Tae wusste, dass ich komme. Ich hatte ihm geschrieben, kurz nachdem du gegangen warst." Namjoon verdrehte die dunkelbraunen Augen und grinste.

Als ich in seine Augen sah, verdunkelten sie sich und ehe ich reagieren konnte hatte er mein Gesicht zu sich gezogen und mich stürmisch geküsst. In diesem Kuss lag so viel Verlangen, dass ich nach Luft schnappte. Namjoon merkte es, lächelte und murmelte etwas, was ich zwar nicht verstand, aber es kitzelte angenehm. Seine Hand fuhr langsam unter mein Hemd und strichen über meinen Rücken, was mich fast aus der Fassung brachte. „Namjoon-", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drückte mich wie von selbst näher an ihn. „Ja Baby?" Er grinste böse, als ich mit meinem nicht geschienten Arm nach ihm schlug. „Du!", knurrte ich und biss ihm spielerisch auf die Lippe. Er löste sich von mir, brachte aber keinen Abstand zwischen unsere Körper und fuhr sich mit der Zunge über die Stelle, auf die ich gebissen hatte. Dann sah er wieder zu mir. „Hast du eine Ahnung, wie heiß du bist, wenn du wütend bist?" Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Ich bin was? Ich glaube, ich hab dich nicht richtig verstanden." Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es, aus dem Bett zu flüchten, aber Namjoon fing mich vor der Tür ab und drückte mich, mit diesem heißen Lächeln, an die Wand, was ich so an ihm liebte. „Na warte", sagte er leise und begann, mein Hemd so weit aufzuknöpfen, so dass meine Schultern frei lagen. Dann drückte er mich weiter an die Wand und bedeckte meine Schultern vom Gelenk, bis zu meinem Hals, mit unzähligen Küssen. Als er meinen Mund traf durchzuckte mich ein Blitz von Emotionen und ich fuhr mit einer Hand unter seinen Hoodie, den er sich einfach auszog. Seine Muskeln spielten bei jeder seiner Bewegung und ich verliebte mich noch mehr in ihn. Als ich mein Hemd über den Kopf zog, knackte es in meiner Schulter, doch ich ignorierte es. Über die Botschaft meines Vaters hatte eine der Schwestern einen Verband gewickelt, worüber ich heil froh war. Namjoos Blick war Gold wert, als er meinen Oberkörper sah. Ich hatte an mir gearbeitet.

Da er mich noch immer gegen die Wand drückte und ich nur einen Arm nutzen konnte, konnte ich wenig tun, als er mir lange und intensiv in die Augen sah und meinen Gürtel öffnete. Ich legte meine Hand auf seine, eigentlich um ihm zu helfen, aber er verstand es falsch und zog seine Hand weg. „Du musst nicht, wenn du nicht willst." Ich schüttelte nur den Kopf und zog selbst den Gürtel aus den Schlaufen.

Ich wollte.

Und wie ich wollte.

TAE

Am nächsten Morgen waren Kai und Namjoon die Letzten, die aufstanden. Als sie Hand in Hand die Küche betraten, lächelte ich. „Willkommen zuhause." sagte Jin und reichte beiden eine Tasse seines Spezial Kaffees. „Wie geht's deiner Schulter?", fragte ich Kai und musste mir das Lachen verkneifen, als ich Namjoons entsetzten Blick sah. Ich hatte die beiden gestern Abend gehört. Scheinbar war unserem Leader vor lauter Glück entfallen, dass Kai eine angebrochene Schulter hatte. So wie ich Kai kannte, hatte er auch nichts gesagt. „Geht so. Die Schiene macht es erträglich." Ich nickte zufrieden und warf Namjoon einen vielsagenden Blick zu. „Wir machen heute ne Pause, damit wir uns von gestern erholen können. Yuna überlegt nach einer Lösung, wie wir deine Szene ersetzen können." Kai verdrehte die Augen. „Ich kann das schon drehen. Ich pass einfach auf." Namjoon legte ihm eine Hand an die Hüfte und zog ihn zu sich. „Wir schauen heute Abend, wie es dir geht, okay?" Er nickte und lächelte. „Das Wetter ist scheiße. Wir bleiben glaub ich lieber drin." Jin sah in die Runde und alle nickten. „Wollen wir Alice in Borderland schauen? Jimin und ich kennen die Serie zwar schon, aber ihr müsst die gesehen haben!", sagte Tae und bekam kräftiges Nicken von Jimin als Unterstützung. „Na dann." Namjoon wies auf die Tür zum Wohnzimmer und Jimin sprang fröhlich voraus.

Während der Serie saß Kai zwischen mir und Namjoon und hatte seinen Kopf auf die Schulter seines Freundes gelegt. Die Beiden sahen so glücklich aus, wenn sie zusammen waren. Hoffentlich würde das für die nächste Zeit so bleiben.

YUNA

Am nächsten Abend waren wir mit dem Video fast fertig. Kai hatte die Stuntszene gut überstanden und sah unglaublich glücklich aus. Tae half mir, meine Sachen zusammen zu sammeln und nahm dann meine Hand. „Komm. Ich will dir was zeigen." Ich folgte ihm auf das Dach des Hauses, in dem wir gedreht hatten und legte mich neben ihn auf den Boden. Der Sternenhimmel über uns sah wunderschön aus. „Ich wollte mit dir allein sein. Ein letztes Mal. Morgen wird das nicht mehr gehen." Ich griff nach seiner Hand. „Yuna- Ich liebe dich über alles. Vergiss das bitte nicht. Und ich werde um dich kämpfen. Ganz sicher. Ich hol dich zu uns zurück. Ich weiß nur noch nicht,wie. Aber dafür finde ich eine Lösung. Ganz egal, was dein Vater sagt, du bist perfekt, so wie du bist. Du hast einen tollen Charakter, siehst wunderschön aus und hast Talent." Er stockte. „Ich weiß nicht, wie ich die nächste Zeit ohne dich überstehen soll, aber ich werde es versuchen. Ich hab schon einmal die Hoffnung aufgegeben und hab dadurch Kai verloren. Das wird nicht nochmal passieren." Ich drehte mich zu ihm und strich sanft über seine Wange, die von Tränen durchnässt war. „Tae, ich liebe dich. Wir schaffen das. Du schaffst das. Pass auf dich auf, dann pass ich auch auf mich auf." Tae lächelte und küsste mich. Kai trat in mein Sichtfeld, sagte aber nichts. „Ich muss los. Lass uns morgen einen letzten schönen Tag gemeinsam haben, ja?" Tae nickte und ich stand auf. Als ich vor Kai stand, zog er mich in eine Umarmung. „Bis morgen", sagte er leise, dann lies er mich los.


BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt