6

108 6 7
                                    

NAMJOON

Als Kai das Geländer los ließ stürzte meine Welt in sich zusammen. Ich hatte versagt. Ich sackte in mich zusammen und schrie verzweifelt auf. Als meine Stimme nichts mehr hergab rollte ich mich auf dem Steinboden zusammen und begann zu singen. Miracles in December, einen Song, den Kai mal geschrieben hatte. In der Mitte des Liedes versagte meine Stimme komplett und ich weinte nur noch still vor mich hin. Mein Handy klingelte und ich nahm ab, ohne zu schauen wer es war. „Namjoon! Wo seid ihr?!" Jin's Stimme überschlug sich fast vor Erleichterung. „Ich komme heute erst später wieder. Ich brauch ein bisschen Zeit für mich." murmelte ich, bevor ich ohne ein weiteres Wort auflegte. Langsam stemmte ich mich vom Boden hoch und schleppte mich langsam von der Brücke hinunter. Ich hielt es hier oben nicht mehr aus. Im Park unter der Brücke setzte ich mich auf eine Bank und schloss völlig fertig die Augen. Scheiße.

YUNA

Als ich aufwachte lag ich auf dem Sofa. Komisch, ich konnte mich gar nicht daran erinnern auf das Sofa gegangen zu sein. Doch dann fiel es mir wieder ein. Der Streit mit Kai. Ich riss meine Augen auf, wenn ich daran dachte wie sehr ich ihn mit meinen Worten verletzt hab nur um mich zu schützen. Ich bin ein böser Mensch und wie Daddy es gesagt hat, böse Menschen musste man Vernunft einprügeln. Deswegen stand ich auf und lief wie paralysiert in die Küche. Ich griff nach einem Messer, es hatte so eine schöne Form. Es war wie dafür gemacht um es an meinen Arm entlang zu ziehen und mich für meine Sünden zu bestrafen. Ich setzte es an und zog es über meinen Unterarm, es fühlte sich befreiend an.Tränenüberströmt durch Schmerz und Schuld zog ich es noch zwei weitere Male über meinen Arm bevor es mir entrissen wurde. Emotionslos blickte ich zur Seite und sah in die Augen von Tae.

TAE

„Geht es Kai gut? Ihm geht es doch gut oder Tae?! Ich hab nur noch mitbekommen wie er raus gerannt ist und Namjoon ihm hinterher. Namjoon wird ihm helfen, da bin ich mir sicher. Er wird einen besseren Einfluss auf ihn haben und ihm helfen können. Nicht so wie ich. Daddy hat mich zerstört.", murmelte Yuna. Doch ich hörte jedes Wort und ich hatte wirklich Angst. Um Kai und um sie, aber da ich Kai im Moment nicht helfen konnte, musste ich Yuna helfen. Also zog ich sie aus der Küche und setzte sie auf das Sofa. Während ich sie verarztete schwiegen wir. „Tae- das wäre nicht nötig gewesen. Es wäre auch so verheilt. So hätte ich wenigstens länger etwas von der Strafe." Ich sah sie verstört an und fragte „ Warum verdienst du eine Strafe? Jeder rastet mal aus, Yuna, das ist normal. Es ist okay, Fehler zu machen. Jeder von uns hat eine Last zu tragen unsichtbar, aber immer da.". Sie sah mich an und schüttelte heftig den Kopf bevor sie weitersprach. Ich muss Jin nach diesem Gespräch unbedingt etwas fragen. schoss es mir durch den Kopf und ich betrachtete Yuna weiter. „Nein, ich darf meine Familie nicht enttäuschen. Wenn ich Fehler mache kann ich Jin nicht beschützen und dann verliere ich ihn. Ich darf ihn nicht verlieren sonst kann mich niemand mehr beschützen und niemand mich verstehen," sprach sie mit selbstsicherer Stimme. Sie wollte es wirklich durchziehen. In mir zog sich etwas zusammen. Ich wollte so sehr für sie da sein und sie vor jeder Dunkelheit beschützen. Ihre Kindheit wurde anscheinend sehr dadurch geprägt und hatte sie zu dem gemacht was sie jetzt war. Ich schloss sie in meine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken, ohne irgend etwas zu sagen. Denn ich wusste nicht ob es der Wahrheit entsprechen würde. „Ich hab so Angst dass Kai mich nicht mehr so sieht wie früher - was ist, wenn er mich hasst? Ich hab Sachen zu ihm gesagt, die ich sehr bereue." Sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt und hielt sich an mir fest. „Er wird dich nicht hassen. Ihm geht es sicher genau so wie dir. Namjoon wird ihn zurückbringen, da bin ich mir sicher. Kai wird dir vergeben Yuna. Und du wirst ihm vergeben. Ihr braucht euch und das wissen wir alle. Aber ihr zerstört euch leider gegenseitig durch eure Taten und das ist euch scheinbar nicht wirklich bewusst." Sie nickte und schloss die Augen. „Danke dass du mich aufgefangen hast, Tae. Ohne dich wäre ich in diese Dunkelheit gestürzt, die einen zu erdrücken droht und wäre nicht mehr raus gekommen." Murmelte sie, dann schwieg sie. Sanft strich ich ihr durch die Haare um sie zu beruhigen. Ein paar Minuten später schlief sie völlig erschöpft in meinen Armen ein. Ich legte sie in ihr Bett bevor ich Jin weckte, er würde eh spätestens in einer Stunde aufstehen um Frühstück zu machen - unsere Eomma halt. Er schaute mich fragend an und nickte als ich mit dem Kopf nach draußen wies.

JIN

Ich war etwas verwirrt dass, Tae mich weckte und nicht Yuna oder Namjoon. Ich stand auf und folgte ihm, da er mich mit einem Kopfnicken nach draußen bat. Als wir im Wohnzimmer auf der Couch saßen fragte ich leise „ Ist Yuna aufgewacht? Wie geht es ihr?" Es war gerade das einzig Wichtige für mich, zu wissen, ob es meiner Schwester gut ging. Deswegen war ich etwas verwirrt als Tae sein Kopf schüttelte und nickte. Ich bat ihn es mir zu erklären also fing er an zu erzählen. Ich hörte ihn aufmerksam zu und schlug vor Schreck die Hand vor den Mund, als er erzählte, dass Yuna sich selbst verletzt hatte. Doch wovor es mir am meisten graute waren Tae's Fragen die er danach stellte,, Jin wer ist Daddy? Und was hat er ihr angetan?". Ich schluckte hart bevor ich sagte: „ Das ist unser Stiefvater Tae. Und ich glaube weiteres kannst du dir denken, denn ich habe nicht das Recht dir noch mehr zu erzählen.". Tae nickte verständnisvoll, aber ich merkte wie er seinen Kiefer anspannte und seine Hände zu Fäusten ballte. Ich verstand perfekt wie er sich fühlte. Er konnte sie nicht vor sich selbst beschützen und dass ist fast schlimmer als wenn man sie nicht vor anderen beschützen kann. Als er sich halbwegs wieder gefangen hatte gingen wir in die Küche und machten zusammen Frühstück in einer angenehmen Stille, da jeder in seinen Gedanken versunken war.

BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt