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4 KAI

Ich erschrak fürchterlich als Yuna anfing zu wimmern und sich von links nach rechts warf. „Nein! Bitte! Lass das! Ich will das nicht! NEIN!" Rief sie und ihre Stimme zitterte vor Angst. In diesem Moment öffnete Jin die Tür und kam zu uns ins Zimmer. Wortlos kniete er sich neben Yuna und umarmte sie vorsichtig. Zuerst wehrte sie sich noch, doch dann beruhigte sie sich zunehmend bis sie wieder ruhig atmete. „Er wird uns hier nicht finden oder Jin? Er kann uns nichts tun." Fragte sie leise. Jin schüttelte den Kopf und strich ihr sanft über den Kopf. „Nein. Du bist hier sicher. Es sind alle da. Er kann dir nichts tun." Während Jin weiter beruhigend auf Yuna einredete, nickte ich ihm zu und ging wie paralysiert aus dem Raum. Diese Nacht konnte er ihr besser helfen als ich. Ich ging den dunklen Flur entlang und öffnete die Tür zu Tae's,

JK's und Jin's Zimmer. Tae war wach und sah mich fragend an. „Yuna geht es nicht gut. Jin bleibt die Nacht bei ihr. Ich wusste nicht wo ich hin sollte" Tae nickte, rutschte ein wenig zur Seite, so dass ich mich wie früher neben ihn legen konnte. „Ihr geht es morgen sicher wieder gut." Murmelte Tae und strich mir beruhigend über die Schulter. Ich nickte und schlief einige Minuten später ein.

YUNA

Als ich schweißgebadet aufwachte blickte ich desorientiert durch den Raum, bevor ich merkte, dass ich in meinen Zimmer war. Doch etwas war anders als sonst. Ich schaute mich noch einmal um und sah meinen Bruder anstatt Kai neben mir liegen. Sofort wusste ich, dass ich wieder einen meiner Alpträume über Daddy hatte und etwas in meinen Körper zog sich bei den Gedanken an ihn zusammen. Ich stand leise auf um Jin nicht zu wecken und ging zum Schrank um mir Sachen herauszunehmen damit ich mich umzuziehen gehen konnte. Im Bad blickte ich in den Spiegel um meinen widerwärtigen Körper anzusehen den Jin heute Abend auch sehen würde, egal ob ich wollte oder nicht. Immer wenn ich ihn ansah kamen Erinnerungen hoch an die ich nicht mehr denken wollte. Stumm rollten mir Tränen über die Wange während ich mich umzog. Als ich aus dem Bad kam sah mich ein verschlafener Kai an. Hilfe.

KAI

Als ich aufwachte sah ich auf die Uhr und merkte, dass es gerade erst um vier war. Natürlich wusste ich, dass nur eine von uns um diese Zeit schon wach war. Kopfschüttelnd stand ich auf um auch ins Bad zu gehen. Schlafen nützte eh nichts, da ich mir nur über alles Mögliche Gedanken machen würde. Also konnte ich genau so gut das Frühstück machen.

Als ich vor dem Bad stand, wurde die Tür von Yuna geöffnet, die mich mit roten aufgeschreckten Augen ansah.

Sofort war ich besorgt warum sie geweint hatte, obwohl ich mir den Grund schon denken konnte, besser gesagt die Gründe. Heute war Freitag, der Tag an dem Jin nach ihrem körperlichen Zustand schaute. Das Ganze hatte ich eigentlich eingeleitet, aber sie wollte nicht, dass ich dabei war. Warum wusste ich nicht. Bevor ich etwas sagen konnte schob sie sich an mir vorbei und sagte freundlich: „Morgen Kai. Gut geschlafen? Ich muss jetzt los. Brauchst mich also nicht ins Frühstück einplanen. Wir sehen uns heute Abend." Sie zog sich ihren

dicken Mantel über ihre, sowieso schon viel zu dicken Klamotten für März und zog die Tür mit einem leichten Lächeln hinter sich zu.

Mal wieder fühlte ich eine gewisse Leere in mir, wie als würde jedes mal wenn sie rausgeht ein Stück von mir mitnehmen. Langsam schlurfte ich ins Bad und machte mich fertig. Um sieben fing ich an Frühstück zu machen.

Kurz danach machten wir uns alle auf den Weg zum Dreh von Anpanman. Ich hatte kaum Schwierigkeiten mit der Choreo und der Tag verging relativ schnell.

YUNA

Wie dumm konnte man sein?! Ich dachte irgendwie immer man brauchte Talent, Disziplin und Konzentration um ein Idol zu werden. Aber anscheinend war dem nicht so, denn G-idle bewies mir gerade wie inkompetent sie sein konnten. Genau aus diesem Grund stand ich nun mit den beiden Mädchen im Tanzstudio und brachte ihnen wieder mal um 20:30 Uhr ihre Choreo bei, in High Heals...Zwar hatten wir heute am Set schon eine 15min Pause, aber ich hatte trotzdem nicht gegessen. Denn ich musste noch Sachen mit den Managern der beiden besprechen und ihnen mitteilen, wie viele Probleme wir hatten und ich überrascht wäre wenn das Video gut ankommt. Der wahre Grund dafür, dass ich nichts aß war wohl eher, dass mir schon vom Anblick des Essens schlecht wurde. Es widerte mich an und man könnte mir genauso gut Kalorien auf einen Teller legen und mir sagen „Hier iss dadurch wirst du fetter." Es ist genauso wie Daddy es gesagt hat (sie nennt ihren Stiefvater immer noch Daddy, da sie es früher immer tun musste und dafür bestraft wurde wenn sie es nicht getan hat. Es ist Alltag für sie gewesen. Nur niemand hat bisher mitbekommen, dass sie das tun musste.) Iss so wenig wie möglich, dann siehst du am besten aus. Gegen 10 waren wir mit der Choreo fertig und nahmen diesen Teil erst einmal auf, denn den „Bitch-Blick" mussten die beiden noch üben. Als wir die erste ordentliche Tanzszene im Kasten hatten klingelte mein Handy und ich sagte den anderen noch schnell, dass für heute Schluss wäre. Diese gingen mit einen erleichterten Stöhnen. Danach nahm ich schnell ab.

JIN

Es klingelte ein paar Sekunden bevor Yuna abnahm und ihre erschöpfte Stimme hörte die fragt was los sei.,,Was los ist?! Sag du es mir, es ist 11 Uhr nachts und keine Spur von dir. Kai macht sich Sorgen wo du bleibst. Also ich hoffe du hast eine gute Ausrede für mich wo du dich nachts rumtreibst, wenn du morgen wieder früh arbeiten gehst?" beendete ich meine Schimpftirade. Nach ein paar Minuten sprach Yuna zögernd los:,, Also, erst einmal: Hallo Bruderherz. Geht es Kai sehr schlecht? Tja, ich bin tatsächlich noch auf Arbeit, da diese Leute noch inkompetenter sind als erwartet und es ewig dauert bis man eine Szene im Kasten hat. Du kennst mich, ich bin eine Perfektionistin und deswegen dauert das ganze nochmal länger. Ich mach mich auf den Heimweg. Wir sehen uns in einer halben Stunde.". Als sie fertig gesprochen hatte, legte sie schneller auf als ich auch nur einen Ton von mir hätte geben können. Ich seufzte laut und ging zurück zu den Anderen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer hörte ich aus Kai's und Yuna's Zimmer ein Schluchzen. Der arme Kai. Ob die beiden wohl wussten, dass sie sich durch ihre Taten nur gegenseitig kaputt machten?

KAI

Um 21 Uhr waren wir zuhause und machten uns sofort ans Abendessen. 30 Minuten später traf Yuna ein und erfreute mich damit sehr. Sie hatte also sich beeilt. Wir aßen zusammen und alle erzählten vom Tag. Yuna war wie immer nach drei Sekunden fertig, was mich innerlich explodieren ließ, und ging schon mal ins Bad, um dort auf Jin zu warten, der ihr zugenickt hatte. Ich hatte wirklich Angst, dass es noch schlimmer wurde, denn wenn es so weiterging wie bisher würde ich das nicht mehr schaffen...

JIN

Sobald ich mit dem Essen fertig war, folgte ich Yuna ins Bad. Als ich dir Tür öffnete stand sie vor mir und sah mich mit ihren Reh-Augen an. „ Jin alles okay? Sehe ich so schlimm aus? Ich weiß, dass ich fett bin und ich werde abnehmen bis ich perfekt bin. Daddy hat gesagt : Nur dünne Frauen sind schön. Ich möchte schön sein! Ich werde das schaffen." Ich sah sie verstört an. Oh Gott ich will mir gar nicht vorstellen, sie alles durchgemacht hat! Dachte ich entsetzt. Als ich in ihre naiven Augen blickte, konnte ich nicht anders als sie in die Arme zu schließen und ihr zu sagen, dass sie perfekt sei. Manchmal vergaß ich immer wieder, dass sie keine Kindheit hatte und sie innerlich noch ein Kind war. Ich sprach mit ihr über das übliche Thema, aber sie wollte nichts einsehen und fing immer wieder mit den selben Argumenten an. Irgendwann merkte ich, dass es nichts mehr brachte und ich hörte auf, auf sie einzureden und verließ das Bad. Als ich die Tür öffnete, stand Kai direkt davor. Wortlos trat ich zur Seite. Als er Yuna sah weiteten sich seine Augen entsetzt und er rannte raus auf die Terrasse. Ich sah zu Namjoon, der Kai fragend hinterher sah und nickte ihm zu. Gerade noch rechtzeitig sah ich, wie Yuna die Tür wieder zuschlug und abschloss.

KAI

Ich konnte niemanden beschützen. „Wieso kann ich niemanden den ich liebe beschützen?!" schrie ich verzweifelt und zuckte zusammen, als Namjoon mir eine Hand auf die Schulter legte. „Hey. Es ist nicht deine Schuld." Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß. Aber jemand muss doch auf sie aufpassen! Sie achtet ja nicht mehr auf sich selbst! Und Jin kontrolliert sie. Mehr nicht. Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich der Einzige bin, der sich um Yuna sorgt. Und das macht mich so unglaublich wütend! Weil sie es nicht akzeptiert!" Wütend riss ich mich von Namjoon los und ging nach drinnen und zielstrebig in Yuna und mein Zimmer. Sie war nicht da. Gut so.

BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt