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KAI

Der Dreh war vorbei. Red Lights war abgeschlossen. Erleichtert ließ ich mich neben Hyunjin auf das Bett fallen, welches noch am Set stand. „Es ist toll." Hynujin lächelte. „Gefällt es dir?" Ich nickte. „Ja. Das Video ist dem Song mehr als nur gerecht geworden." Ich sah zu einem der Bildschirme auf dem das geschnittene Video lief. Die Idee mit den Ketten war mir gekommen, nachdem ich von der gefesselten Yuna geträumt hatte. Ich fand die Idee perfekt. „Komm. Reicht für heute. JYP stellt das Video heute Abend online." Er stand auf und reichte mir eine Hand. Ich ergriff sie nicht und stand stattdessen selbst auf. Hynujin musste dadurch so heftig lachen, dass er sich einen Schlag auf den Hinterkopf von mir einholte. „Lass mich." Kichernd zogen wir uns um und verließen das Studio. Als wir zuhause ankamen, wurde ich wieder ernst. Vor meinem inneren Auge zogen Szenen aus dem Video vorbei, die sich mit Namjoons traurigen Augen vermischten, als er meinen Arm gesehen hatte. Ich wollte nicht, dass er sah, was ich mit mir machte, wenn ich nicht mehr klar denken konnte. Wenn der Selbsthass mich übermannte und ich alles um mich herum ausblendete. Er hatte sich schon genug Sorgen um mich gemacht. „Wie geht's dir?" Hyunjin setzte sich neben mich. „Ich weiß es nicht. In meinem Kopf dreht sich alles und ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich bin glücklich, weil das Musikvideo so gut geworden ist. Aber ganz ehrlich? Ich hab auch Angst. Ich weiß nicht, wie Namjoon reagiert, wenn er das Video sieht." Hyunjin zuckte mit den Schultern. „Es ist doch egal, wie er reagiert. Wenn es dir gefällt ist das die Hauptsache." Ich schüttelte entschieden den Kopf. „Seine Meinung ist mir wichtig." Hyunjin seufzte. „Warum machst du dich so abhängig von ihm?" Warum war er auf einmal so? „Hyunjin – Er bedeutet mir so viel. Selbst wenn wir uns streiten – er ist das Wichtigste, was es in meinem Leben gibt." Ein abfälliges Schnauben von seiner Seite ließ das Biest in mir erwachen, doch noch konnte ich es zügeln. „Ich verstehe dich nicht. Er hat dich so verletzt, dich dazu gebracht, dich selbst zu verletzen und trotzdem verteidigst du ihn?" Ich stand auf und wollte gehen, doch auf halbem Weg fiel mir etwas ein und ich drehte mich zu ihm um. „Ich habe niemanden, dem ich mich öffnen kann. Klar seid ihr alle für mich da, aber mein wirkliches Vertrauen hat nur er. Er hat mich gerettet, als ich mich umbringen wollte. So jemand hat es nicht verdient, verletzt zu werden." Hyunjin sah auf. „Es tut mir leid. Ich hab überreagiert. Steh zu Namjoon. Du brauchst ihn und er braucht dich" Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Woher kam der plötzliche Sinneswandel? „Äh, ich geh mal kurz duschen", stotterte ich, schnappte mir ein paar saubere Klamotten und verschwand im Bad. Als ich die Tür hinter mir schloss tauchte urplötzlich die Szene vor mir auf, als ich am Waschbecken gestanden hatte, nachdem ich mit Yuna telefoniert hatte. Ich verscheuchte die Gedanken und setzte mich in Klamotten auf den Boden der Dusche. Das warme Wasser lief mir über das Gesicht, den Hals und den Oberkörper. Ich konnte Namjoons Kuss noch immer spüren, auch wenn er schon zwei Tage her war.

Was machte dieser Mann nur mit mir?

YUNA

„Gut, okay. Vielen Dank! Bis dahin!" Lächelnd legte ich auf. Mein Plan für das Musikvideo zu Black Swan ging auf. Ich hatte in drei Theatern angefragt, ob wir dort drehen konnten und das Seouler Staatstheater hatte gerade die Zusage erteilt. Ich sah zu Tae, der ein wenig abseits von mir im Sand stand und die Choreo von Black Swan durchging.

Wir waren zeitig losgefahren um auf dem Rückweg noch einen Stopp einlegen zu können, da Tae mir seinen Lieblingsplatz, einen wunderschönen See zeigen wollte. „Du bist wunderschön, weißt du das?" Tae umarmte mich von hinten und gab mir einen Kuss aufs Schlüsselbein. Ich wurde rot und lächelte. „Nicht ganz. An dich komm ich schönheitstechnisch nicht ran." Ich stellte mir vor, wie er lächelte und lehnte mich an ihn. „In zwei Tagen ist euer Konzert." Tae nickte. „Kommst du?" Ich nickte heftig und drehte mich zu ihm um. „Klaro. Ich will doch sehen, wie du dich von einem Jackett streicheln lässt." Tae musste so lachen, dass wir nach hinten in den Sand kippten. „JK hat mal genau das selbe zu mir gesagt. Aber hey! Ich mag den Teil aus der Performance." Ich prustete los und vergrub lachend das Gesicht an seiner Schulter. Mühsam stieß ich zwischen zwei Lachsalven „Das war mir klar!" hervor. Tae musste wieder lachen und gab mir einen Kuss auf die Nase. „Ich glaube, wir müssen los." Ich nickte, wischte mir ein paar Lachtränen weg und sammelte mit ihm unser Zeug ein. Dann fuhren wir weiter.

BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt