25

20 1 0
                                    

KAI

Schwer atmend ließ ich mich auf den kühlen Boden des Trainingsraums fallen und schloss die Augen. Mein Brustkorb brannte und ich bekam kaum Luft. Wahrscheinlich hatte ich es mit dem Training übertrieben. Als ich auf die Uhr sah, war es bereits nach 20 Uhr. Seid neun Stunden war ich hier und trainierte. Was war nur mit mir los? Mein Handy klingelte leise in meiner Hosentasche und ich nahm nach kurzem Suchen ab. „Kai! Wo bist du?" Hyunjin klang außer Atem und im Hintergrund konnte ich Straßenverkehr hören. „Es ist alles gut. Ich bin bei BigHit im Tanzstudio." Hyunjin schnaubte. „Du bist seid neun Stunden im Tanzstudio und hältst es nicht mal für nötig, mir irgendwie Bescheid zu sagen? Ich will dich nicht überwachen und das weißt du auch. Aber in deinem momentanen – Zustand hättest du auch im Hangang River liegen können!" Ich schwieg. „Du hast recht. Es tut mir leid." Hyunjin seufzte. „Schon okay. Kommst du voran?" Ich bejahte. „Ich hab erst noch ein bisschen für Black Swan trainiert und jetzt arbeite ich an einer Choreo für Red Lights." Hyunjin pfiff leise durch die Zähne. „Du ziehst es also wirklich durch." Ich trank einen Schluck und nickte. "Ja ich ziehs durch." Langsam stand ich auf und schnappte nach Luft, als ein stechender Schmerz durch meinen Brustkorb fuhr. „Alles gut?" Hyunjin hatte es gehört. „Ja, passt schon", sagte ich schnell und massierte mit einer Hand die schmerzende Stelle. „Okay. Wann denkst du, bist du fertig?" Ich zuckte mit den Schultern und sah zur Tür, als diese sich öffnete. JK und Jimin sahen mir genau so verdutzt entgegen, wie ich es auch tun musste, denn über JK's Mund huschte ein Lächeln. „Weiß ich noch nicht", sagte ich schnell und legte auf. „Hey." Unschlüssig machte Jimin einen Schritt auf mich zu. „Hey. Braucht ihr den Raum? Dann such ich mir einen Anderen, der frei ist." Ich schnappte mir meine Tasche und wollte an JK vorbei, doch der hielt mich fest. „Komm mal her", grummelte er und zog mich in eine Umarmung. Ich schloss die Augen und genoss diesen kurzen Moment, von Heimat. „Wie geht's den Anderen?", fragte ich Jimin, der anfing, sich zu dehnen. Er zuckte mit den Schultern „Wie solls ihnen schon gehen? Du fehlst uns. Allen sitzt der Schreck, über die Geschehnisse im Krankenhaus noch in den Knochen. Tae kümmert sich nach Kräften um Yuna und Jin – naja. Er versucht Namjoon zu helfen. Ihm geht es überhaupt nicht gut." Der Name meines Ex Freundes ließ mich zusammenzucken. Ich wollte nicht, dass er leiden musste. Er durfte nicht leiden. „Und wie gehts dir?" JK lockerte seine Handgelenke und sah mich fragend an. „Um ehrlich zu sein, auch nicht gut. Ihr fehlt mir auch. Aber Namjoon hat mit am Telefon ziemlich klar gesagt, was er von mir hält. Ich kann nicht zurückkommen. Nicht jetzt. Es tut mir leid." JK nickte langsam. „Ich bin bei Hyunjin und da geht es mir gut." Jimin schüttelte fassungslos den Kopf. „Schön dass es dir gut geht, aber Namjoon, Tae und Yuna leiden!" Überrascht sah ich zu ihm. Dass er so reagierte, hatte ich nicht erwartet. „Jimin-" JK legte ihm eine Hand auf die Schulter doch er schlug sie weg. „Nein. Jetzt rede ich. Ich verstehe dich Kai. Dass du Abstand brauchst ist total verständlich. Aber was denkst du ist momentan im Dorm los? Tae ist heute mit Yuna zu euren Verwandten gefahren um sie auf andere Gedanken zu bringen. Yoongi macht sich total fertig, weil du und Namjoon euch gestritten habt. Namjoon ist nicht mehr wieder zu erkennen, seid du weg bist. Und Jin, J-hope, JK und ich wissen nicht mehr, was wir noch tun sollen! Aber du hast dich ja bei deinem Stray Kids Kumpel eingenistet und machst einen auf heile Welt. Ich glaubs nicht." Fassungslos starrte ich ihn an. „Ist das dein Ernst?", fragte ich leise und zuckte zusammen, als er brüllte „Ja es ist mein verdammter Ernst! BTS steht kurz vor dem Zusammenbruch! Wach auf Kai!" JK wollte etwas sagen, doch ich hielt ihn zurück. Wortlos zog ich die Handstulpen aus und hielt Jimin meine verbundene Hand und den Arm dazu hin. Die Schnitte zogen sich in einem traurigen Muster bis hoch in meine Armbeuge. Ich suchte seinen Blick und ließ ihn nicht los, als ich sagte „Sieht das für dich aus, wie heile Welt?" Entsetzt schüttelte Jimin den Kopf. „Kai – Es tut mir leid. Ich wusste nicht -" Ich lachte. „Natürlich wusstest du es nicht. Es weiß niemand, wie es hinter meiner Maske wirklich aussieht. Nicht du, nicht JK, nicht Yuna, nein nicht mal Tae weiß wirklich, was in mir vor geht. Namjoon war der Erste und Einzige, dem ich mich geöffnet habe. Und das war ein Fehler." Kopfschüttelnd betrachtete ich meinen verunstalteten Arm. Ein gezacktes HILFE wand sich um mein Handgelenk und mehrere einzelne Schnitte zogen sich über den Arm und meine Handfläche. „Weiß Namjoon -" Etwas hilflos deutete JK auf meine Hand. „Nein weiß er nicht. Und er soll es auch bitte nicht erfahren. Ich werde es ihm selbst sagen.

BLACK SWANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt