Kapitel 14

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Kai POV

„Harvy, beeil dich mal", sagte Jule ungeduldig. „Ja genau. Du brauchst mal wieder am längsten zum Umziehen.", lachte Marco. Ich antwortete: „Jaja. Ihr könnt auch schon vorgehen, wenn ihr wollt." „Das machen wir jetzt auch. Du brauchst definitiv zu lange", grinste Erling „Kommt, Jungs." Sie gingen zur Tür hinaus. „Bis gleich.", rief ich noch hinterher und die Tür fiel wieder ins Schloss. Wir hatten gerade in der Kabine noch unseren Sieg gefeiert. Es war immer noch komplett surreal. 

Ich war gerade dabei meine Schuhe anzuziehen, da klopfte es an der Tür und Lia stand plötzlich vor mir. Sie fragte, wo denn die anderen seien und ich antwortete, dass diese schon zum Bus gehen wollten. „Dann leiste ich dir halt noch ein bisschen Gesellschaft.", lächelte Lia. „Danke", lächelte ich zurück und sie setzte sich neben mich. „Ich kann irgendwie immer noch nicht ganz glauben, dass wir gerade deutscher Meister geworden sind.", meinte ich dann irgendwann und band meine Schuhe zu. „Mir geht's genauso.", antwortete sie zustimmend. „Danke dass du immer an uns geglaubt hast. Das hat uns echt viel Kraft gegeben nicht aufzugeben, sondern weiterzumachen.", sagte ich ehrlich. Ich hatte gerade das Bedürfnis mich bei ihr zu bedanken. Währenddessen trafen sich unsere Blicke. Sie hatte die schönsten Augen, in die ich jemals geschaut habe. Ich lächelte. „Hab ich gerne gemacht. Ihr habt es geschafft und darauf könnt ihr stolz sein. Dein Tor war übrigens der Wahnsinn. Ich bin echt stolz auf euch.", sagte Lia und fügte etwas leiser hinzu „Und stolz auf dich." Wahrscheinlich dachte sie, ich würde es nicht hören, doch damit lag sie falsch. Hatte sie gerade wirklich gesagt, dass sie stolz auf mich ist? Hatte Jule doch recht und sie war vielleicht auch in mich verliebt? Ein plötzliches Glücksgefühl durchströmte meinen Körper und ich zog Lia in eine Umarmung. Als wir uns lösten, trafen sich unsere Blicke wieder und ich sagte leise: „Das Tor war für dich." Das war tatsächlich die Wahrheit. Den Treffer hatte ich nur für sie erzielt. Eigentlich wollte ich schon früher treffen, was mir aber nicht gelang. Als ich es dann schaffte habe ich, sogar überlegt einen Torjubel in ihre Richtung zu machen, aber ich habe es dann doch gelassen. „Was? Wie meinst du das?", fragte Lia etwas verwirrt. „So wie ich es gesagt habe", lächelte ich und sofort entstand eine unangenehme Stille, in der wir uns einfach in die Augen sahen. Ich konnte meinen Blick kaum von ihr abwenden. Sie war so wunderschön und in diesem Moment wurde mir klar, wie sehr ich sie liebte. Ob es ihr auch so ging? Wie ferngesteuert bewegte ich mich langsam auf sie zu. Irgendwann waren wir uns so nah, dass ich ihren schnellen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. War das richtig was ich hier gerade tat? Ich versuchte aus ihrem Blick zu erkennen, was sie wohl dachte. Doch ich wusste es nicht. Sie war doch eigentlich meine beste Freundin. Konnte ich sie einfach so küssen? Aber ich musste wissen, wie sie darauf reagiert. Ich wollte wissen ob Jule recht hatte. Dieser Gedanke überschattete den anderen und ich konnte mich nicht mehr länger zurückhalten. Ich legte meine Lippen vorsichtig auf ihre und wartete auf eine Reaktion von ihr. Sekunden später schien sie zu erwidern. Ich wollte mich schon freuen, als sie den Kuss plötzlich abbrach und aufsprang. Mich überkam ein ungutes Gefühl. War es doch falsch? Hatte ich jetzt alles zerstört? „Lia, was...", fing ich an, doch Lia unterbrach mich. „Sorry, ich...ich k-k-kann das nicht. D-Das geht nicht", stammelte sie mit brüchiger Stimme, ging zur Tür und riss sie auf. Ich versuchte sie aufzuhalten und hielt sie am Arm fest. „Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich besorgt. „K-Kai bitte lass es. Es geht nicht. Ich...ich kann nicht...", erwiderte sie und brach dann ab. Ohne mich anzusehen, riss sie sich von mir los. „Lia...", rief ich ihr noch hinterher. Doch sie rannte einfach davon. Ich wusste es war keine gute Idee ihr hinterherzurennen, weshalb ich es ließ. 

„Verdammte Scheiße", zischte ich und schlug mit der Faust gegen die Wand. Ich hatte alles kaputt gemacht. Ich bin so ein Idiot, dachte ich. Wie konnte ich sie nur einfach so küssen? Sie wirkte total überfordert. Hatte ich sie jetzt für immer verloren? Wütend auf mich selbst, schmiss ich meine Klamotten in meine Trainingstasche und zog meine Jacke an. Aber was meinte sie damit, dass sie das nicht kann? Wieso hatte sie dann zuerst erwidert? Komplett durcheinander griff ich nach meiner Tasche und machte mich auf den Weg zum Bus. 

Dort lief ich durch den Gang, um mir einen freien Platz zu suchen. Dabei lief ich an Lias Platz vorbei, doch sie sah mich nicht, weil sie Musik hörte und aus dem Fenster schaute. Ich ließ mich auf den freien Platz hinter Jule und Erling und neben Marco fallen. Als sie mich bemerkten, fragte Jule: „Sag mal Kai, weißt du was mit Lia ist? Sie ist irgendwie total komisch." Ich schüttelte den Kopf. „Sicher? Weißt du wirklich nichts?", meinte nun auch Marco „Ne, keine Ahnung.", log ich, in der Hoffnung sie würden mich in Ruhe lassen. Das taten sie auch. Allerdings merkte ich an Jules Blick, dass er mir das absolut nicht abkaufte. Na toll, da konnte ich mich definitiv noch auf ein Gespräch einstellen, so wie ich meinen besten Freund kannte. Doch das war mir jetzt erstmal egal. Ich holte meine Kopfhörer aus meiner Taschen und schaltete Musik an. Dann fuhr der Bus los. Während der Fahrt konnte ich an nichts anderes denken als an den Kuss.

Ready for Love? - Kai Havertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt