~Felis Sicht~
Was ich sah,als ich die Tür aufgemacht hatte,hatte ich überhaupt nicht erwartet. Wirklich nicht.
In einer kleinen Ecke dieses riesen großen, silbernen und leerstehenden Zimmers saß ein Junge und weinte. Ben weinte.
Langsam und vorsichtig ging ich auf ihn zu und schon bald hatte er mich bemerkt. Er hob seinen Kopf leicht an und schaute mich an. Seine Augen waren ganz rot,höchstwahrscheinlich von den ganzen Tränen, und er war blass. Vorsichtig ging ich weiter auf ihn zu ,bis er sagte : "Was willst du hier? Geh weg!Du sollst mich so nicht sehen!".
Da war es um mich geschehen, ich ging schnell die letzten Schritte zu ihm und nahm ihn ganz fest in den Arm. Anfangs versuchte er mich wegzuschubsen ,aber dann gab er es auf und weinte einfach weiter.
"Schhhhhh, was ist denn los? .... du musst mit uns reden,Ben. Wir wollen dir helfen..."
Seine Antwort bestand aus einem leichten Schulterzucken und noch mehr Tränen. Das hatte so keinen Sinn. Er musste sich erstmal beruhigen. Ich umklammerte ihn fester und schon bald schlungen seine Arme sich auch um mich. Ich setzte mich neben ihn auf den Boden und streichelte seinen Rücken. Ich hatte ihn noch nie so gesehen. So traurig und mit so vielen Emotionen.
Was wohl mit ihm los ist? Eigentlich ist Ben nicht der Typ von Mensch,der oft weint. Und wenn er weint dann nicht so viel. Es muss was echt schlimmes sein...
"Bitte Ben, rede mit mir. Ich will wissen,weshalb du in letzter Zeit so komisch warst und weshalb du uns gemieden hast. Weshalb du mich gemieden hast. Ben,weshalb hast du mich gemieden? Hab ich dir was getan? Bitte sag es mir ich leide sehr darunter!",sagte ich,wobei mir eine Träne die Wange runterlief, "ich frage mich die ganze Zeit,ob ich dir was getan habe und wenn,was ich dir getan haben könnte... ich halte das nicht mehr aus Ben! Ich brauche dich... ". Sein Kopf presste er doller auf meine Schulter und seine schwarzen Haare waren zerzaust. Meine eine Hand fuhr nun durch seine Haare und probierte sie wieder ein wenig zu ordnen,ohne Erfolg.
In dieser Position blieben wir noch eine Weile,bis ich merkte wie sich sein Herzschlag ein wenig beruhigte. Langsam löste er sich von mir,rieb sich einmal die Augen und schaute mich an. Seine eigentlich so schönen blauen Augen waren nun von einem rot geschwollenen Ring umgeben und unter seinen Augen waren tiefe dunkele Augenringe zu erkennnen. Man sah wie er sich probierte zu beruhigen und sich zu sammeln.
"Hör zu... Es hat nichts mit dir zu tun. Feli,bitte denk sowas nicht. Du könntest nichts tun, damit ich dich nicht mehr mögen würde. Es hat andere Gründe...", antwortete er mir nun und bei seinen letzten Worten lief ihm eine Träne aus dem rechten Auge. "Okay... aber dann nenn mir bitte die Gründe. Ich sehe doch wie du darunter leidest und dann leide ich mit... ich hasse es,wenn du leidest. Also bitte rede mit mir darüber..",flüsterte ich leise,während ich ihm seine Träne wegwischte. Seine linke Hand strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht und blieb dann an meiner Wange. "Du musst nicht mit mir mit leiden... das solltest du nicht, ich möchte nicht,dass es dir wegen mir schlecht geht...",sagte er nun. "Ja..aber du weißt ,dass ich das nicht abstellen kann... wenn man einen Menschen mag,dann leidet man mit ihm. Außerdem lenkst du vom eigentlichen Thema ab,weshalb bist du so traurig Ben?". "Du hast Recht... ",fing er an und man sah,dass er sich zusammenreißen musste,um nicht wieder loszuweinen, "also... es geht um meine Familie. Weißt du noch in dem Hotel,als ich dir von meiner kleinen Schwester Caitlin erzählt habe? Sie ist noch so jung, sie sollte dieses ganze hier nicht miterleben. Als dieser Vorfall mit meiner Oma war, war meine Schwester mit meinem Vater im Urlaub. Wir haben ihr nicht erzählt wie Oma wirklich gestorben ist,sondern haben ihr gesagt,dass Oma einfach zu alt war und friedlich eingeschlafen ist. Ich habe sie immer vor schlimmen Sachen geschützt, ich wünschte ich könnte sie jetzt schützen. Und wo bin ich?! In einem Gefängnis in Amerika und ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt!". Erneut bahnten sich Tränen einen Weg über seine Wangen und er schluchzte. Dann setzte er fort : "ich liebe sie einfach. So sehr wie man eine Schwester nur lieben kann. Wer weiß,ob sie überhaupt noch lebt... Die Geschichte mit meiner Oma hat mich wieder daran erinnert, wie sehr ich wegen ihrem Tod gelitten hatte. Sie war noch nicht alt. Immer wenn Mama und Papa arbeiten waren hat sie für uns gekocht oder ist mit uns was unternehmen gegangen. Sie war wie eine 2. Mutter. Und jetzt ist sie tot... vielleicht ist meine ganze Familie schon tot. Und wenn sie es wäre,dann würde ich es nicht mal erfahren! Denn ich bin am anderen Ende der Welt".
Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich meine ich wusste,dass er eine schöne Kindheit gehabt hat,aber ich hatte nicht erwartet,dass er so ein Familienmensch ist und seine Schwester so dermaßen liebt.
"Ich kann das verstehen... Höchstwahrscheinlich ist es für mich nicht ganz so schlimm wie für dich,aber ich vermisse meine Familie auch. Jeder von uns hat Angst,dass seine Familie tot sein könnte oder sogar bereits als Zombie-Familie andere Menschen essen könnte. Dies könnte ich nicht ertragen...Doch man muss diesen Gedanken einfach probieren weiter von sich wegzuschieben und gutes hoffen,denn nur noch die Hoffnung bleibt uns momentan",sagte ich nach einer Weile. Nun schaute er mir wieder direkt in die Augen. "Danke Feli... ",kam es aus seinem Mund ,bevor er mich umarmte , "danke,dass es dich gibt". Mit diesen Worten schlang er seine Arme doller um mich und hielt mich ganz doll fest. "Ich bin auch froh,dass es dich gibt Ben... weißt du... ich..",wollte ich meine Antwort beginnen,doch er unterbrach mich : " schhhhh",er legte seinen Finger auf meine Lippen, "das wollte ich schon seitdem wir in der Suit waren loswerden: Du bist das tollste Mädchen auf der ganzen Welt.Du bist der Grund,weshalb ich noch nicht durchgedreht bin,sondern es immer weiter probiert habe. Du bist mein letzter Halt. Meine letzte Hoffnung. Wenn ich wüsste,dass meine Familie noch leben würde, würde ich dich gerne ihnen vorstellen,denn sie sollen das Mädchen kennenlernen in das ich mich verliebt hab". Dieser Satz stellte meine ganzen Gedanken auf den Kopf. Dieser Kuss in der Suit neulich war atemberaubend schön. Ich fühlte mich schon die ganze Zeit zu ihm hingezogen,doch ich hätte nie gedacht,dass er dieses Gefühl auch hatte. Seinen Kopf nahm er von meiner Schulter und schaute mir nun direkt in die Augen. Nun saßen wir dort, Arm in Arm. Seine blauen Augen glänzten wieder. Sie waren so wunderschön.
Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht und er schaute mir weiter in die Augen,bis er letztendlich sagte : "Ja, ich liebe dich Feli". Ich senkte kurz meinen Blick nach unten und grinste bestimmt wie ein Honigkuchenpferd. Ich war mir nicht sicher,was ich jetzt sagen sollte, ohne dass es sich total bescheuert anhörte. Denn jedes Wort,dass nun meinen Mund verlassen würde, könnte meine Gefühle nicht gut genug ausdrücken.
Also küsste ich ihn.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Kuss mit so viel Emotionen. Er sagte so unglaublich viel aus. Ben küsste so zärtlich und seine rechte Hand spielte mit meinen Haaren. Seine linke Hand blieb an meinem Rücken und hielt mich ganz doll fest,als ob er mich nie mehr loslassen wollte. Und genau das tat er auch nicht. Er presste mich auch während des Kusses so nah an sich, als ob ich seine letzte Hoffnung wäre. Vielleicht bin ich das ja auch wirklich.Nach einer wundervollen Ewigkeit öffnete sich die Tür und ich zuckte leicht vor Schreck zusammen. Sofort lösten wir uns voneinander und direkt als seine Lippen nicht mehr auf meinen lagen,vermisste ich sie auch schon wieder.
"Ähm... wir wollen ja nur ungern stören,aber da ist noch ein Rätsel,das wir lösen müssen",sprach Connor uns an. Nun drehte Ben seinen Kopf zu mir und schaute mich fragend an. "Ich erzähl es dir unterwegs,na komm",erklärte ich ihm , nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her zu Ann und Connor.
Ein Problem weniger.
Ein Geheimnis weniger.Nun mussten wir ein Rätsel lösen.
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Tut mir Leid für so viele Gefühle in den letzten 2 Kapiteln. Es war wichtig,das werdet ihr schon sehen :)
Danke für die über 2,2 K Reads!:)
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hopeless
Mystery / ThrillerAngst, Panik, Verzweiflung. So etwas haben Ann und die Anderen noch nie gesehen. Zombies, oder doch etwas vollkommen anderes? Ein gigantisches Hochhaus stürzt ein, tausende von toten Menschen auf den Straßen-und keiner kümmert sich darum. Niemand -n...