#Tag 7- 21:16 Uhr

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~Anns Sicht~

Die Tür stand offen.
Das konnte nicht sein.
John hatte sie als wir gegangen waren geschlossen und Ben schob von innen Wache mit zwei weiteren Gefangenen.
Wie konnte diese Tür verdammt nochmal offen stehen?
Es war totenstill. Keiner von uns sagte etwas und von drinnen war auch nichts zu hören.
Nun hatten die grauen Wände des Eingangs etwas unheimliches und düsteres. Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Rücken. Ich drehte meinen Kopf nach links und sah Connor und , dass es seine Hand war, die auf meinem Rücken lag. Für einen kurzen Moment entspannte ich mich,weil ich mich nur auf diese Berührung von ihm konzentrierte. Seine Nähe war mein Halt. Er war mein Halt. Es waren diese kleinen alltäglichen Gesten, die mir zeigten , dass er mich liebte, die mich vorm Durchdrehen bewarten. Wenn ich Angst hatte hielt er meine Hand oder nahm mich in den Arm. Wenn ich Hilfe brauchte kam er und half mir. Wenn ich...
Meine Gedanken wurden von einem Geräusch unterbrochen. Jeder von uns hatte es gehört ,denn jeder starrte in den Gang des Gefängnisses. John betrat als erstes den Eingang und wir folgten ihm. Keiner sagte etwas, denn jeder hatte eine Vorahnung , was dieses Geräusch gewesen war. Und wenn es stimmte, dann wollten wir auf gar keinen Fall bemerkt werden. Mein Herz klopfte wie verrückt und mir wurde auf einmal unerträglich warm. Meine Hände fingen an zu schwitzen und mein Atem wurde schneller. Angst breitete sich in jedem von uns aus. Was war es, das uns vorantrieb? War es die Neugier oder der Gedanke an die anderen, denen etwas zugestoßen sein konnte?
Kurz vor einem Knick im Gang blieb John stehen. Sein breiter Körper drehte sich zu uns um und er sah uns ängstlich an. Mit einem Kopfschütteln bedeutete er uns, dass er nicht mehr vorangehen wollte. Ich hatte noch nie gesehen, dass John Angst hatte. Gut ich kannte ihn auch noch nicht lange, aber in dieser kurzen zeit zusammen schien er sehr nett, aber doch emotionslos. Doch nun, in diesem Augenblick lag Angst in seinen Augen.

Er guckte uns einen nach dem anderen erwartungsvoll an,in der Hoffnung , dass einer von uns vorgehen würde. Doch keiner von uns traute sich das.

"H-hilfee", kam es leise schluchzend aus dem Gang hinter der Ecke.

Ich erkannte die Stimme. Aber ich war nicht die Einzige.
Feli nahm ihren ganzen Mut zusammen und rannte um die nächste Ecke, da sie genau das selbe vermutete wie ich.
Es war Ben.

Da alle anderen aussahen ,als wären sie in eine Schockstarre verfallen, lief ich letztendlich alleine hinter ihr her.
Kaum war ich um die Ecke gebogen hörte ich sie schreien. Damit war klar das Ben wirklich Hilfe brauchte.
Am Ende des Ganges sah ich Feli auf den Boden sinken. Neben ihr lag Ben und bewegte sich nicht.
"NEEEEEIIIINNN",schrie sie immer und immer wieder noch bevor ich bei ihr ankam. Als ich neben ihr stand bemerkte ich, das sie bereits bitterlich weinte und dann sah ich auch den Grund dafür.
Ben, wie er früher mal aussah, existierte nicht mehr. Nun lag er da und fast jedes Körperteil von ihm war aufgeschlitzt und überall quoll diese Glibbermasse hinaus wie bei den Leichen, die sich verwandelten. Aber... das würde heißen,dass er sich auch verwandeln würde.
Als ich ihn genauer betrachtete,was ich wohl lieber nicht getan hätte,bemerkte ich, dass seine beiden Beine aussehen,als ob jemand davon abgebissen hätte.
Felis Schrei hatte die anderen anscheinend dazu bewegt nachzukommen denn neben Felis Weinen nahm ich nun auch Schritte wahr.
Feli probierte Ben aufzuwecken und innerhalb von Sekunden war Connor neben uns auf den Boden gesunken.
"Ben, nein,VERLASS MICH NICHT",schrie Feli und rüttelte an Ben.
Ich schaute zu Connor und bemerkte, dass sich eine Träne bereits einen Weg über seine Wange bahnte.
"Kumpel, komm schon... Bau keinen Scheiß. WACH AUF",flüsterte Connor und brüllte den letzten Teil durch den Gang.
Ich nahm alles nur noch so wahr, als ob ich nicht anwesend wäre. Die Schreie von Feli und Connor erklangen nur noch gedämpft im Hintergrund und alles schien sich in Zeitlupe abzuspielen.
Er kann nicht tot sein. Bitte nicht. Er wollte uns nur von hier drinnen Rückendeckung geben und dafür wurde er jetzt bestraft? Das ist nicht fair. Das alles hier ist nicht fair. Als ob unsere Situation nicht schon ohne seinen Tod schlimm genug wäre. Wenn er jetzt wirklich tot ist dann weiß ich nicht wie wir weitermachen sollen...

Ich wurde aus meinem merkwürdigen Zustand zurück in die reale Welt geholt. Es war ein Wort das alle Geräusche verstummen lies.

"Leute?",flüsterte Ben.

"Ja Ben, wir sind alle hier. Wer hat dir das angetan?",probierte Feli in Mitten von Schluchzern zu antworten.
"Keine Zeit dafür. So ein Kerl und Spinnen. Viele Spinnen..."
Er drohte wieder ohnmächtig zu werden doch Feli schlug ihm auf die rechte Wange, sodass er seine Antwort fortsetzte : " Ich habe keine Zeit mehr. Es ist aus mit mir. Der Typ hat mir gesagt, dass die Menschen mit den Spinnen-Wunden und dem Glibberschleim sich verwandeln, da die Spinnen es übertragen. Sobald ich wieder weg bin müsst ihr mich töten bevor es zu spät ist",endete seine Antwort mit eher einem Krächzen als Flüstern.
"Ben, wir bekommen das wieder hin, wir finden ein Heilmittel oder so , aber bitte , bitte verlass uns nicht",flüsterte Connor verzweifelt.
"Nein, es ist zu spät Connor. Bis ihr ein Mittel gefunden habt, bin ich schon längst ein Zombie. Aber passt auf: die Gefangenen haben euch belogen. Sie haben einen Zombie und Spinnen hinter die verschlossene Tür gesperrt. Als wir kamen waren sie bereits frei und saßen nicht in ihren Zellen fest."
Alle Augen schnellten zu John und Betty, die sich schon versuchten aus dem Staub zu machen. Unsere neuen 'Freunde' , die wir von den Ketten gerettet hatten, reagierten schnell und rannten hinter den beiden her,um sie aufzuhalten. Ich wusste zwar nicht ,ob ich ihnen vertrauen konnte, doch Ben war grade wichtiger.
"Ben, bitte,verlass mich nicht. Ohne dich bin ich hier verloren... ich... ich liebe dich", sagte Feli,wobei ihre Tränen unaufhaltsam ihre Wangen hinab flossen.
"Feli, du bist das tollste Mädchen was mir je begegnet ist. Ich kann es selber nicht ertragen dich jetzt hier alleine lassen zu müssen ...",er fing an kräftig zu Husten und dabei Blut zu Spucken, "doch ich werde dich immer lieben und auf dich warten". Er machte eine kurze Pause und holte tief Luft. "Falls meine Eltern noch leben möchte ich trotzdem das Connor dich zu ihnen bringt und dich ihnen vorstellt. Du weißt ja noch wieso...", damit drehte er seinen Kopf zu Connor, "und du, mein bester Freund... pass gut auf Feli auf und stell sie meinen Eltern als die Liebe meines Lebens vor.Ich vertraue dir man.Du warst immer wie ein Bruder für mich. Behalte Ann und führe ein glükliches Leben, du hast es verdient. Wir sehen uns im Himmel wieder...
Passt auf euch auf..."waren seine letzten Worte bevor er entgültig und für immer seine Augen schloss.

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