Kapitel 70

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Belle

Auf dem Boden lag Drake und diejenige, die sein Gesicht in der Hand hielt und unzählige Tränen um ihn vergoss war Mia. Sie bemerkte mich bis zum Schluss nicht. Aber Layla direkt. Auch sie hatte eine Waffe auf mich gerichtet. Ihre Augen waren feucht, aber ihr Blick unbeirrt. So standen wir über Drake und Mia, die Waffen aufeinander gerichtet und starrten uns herausfordernd an.

Der Hass in mir entfachte sich wie ein Feuer in eiserner Dunkelheit und wurde zum einzigen Licht in mir, das sich langsam in jede Zelle meines Körpers ausbreitete und mich aufwärmte. Das Einzige, was ich jetzt noch sehen konnte war sie. Diese Feindseligkeit hatte seit meinem Verschwinden kein bisschen nachgelassen. Doch meine war gewachsen. So sehr, dass die Macht, um die ich meine rechte Hand geschlungen hatte, mir federleicht vorkam. Es wäre so leicht den Abzug zu drücken.

Ich achtete nicht auf Mia, die jetzt meine Anwesenheit zu bemerken schien. Ihr standen noch die Tränen in den Augen, aber sie war verstummt. Ich sah sie nicht an. Meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein der Person, die mir im schwarzen Viertel das Leben zur Hölle gemacht hatte. Die Person, die meinen Kopf solange unter Wasser gehalten hatte bis mir jemand zur Hilfe eilen musste. Die Person, die meine Haut gereizt, meine Hand geschnitten, mich jeden Tag auf neue Art erniedrigt und jeden auf mich gehetzt hatte. Damals hatte ich nichts ausrichten können. Doch jetzt- jetzt war ich stärker als sie. Auch wenn wir in der gleichen Position waren, die gleiche Absicht teilten und die gleiche leidenschaftliche Bereitschaft verspürten abzudrücken – fühlte ich mich nicht mehr unterlegen.

Aber es geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Layla hob die Hände, die Waffe gelockert um ihren Finger und schüttelte den Kopf. »Du bist die Tochter der Frau, der ich mein Leben schuldig bin.«, sagte sie. »Alles was ich dir angetan habe war bevor ich davon erfahren habe.« Sie konnte die Abneigung in ihren Augen nicht abschütteln, aber unterstrich ihre Worte, indem sie die Waffe auf den Boden legte und von sich schleuderte. »Du hast jedes Recht mich umzubringen.« Ihre Hände in der Luft, das Kinn erhoben und mit emotionslosen Augen erwiderte sie meinen verwirrten. Wovon sprach sie?

»Was meinst damit?«

»Ich meine damit, dass ich dir nichts tun werde.«

Wütend verzog ich das Gesicht. »Danach habe ich nicht gefragt.«, zischte ich. »Woher kennst du meine Mutter?«

Laylas rechter Mundwinkel zuckte nach oben. »Du bist ihr gar nicht ähnlich. Mal abgesehen von den Augen. Sie war stärker als du. Du hingegen bist nur ein Stück Wrack, ein Stück Müll, den man so leicht treten kann. Ich sehe nichts von deiner Mutter in dir, aber ich bin ihr mein Leben schuldig.«

Bei ihren Worten verspürte ich ein Ziehen in meinem Brustkorb, ein Pochen in meinen Schläfen, das mich kurz schwarz sehen ließ. Ich biss die Zähne fest zusammen.

»Was ist bloß aus Ihnen geworden?«, ließ sich plötzlich Mia vernehmen. »Sie bedrohen gerade eine unbewaffnete Person, die Ihnen gerade offenbart Ihre Mutter gekannt zu haben.«

»Das geht dich nichts an.«, ging ich sie an. Sie konnte mich nicht verstehen. Sie hatte nichts von alldem, was ich durchgemacht hatte, erlebt. »Dich haben sie dort akzeptiert, haben dich aufgenommen, dich gut behandelt, aber ihre ganze Wut an mir rausgelassen. Ihren ganzen Hass auf dieses Land haben sie auf mich projizierst. Wie kann ich schon von dir erwarten mich zu verstehen?«

Mia senkte den Blick, weil sie wusste, dass ich recht hatte. Sie wusste es. Sie hatte mich schließlich ignoriert gehabt, sie hatte mich im Stich gelassen obwohl ich mich stets darum bemüht hatte zusammen zu bleiben und einander zu helfen.

»Willst du mich jetzt erschießen?«, lenkte Layla die Aufmerksamkeit wieder auf sich als sie meinen enttäuschten Blick auf Mia bemerkte. »Dann bring es hinter dich aber lass die beiden da raus.«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt