Belle
Widerwillig stand ich auf, aber mein Vater drängte sich in die Hütte, schloss die Tür hinter sich und beobachtete mich mit Sorge in den Augen.
»Das Treffen wurde auf morgen verschoben.«
»Aber du hast doch gerade angekündigt, dass wir loskönnen?«
»Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst.«
»Wen?« Meine Neugier war geweckt, aber mein Körper erschöpft.
»Er wartet draußen am Lagerfeuer auf dich.«
Auf dich. »Kommst du nicht mit?«, hielt ich mit der Hand auf der Türklinke inne als er mir nicht folgte und sich stattdessen auf das Bett setzte.
»Wenn du ihn triffst, wirst du verstehen.« Mein Vater lehnte sich ausgelaugt zurück. »Ich werde in der Zeit hier auf dich warten. Für den Fall dass du etwas brauchst bin ich hier und bereit einzuschreiten.«
Diese Worte halfen mir nicht gerade dabei mich zu besänftigen. Im Gegenteil. Ich war kurz davor die Nerven zu verlieren. Sie verwirrten mich nur noch mehr als ich mich endlich soweit hatte die Hütte verlassen zu können. Mir tat alles weh. Meine Glieder schmerzten unter dem Versuch mich nicht schleppend zu bewegen. Ich hob das Kinn, denn ich wusste nicht wem ich mich gleich gegenüber finden würde.
Noch weit von dem kleinen Feuer entfernt, bemerkte ich zwei Personen von hinten. Einer, der vor dem Feuer saß und sich daran wärmte, ein Anderer, der mit im Rücken verschränkten Händen hinter ihm stand und über ihn zu wachen schien. In größerem Abstand zu ihnen standen mehrere Wachleute postiert und hatten ihre Blicke überall gerichtet, einige von ihnen fielen auf mich als ich in ihr Sichtfeld trat. Unsicher stoppte ich. Das waren keine Farblose. Zumindest die meisten unter ihnen nicht.
Zögerlich zwang ich meine Beine fortzusetzen. Mein Vater würde mich nie einer gefährlichen Situation aussetzen. Und schon gar nicht alleine. Das bedeutete, dass er diesem Jemand vertraute.
Inzwischen hatte mich jeder bemerkt und beäugte mich aus neugierigen Augen. Jene, deren Blicke meinen kreuzten, neigten respektvoll den Kopf. Perplex spiegelte ich die Geste. Bis ich endlich vor der geheimnisvollen Person stand. Selbst als er aufstand und mir sein Gesicht offenbarte, hatte ich keinen blassen Schimmer mit wem ich es zu tun hatte. Es war ein älterer Herr mit hellgrauen Haaren in einem blassgrauen Anzug.
Er hielt bei meinem Anblick die Luft an und konnte seinen Blick nicht von mir reißen. Er studierte regelrecht mein Gesicht bis sein Blick hinab glitt und schließlich an meiner Halskette hängen blieb. Ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Ein tiefe Trauer lag in den dunklen Augen des Fremden. »Willst du- Willst du dich nicht setzen?« Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, der mich augenblicklich geborgen fühlen ließ.
Doch ich hatte gar nicht vor mich zu setzen und eine Unterhaltung mit einem Fremden anzufangen. »Wer sind Sie?«, fragte ich stattdessen, bemühte mich einen höflichen Ton einzuschlagen.
Wieder dieses Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Man nennt mich den alten Krembs.« Er bemerkte, dass mir der Name nichts sagte. »Ich bin der Anführer der Gelben.«
Wie eine Glühbirne über dem Kopf erhellte sich mein Gesicht und meine Lippen formten sich zu einem erstaunten O. An deiner Mimik musst du dringend noch feilen bevor du die rote Anführerin wirst!
»Es enttäuscht mich, dass du nichts von mir weißt, aber es überrascht mich nicht. Deine Mutter hatte keinen Grund mich dir jemals zu erwähnen... Und von deinem Vater brauchen wir gar nicht erst anzufangen.«
Meine Augenbrauen wanderten verwundert nach oben. »Mein Vater hat mich über die Anführer unseres Landes belehrt«, verteidigte ich ihn auf Anhieb. Aber ich war ungehorsam und stets abgelenkt um ihm überhaupt richtig zuzuhören, fügte ich im Geiste hinzu. Es war mir zu peinlich es laut auszusprechen. Ich hatte Angst er würde mich verurteilen. Er sah aus wie ein lieber Opa, der viel Lebenserfahrung gesammelt und viele Weisheiten auf Lager hat, aber ich wollte neben ihm nicht wie eine verwöhnte Teenagerin wirken. Denn genau dieses Abbild gab ich von mir.
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Red Princess - Die Suche nach der Roten Prinzessin
Science FictionEin Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regiert. Jede Farbe erfüllt einen Rang und hat spezielle Aufgaben. Doch hat es auch seinen Preis. Finanziell instabile Bürger wurden mit der Begr...