Kapitel 1

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Belle

Gelangweilt wischte ich ein letztes Mal über die Theke ehe ich den Lappen in die Spüle warf und mich dagegen lehnte. Ich seufzte. Wieso musste ich immer so tun als wäre ich eine von den Bediensteten? Ich sah nicht ansatzweise so aus wie sie.

Meine Haare glänzten in einem schönen bräunlichen Ton, ihre sahen selbst unter den hellsten Lichtstrahlen aus wie Asche. Ich lief stets in einem aufrechten Gang während die meisten von ihnen beinahe gekrümmt durch den Palast schlichen. Mein Erscheinungsbild war anders, besser. Und doch hielt mein Vater es für notwendig mich in ihre schäbigen Klamotten zu stecken, meine Haare zu verunstalten und mir einen dämlichen Lappen in die Hände zu drücken.

Jedes Mal, wenn ich ihm versicherte, dass ich mein Zimmer nicht verlassen würde, wenn seine Handelspartner da waren, schüttelte er stur den Kopf und zog seinen Willen durch. Nur zu deiner Sicherheit, wiederholte er ständig. Meine Sicherheit, pah! Dass ich nicht lachte. Wir lebten in dem sichersten Palast dieses Landes, hier gab es fast mehr Sicherheitsangestellte als in dem Landesrat! Er musste mir nicht erklären, was für mich das Beste war. Ich konnte sehr gut auf mich aufpassen, wenn es hart auf hart käme. Immerhin durfte ich zweimal die Woche privaten Kampfunterricht über mich ergehen lassen. Und das seit ich 15 war!

»Miss«, flüsterte Mia in meine Richtung und gewann meine halbe Aufmerksamkeit. »Ich denke, dass der Besuch Ihres Vaters weg ist.«

»Endlich!« Erlöst von diesem Spiel riss ich mir die Schürze vom Leib und verließ die Küche, um in mein Zimmer hochzulaufen.

Leise vor mich hin summend stieg ich die Treppen hoch. Mein Zimmer lag im vierten Stockwerk; im zweiten waren Unterhaltungsräume wie ein Kino, eine Bowling Bahn und derartiges, und im dritten befand sich das Büro von meinemVater und seinen wichtigsten Mitarbeitern. Und genau als ich an der Tür eines Meeting Raums vorbeilaufen wollte, hörte ich Stimmen.

Ich dachte der Besuch sei weg. Wessen Stimmen waren das? Vielleicht sollte ich es ignorieren und in mein Zimmer gehen, aber die Neugier in mir wuchs mit der Sekunde als die Stimmen lauter und aggressiver wurden. Deswegen schlich ich mich langsam näher an das Geschehen und lugte schließlich durch den winzigen Türschlitz durch, der sich mir bot.

Allerdings schnappte ich erschrocken nach Luft als die Tür sich ganz öffnete und ich einem fremden Mann gegenüberstand. Auch er schien überrascht, aber kriegte sich schnell wieder ein. Er schloss seinen offenen Mund wieder und eine Falte zwischen seinen Augenbrauen trat auf. Oh oh. Sie waren nicht weg. In diesem Moment verfluchte ich Mia.

»William, wer ist das?!«

Verdammt! Mein Vater erschien hinter ihm und ich bemerkte den winzigen Anflug von Panik in seinen Augen, welches sich schnell in Wut verwandelte. »Eine Bedienstete« Er sah mich streng an. »die hier nichts verloren hat! Zurück an die Arbeit!«

Seine aufgebrachte Stimme jagte mir einen ungeheuren Schreck ein. Sofort senkte ich den Blick und nickte brav mit dem Kopf. Ich drehte mich bereits weg, um wieder nach unten zu laufen, da wurde ich am Arm gepackt. Luft entwich aus meinen Lungen als ich gezwungen war in die Augen des Fremden zu blicken. Sie starrten mich skeptisch an. Ich schluckte schwer.

»Wo ist deine Schürze, wenn du hier dienst?«

Oh Gott! Was hatte ich mir nur dabei gedacht?! Mein Kopf ratterte und ratterte. Es musste eine logische Antwort darauf geben, aber welche? Ich atmete tief ein und aus. Und wie ein Geistesblitz, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: »I-Ich habe S-Suppe über mich geschüttet.« Noch ein Atemzug. »Ich war gerade auf dem Weg, mir eine neue Schürze zu holen, Sir.«

Der Mann schien nicht beeindruckt und sah wieder zu meinem Vater, dem schon Schweißperlen über die Stirn rinnen. »Die Abstellkammer deiner Dienerinnen befindet sich hier, wo wir unsere wichtigen Meetings halten?!«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt