Belle
»Wisch noch einmal darüber, das ist nicht sauber«, wies mich eine blonde Frau an und ich ging jeder ihrer Anweisungen nach. Ich gab mir wirklich Mühe, aber es schien nicht auszureichen.
Es war nun eine weitere Woche vergangen und ich hatte es nicht hinbekommen eine Aufgabe großartig zu meistern. Immer hatte jemand etwas zu bemängeln gehabt. Mia hatte mir einige Tipps gegeben, aber selbst diese verliehen mir keine Superkraft, wie es bei ihr den Anschein hatte. Jeden Tag hatte man mich irgendwo zum Kochen, Putzen oder sonst wo, wo Hilfe benötigt wurde eingesetzt.
Irgendwas war vorgefallen. Irgendwas, von dem ich nichts erfahren durfte. Aber dieser geheimnisvolle Vorfall hatte das schwarze Viertel in volle Aufruhr versetzt. Jack war mit Drake wie vom Erdboden verschluckt. Er setzte mich vor einer Woche bei Elizabeth ab, seither bekam ich ihn nicht mehr zu Gesicht und ehrlich gesagt war ich froh darüber.
Das Foto welches ich in der Schublade in ihrer kleinen Hütte gefunden hatte, war nichts Spannendes gewesen. Wieder waren Jack, Drake und diesmal noch ein weiterer Junge mit goldblonden Haaren darauf abgebildet. Ich schätzte sie nicht älter als dreizehn als dieser Schnappschuss gemacht wurde. Im Hintergrund auf dem Bild, unterhielt sich Beth mit einer jungen, auch blonden Frau, die man nur von hinten sehen konnte. Die Fremde hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und sah so aus als würde sie Beth nahestehen. Weiter hatte ich über die zwei nicht nachgedacht, sondern die drei kleine Burschen angestarrt, die griesgrämig in die Kamera blickten. So jung und doch schon so ernst. Es war ein enormer Unterschied zu dem vorherigen Foto, auf dem sie glücklich bis über beide Ohren grinsten.
Dieses Foto trug ich weiterhin in der Hosentasche von Jacks Jogginghose, die ich nur einmal in dieser Woche gewaschen hatte, da ich noch keine Möglichkeit gefunden hatte, sie wieder zurückzulegen.
Ich schlief die letzte Woche nicht mehr in Jacks oder Elizabeth's Hütte, sondern in Hütte 10, die von einer Farblosen namens Marie überwacht wurde. Sie war eigentlich ganz nett, wenn man sie mit Menschen wie Layla verglich. Sie sprach nicht viel und gab mir nie was zu essen, aber sie beleidigte mich auch nicht oder tat mir irgendwie weh. Es war ein ganz einfaches Verhältnis zwischen uns. Nachts schlief ich in einem Zimmer mit sieben weiteren Frauen, die mich allesamt ignorierten, und in der früh nahm mich eine von ihnen mit zu irgendeiner Hausarbeit. Ich traute mich nicht, das Foto dort irgendwo liegen zu lassen, deswegen schleppte ich es mit mir. Wer wusste, mit welchen Konsequenzen ich rechnen musste, wenn man erfuhr, dass ich etwas mitgehen hatte lassen.
Bill hatte ich in der Zeit auch kein einziges Mal mehr gesehen. Zu meinem Glück durfte ich weiterhin jeden Abend mit den Anderen eine warme Mahlzeit zu mir nehmen ohne dass ich irgendwelche Fragen über die Rote Prinzessin rausrücken musste - auch wenn es damit meine einzige Mahlzeit war.
Ich fragte mich, wo Jack steckte. Denn normalerweise - zumindest hatte ich so das Gefühl - war er für mich verantwortlich gewesen. Es war schön von jemand Anderem bewacht und überall begleitet zu werden. Pherb war deutlich weniger angsteinflößend als Jack. Er hatte nicht viel zu sagen in dieser Gegend, er tat was man ihm befiel und mehr auch nicht. Aber ich konnte mich nicht beschweren, denn er war nicht gemein zu mir. Im Gegenteil, er fragte mich wie ich geschlafen hatte und ob ich etwas brauchte, wenn er mich wieder zurück zur Schlafunterkunft brachte. Auf meine Frage, wo Jack oder was denn so Wichtiges vorgefallen war, dass sich eine deprimierende Stille auf die Menschen hier gelegt hatte, antwortete er nicht. Geheim, sagte er.
Seufzend betrachtete ich den Korb, den man mir in die Hand drückte. Es ging wohl zum Beeren sammeln. Pherb begleitete mich selbstverständlich. Auch er trug einen Korb.
»Normalerweise mache ich das nicht. Ich habe keinen blassen Schimmer welche essbar sind und welche nicht.«, schmunzelte Pherb neben mir als wir uns auf den Weg zum Wald machten.
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Red Princess - Die Suche nach der Roten Prinzessin
Science-FictionEin Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regiert. Jede Farbe erfüllt einen Rang und hat spezielle Aufgaben. Doch hat es auch seinen Preis. Finanziell instabile Bürger wurden mit der Begr...