Belle
Es war schon elf Uhr als ich am nächsten Tag aufwachte. Ich gähnte ausgiebig und streckte mich aus. Wie hatte ich so lange schlafen können? Wo war Jack und wieso hatte er mich nicht aufgeweckt? Erschöpft schlüpfte ich aus der Decke und ging zur Küche gleich nebenan, um mir ein Glas Wasser einzuschenken. Während ich etwas trank, fiel mir auf wie leise es im Haus war. Das war komisch. »Jack?«, rief ich in die Leere, ohne Rückmeldung.
Stirnrunzelnd legte ich das Glas ab und lief die Treppen nach unten in den Keller, wo ich vor der Tür stehen blieb, mein Ohr daran klebte und nach irgendwelchen Lebenszeichen lauschte. Und tatsächlich hörte ich Gemurmel, weswegen ich erleichtert aufatmete und wieder nach oben verschwand, diesmal im Schlafzimmer, um dort nach dem Farblosen zu suchen. Aber weder im Schlafzimmer, noch im Badezimmer wurde ich fündig.
Wieso würde er mich hier mit den zwei Blauen alleine lassen?
Ich hörte von unten die Tür zufallen, weswegen ich mich beruhigte. Er war wieder zurück. Mit einem zufriedenen Lächeln lief ich die Treppen runter, und als ich am Treppenansatz nach links in den Wohnbereich gehen wollte, lief ich direkt in eine harte Brust und taumelte rückwärts.
Panisch riss ich die Augen auf als ich blaue, statt dunkelbraune Augen erblickte. Das war nicht Jack. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber schloss ihn gleich darauf wieder, wich blinzelnd zurück. Träumte ich? Oder stand da wirklich gerade Shane vor mir? Mein persönlicher Sicherheitsmann, hier im Haus, in dem ich mit einem Farblosen die Nacht verbracht hatte. Vor dem er mich hätte beschützen müssen, aber daran kläglich gescheitert hatte. Ich schloss meinen offen stehenden Mund wieder als er mich plötzlich an sich drückte.
Überrumpelt hielt ich die Luft an, versuchte noch zu begreifen ob ich halluzinierte oder träumte. Aber keins der beiden schien der Fall zu sein, Shane drückte mich wieder eine halbe Armlänge von sich weg und suchte mein Gesicht nach irgendwelchen Verletzungen ab. Aber das Einzige, das er vorfand waren die dunklen Schatten unter meinen Augen, die von der Schlaflosigkeit stammten. Nur unter meiner Hose und an meinem, noch immer geröteten Handgelenk, konnte man das Werk der Farblosen- nein, mein Werk und das von Layla sehen. Ich war bei einem dummen Fluchtversuch auf das Gesicht geflogen und hatte mir die Beine von oben bis unten aufgeschürft. Nicht die Farblosen. Nicht Jack. Mit Ausnahme von Layla hatte man mir körperlich nichts angetan.
»W-Wa-«, setzte ich an, um ihn zu fragen, was er hier tat und wie er mich gefunden hatte.
»Geht es dir gut?«, kam er mir zuvor und nahm mein Gesicht in seine kalten Handflächen. Ich zuckte zusammen. Mein Herz klopfte wie auf Knopfdruck schneller. So nah war er mir nie gewesen.
»Wie hast du mich gefunden?«, stellte ich eine Gegenfrage, wobei ich mir nicht sicher war, ob meine Stimme überhaupt zu ihm durchdrang.
»Heute morgen habe ich dieses gottverdammte Haus endlich finden können. Hat er dir- hat er dir was getan?« In seinen Augen spiegelte sich ehrliche Sorge. Und Zorn.
Mein Hals war wie ausgetrocknet, merkte ich als ich versuchte zu schlucken. Dann nickte ich, da ich den Mund nicht mehr aufbekam.
»Gut. Das ist gut.«, atmete er erleichtert durch.
»Wo ist Ja- Wo ist der Farblose?« Fast hätte ich Jacks Namen verraten.
»Er ist vor zehn Minuten aufgebrochen. Ich weiß nicht wohin oder wann er wieder zurück sein wird, deswegen müssen wir ganz schnell sein.« Shane packte mein verletztes Handgelenk, weswegen ich es ihm zischend wieder entzog.
Er drehte sich zu mir, den Mund leicht geöffnet, starrte er auf meine Hand. Und als er kapierte, dass ich gezischt hatte, weil mir mein Gelenk wehtat, fluchte er wütend. »Dieser Mistkerl!«
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Red Princess - Die Suche nach der Roten Prinzessin
Science FictionEin Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regiert. Jede Farbe erfüllt einen Rang und hat spezielle Aufgaben. Doch hat es auch seinen Preis. Finanziell instabile Bürger wurden mit der Begr...