Belle
Meine Augen weiteten sich erschrocken und ich ging einen Schritt rückwärts. Meine Knie drohten einzuknicken. Was sollte das jetzt werden? »W-Was soll d-das?«, stotterte ich schockiert.
Er lachte und steckte sie wieder weg. »Damit du wieder zu Sinnen kommst, Mädel.«, brachte er alle hier zum Lachen, während meine Augen anfingen zu glänzen.
Ich hörte meinen Puls in den Ohren schlagen, mein Gesicht fing an zu brennen. Der Kloß in meinem Hals fing an sich nach einer Zeit zu lösen, aber ich stand noch immer stocksteif an Ort und Stelle.
»Was war das für ein Scheiß?!«, stieß ein griesgrämiger Jack dazu und schien bereits vor Wut zu kochen.
Jedem verging das Lachen und schuldbewusste Gesichtsausdrücke legten sich auf alle. Auch ich presste die Lippen fest aufeinander und senkte den Blick. Seine Aura hatte etwas Angsteinflößendes und Autoritäres an sich.
»Denkt ihr, wir sind zum Spaß hier?!«, fuhr er lautstark fort und sah wirklich jeden an. Nur hatte jeder seinen Blick beschämt auf den Boden gerichtet. »Euer Lachen schallt im ganzen Wald wieder. Macht einfach nur eure Scheiß Arbeit und sonst nichts. Somit enttäuscht ihr mich nicht und auch eure Familien, die zuhause auf euch warten, nicht.«, kehrte er der Gruppe den Rücken zu und gesellte sich wieder zum anderen Farblosen, der das Szenario vom Rande beobachtet hatte. Ich konnte nicht einschätzen welche Rolle er hier spielte, aber auch er schien ein wichtiges Mitglied dieser Leute zu sein.
Mir fiel auf was er gesagt hatte. Sie hatten Familien. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass im schwarzen Viertel Menschen auf ihre Partner warteten, die draußen Unruhe stifteten. Ob sie auch Kinder hatten? Ich kniff die Augen zusammen. Nein.
Vorsichtig setzte ich mich hin, weil mich gerade keiner mehr beachtete. Mia blieb stehen. Meine Beine starben sonst gleich ab. Nach so einem langen Fußmarsch brauchte auch ich eine Pause. Aber die Pause schien bald vorbei zu sein. Jeder hatte seine Brotzeit nur bis zur Hälfte gegessen gehabt und ein ungeheures Schweigen hatte sich auf die Gruppe gelegt. Wow. Jacks Worte hatten eine große Wirkung auf sie. Sie blieben in ihren Hälsen stecken. Beeindruckt suchte mein Blick wieder Jack, der weiterhin redete. Er sprach konzentriert auf den Anderen ein. Genau so wie mein Vater, wenn er versuchte jemanden von der Richtigkeit seiner Meinung zu überzeugen und es in den meisten Fällen auch schaffte.
Ich wand meinen Blick ab und sah auf die restlichen Sandwiches, welche wieder in die Rucksäcke gepackt wurden. Wie auf Knopfdruck fing mein Magen an zu knurren, aber es blieb zum Glück unerhört. Als der Junge in nicht weiter Entfernung aus seiner Wasserflasche trank, leckte ich mir unwillkürlich über die trockenen Lippen und schluckte hart.
Was würde ich nur für einen Schluck von dieser Flüssigkeit tun! Es war ihnen sichtlich egal ob wir verdursteten, warum machten sie sich dann überhaupt die Mühe uns durch den gesamten Wald zu schleppen?
Müde ließ ich mein Kopf zur Seite fallen und träumte darüber, wie ich von einem Farblosen eine Flasche Wasser stibitzte.
Aber auf einmal leuchtete bei mir eine geistige Glühbirne auf. Niemand beachtete uns momentan.
Niemand beachtete uns.
Sicherheitshalber sah ich jeden noch einmal an. Tatsächlich waren sie tief in ihren Gedanken versunken oder starrten leer auf ihre Finger. Manche hatten irgendwas in der Hand und betrachteten diese. Die anderen zwei standen zu weit weg. Außerdem saß ich am Rande der Gruppe. Das war die Gelegenheit!
Langsam stand ich auf und trat einen vorsichtigen Schritt zurück. Und dann noch einen. Es funktionierte! Nicht einmal Mia schenkte mir die geringste Aufmerksamkeit. Zu sehr war sie in ihrer eigenen Welt versunken. Auch wenn es bedeutete, dass ich sie im Stich ließ, konnte ich nicht auf so eine Gelegenheit verzichten nur weil sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Das Einzige was ich für sie dann noch tun konnte, war Informationen weiterzugeben, wenn ich erst einmal im roten Viertel ankam. Eine Truppe könnte sie später finden und sie retten. Zumindest redete ich mir das ein, während ich schnell einen Fluchtplan schmiedete.
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Red Princess - Die Suche nach der Roten Prinzessin
Science FictionEin Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regiert. Jede Farbe erfüllt einen Rang und hat spezielle Aufgaben. Doch hat es auch seinen Preis. Finanziell instabile Bürger wurden mit der Begr...