eleven

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In meiner Kehle schürt sich alles zusammen. Ich fühle mich, wie in Trance und nehme mein Umfeld gar nicht mehr wahr. Vor meinem inneren Auge sehe ich unzählige Bilder von Clara und Dylan beim Bowlen vorhin. In meiner Fantasie küssen sie sich bereits und fallen sich überglücklich um den Hals. Er wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen und hat es bis heute nicht geschafft, mir von ihr zu erzählen.

Die Enttäuschung sitzt tief und ich greife, mit einem starren Blick nach vorne, zur Autotür, um diese zu öffnen. Ich brauche frische Luft. Meine Hand schlägt die Tür etwas unsanft hinter sich zu, doch ich habe gerade andere Prioritäten. Wie automatisch zücke ich mir eine Zigarette aus der Jackentasche und zünde diese an. Irgendwo höre ich das dumpfe Geräusch einer zuknallenden Autotür. Meine Lippen ziehen an der Tabakware und der Rauch strömt beruhigend in meine Lungen. Hätte ich heute nicht zufällig Brian getroffen, wären die zwei so alleine, wie sie es eigentlich wollten.

Vor mich tritt ein großer Körper, doch ich mache mir nicht die Mühe aufzusehen. Es muss Dylan sein, welcher gerade auf mich einredet. Doch ich nehme gedankenverloren weitere Züge von meiner Zigarette. Inzwischen muss der Rest unserer Truppe schon auf dem Parkplatz angekommen sein. Ich trete meine Zigarette auf dem Boden aus und kehre so langsam wieder in die Realität zurück.

Mein Blick gleitet nun endlich zu Dylan empor und ich vernehme seinen verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht. Meines ist leer. Unsere Augen kleben aneinander und ich spüre, wie er versucht eine Emotion in ihnen lesen zu können. "Mary, du musst mir glauben. Es liegt alles in der Vergangenheit und heute sind Clara und ich lediglich befreundet." Seine Stimme zittert und seine Hände versuchen nach meinen zu greifen. Doch ich entziehe sie ihm und versuche mich zu sammeln.

Plötzlich holt uns die Stimme von Brian aus unserem Gespräch. "So ihr Turteltauben, wir sind nun vollzählig und sind schon am Verhungern." Sein schelmisches Grinsen erstickt an meinem kalten Blick, als er den Ernst der Lage versteht. "Brian, fahr mich bitte hier weg. Mir geht es nicht gut." Ich hätte nicht gedacht, dass meine Stimme so fest und bestimmt klingen kann. Brian strahlt Verwunderung aus und blickt stetig zwischen mir und Dylan hin und her.

"Nein Mary, was redest du da. Ich kann dich doch fahren", mischt sich Dylan ein. Ich schnaube verachtend und schüttle den Kopf. "Du bist die letzte Person, mit der ich jetzt fahren würde." Meine Hand ergreift das Handgelenk von Brian und ich ziehe ihn zu seinem Auto. Er wehrt sich nicht gegen meinen Griff und blickt nur entschuldigend zu dem Rest der Runde, welche wir gerade passieren. Doch ich empfinde nur Gleichgültigkeit.

"Wo soll ich dich denn hinfahren?" Zwischen Brian und mir herrschte in den ersten Minuten der Fahrt eine bedrückende Stille. Er hat es nicht verdient, unter meiner Enttäuschung gegenüber Dylan zu leiden. "Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn ich erst einmal ein paar Tage bei dir unterkommen könnte." Ich blicke durch das Fenster in die schwarze Nacht der Stadt und vernehme, wie sich eine Träne aus meinem Augenwinkel verirrt. Sie läuft langsam meine Wange herunter und es dauert eine Weile, bis ich sie wegwische.

"Aber nur unter einer Bedingung", setzte Brian an und hielt an einer roten Ampel. Ich drehe mich zu ihm und treffe auf seinen traurigen Blick. "Du sprichst mit mir, über das, was passiert ist." Seufzend schenkte ich ihm meine Zustimmung und blicke für den Rest der Fahrt nur noch aus dem Autofenster. Es fühlt sich alles so Surreal an.

Wir kommen an der mir allzu bekannten Villa an und ich kann es gar nicht vermeiden, dass die Erinnerungen meine Gedanken einnehmen. Erinnerungen, an mein erstes bewusstes Aufeinandertreffen von Dylan und mir. Es versetzte mir einen Stich ins Herz und ich beeilte mich, das Auto zu verlassen und die Villa zu betreten. Brian erklärt mir gleich, dass er erstmal eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebt. Währenddessen, nehme ich auf der Couch im Wohnzimmer Platz und streife gedankenverloren über das weiche Material.

Die Anwesenheit von Brian weckt mich aus meiner Trance und ich sehe, wie er uns beiden jeweils ein Glas Wein einschenkt. "Ich bin nicht gut in solchen Gesprächen, aber für dich gebe ich mir extra viel Mühe", beginnt Brian das Gespräch und ich greife gierig nach dem Wein. Drei große Schlücke finden ihren Weg in meinen Mund und der süßliche Geschmack lässt mich aufseufzen. Den urteilenden Blick meines Gesprächspartners ignoriere ich gekonnt. "Vor mehr als einem Jahr habe ich dich und Dylan kennengelernt. So viel ist seitdem passiert. Doch mein Freund hat es in dieser Zeit nicht geschafft, mir von seiner ehemals Verlobten Clara zu erzählen."

Ich nehme einen weiteren Schluck Wein und spüre Brians Hand auf meinem Bein. Unsere Blicke treffen sich und er seufzt gequält auf. "Die beiden teilen eine sehr komplizierte Geschichte miteinander. Wir haben oft darüber gesprochen, er wollte es dir wirklich schon so oft sagen." Ich schlage mir meine Hände vors Gesicht und schlucke einen dicken Kloß herunter. "Brian, das reicht mir nicht. Ich brauche Antworten. Warum hat er es mir denn nicht gesagt? Wieso sind die zwei noch befreundet? Und warum schaut sie ihn immer noch so an, als würde sie ihn lieben?", meine Stimme bricht und ich verfalle den Tränen.

Brians Hand streicht mir beruhigend über den Rücken. "Mary, lass dich bitte nicht verunsichern. Du bist eine so wunderschöne und intelligente Frau. Clara ist nicht ohne Grund nicht mehr die Verlobte von Dylan." Meine glasigen Augen suchen nach den Seinen und ich merke, wie er mir näher kommt. Mich prägt das Gefühl ihm in die Seele schauen zu können. Ich ziehe scharf den Atem ein und realisiere erst zu spät, wie seine Lippen meine rechte Wange behutsam streifen. Seine Hand wandert an die Linke und ich kann mir ein Schlucken nicht verkneifen.

Wenn du das hier liest und bereits seit längerem auf die Vervollständigung meiner Geschichte wartest, bedanke ich mich herzlichst für deine Geduld. Die Finalisierung des zweiten Teils ist in Arbeit.

Me and my Millionaire 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt