eighteen

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Den Koffer hinter mir herrollend, verlasse ich das Flughafengebäude und blicke mich suchend um. Claire hat mir versprochen, dieses Mal pünktlich zu sein. Kopfschüttelnd grinse ich in mich herein. Manche Dinge ändern sich auch nie. In der Zwischenzeit krame ich mir eine Zigarette aus der Jackentasche und zünde diese an. Genüsslich puste ich den Rauch aus meinen Lungen und reflektiere meine Zeit in Barcelona.

Der Monat Auszeit hat mir gutgetan. Ich bin mir vieler Dinge klar geworden, auch wenn mir auch beim besten Willen Dylan nicht aus dem Kopf gehen konnte. Seufzend verwerfe ich den Gedanken an ihn und erblicke Claire, wie sie winkend auf mich zustürmt. Die Zigarette trete ich schnell auf dem Boden aus, um meiner Freundin endlich in die Arme zu fallen.

"Ich hab dich so vermisst", flüstere ich ihr leise ins Ohr und drücke sie noch fester an mich heran. Lachend erwidert sie meine Aussage und schnappt sich meinen Koffer. Überrascht über ihr eiliges Tempo, verschnellere ich meine Schritte und hole zu ihr auf. "Haben wir Zeitdruck?", frage ich schmunzelnd und lege den Arm um ihre Schulter, um sie etwas abzubremsen.

"Was, Zeitdruck? Ach nein." Ich kann ihr ihre Worte nicht ganz glauben, nehme es jedoch mit einem Schulterzucken hin. Sie führt mich zu ihrem Auto und hievt den Koffer mit meiner Hilfe in den Kofferraum. "Meine Güte, ich habe fast vergessen, dass du einen ganzen Monat weg warst", kichert sie und schlägt die Tür etwas zu laut hinter sich zu.

Ich zucke instinktiv zusammen und merke erst jetzt, wie ich die lebendige Art von Claire vermisst habe. Schmunzelnd geselle ich mich zu ihr ins Auto und frage sie nach ihren letzten Wochen. Sie unterhält mich die ganze Autofahrt über mit ihren verrückten Dates und seltsamen Begegnungen im New Yorker Nachtleben. Etwas in mir bereut es, diese Zeit verpasst zu haben.

Eine halbe Stunde später sitzen wir mit einer heißen Tasse Kakao auf ihrer Couch und schweigen uns an. Ich bin gedanklich dabei, zu realisieren, dass ich jetzt nicht mehr vor der Realität weglaufen kann. Claire's Gastfreundschaft habe ich inzwischen genug ausgereizt und es wird an der Zeit mir einen Plan aufzustellen.

"Deine Eltern haben nicht zufällig eine Wohnung zu vermitteln?", spreche ich meine Gedanken laut aus und blicke sie fragend an. Claire antwortet nicht direkt und nimmt einen verschwörerisch langen Schluck von ihrem Kakao. "Claire?", hake ich weiter nach und lege meinen Kopf schief. Irgendetwas stimmt hier nicht.

"Ich frage mal die Tage nach, aber erst einmal bleibst du hier. Ach übrigens, zur Feier des Tages habe ich uns einen Tisch in so einem neuen coolen Restaurant organisiert." Sie grinst mich an und steht im nächsten Moment von der Couch auf. "Deren Dresscode ist sehr streng, das heißt, wir müssen uns extremst rausputzen." In einer eleganten Bewegung dreht sie sich von mir weg und läuft ins Schlafzimmer. "Keine Sorge, ich war letzte Woche schon für uns beide Shoppen", ruft sie durch die Wohnung und ich schüttle den Kopf.

Am selben Abend steigen wir beide top gestylt aus dem Taxi. Ich bin mehr als froh, dass Claire mich heute zum Essen eingeladen hat, das Restaurant sieht echt gemütlich aus. Der Kellner geleitet uns zu einem Tisch mitten im Raum und wir setzen uns in die roten Sessel. Die Einrichtung erinnert an einen Instagram-Post, überall hängen Neon-Schilder und es gibt mehrere Wände voll mit künstlichen Blumen.

Claire bestellt für uns gleich zu Beginn eine Flasche Sekt und ich schenke ihr einen mahnenden Blick. "Süße, ich hab den halben Tag nichts gegessen." Sie zuckt lediglich mit den Schultern und entschuldigt sich, um auf die Toilette zu gehen. Kopfschüttelnd krame ich mein Handy aus meiner Tasche und erblicke verwundert eine Nachricht. Dylan hat sich doch tatsächlich bei mir gemeldet. 

Du hattest recht. Brian hat mich angelogen.

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Es scheint wohl doch noch so etwas wie Gerechtigkeit auf diesem Planeten zu geben. Ich entscheide mich dafür, ihm nicht zu antworten, sondern ihn später anzurufen. Dieses große Thema will ich nicht über Textnachrichten klären.

Die Hintergrundmusik im Restaurant setzt aus und ich blicke mich verwundert um. Mein Blick landet bei einem Gitarrenspieler auf einer kleinen Bühne am Ende des Raumes. Er räuspert sich ins Mikrofon und schenkt mir ein Lächeln. "Das hier ist für Mary." Verwirrung macht sich auf meinem Gesichtsausdruck breit und ich scanne meine Umgebung ab. Doch sämtliche Blicke sind auf mich gerichtet. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.

Der Musiker stimmt eine sanfte Ballade an und beginnt ein Lied zu singen. Sein starker spanischer Akzent verschluckt einen Großteil der Worte, doch so langsam legen sich die Puzzleteile zusammen.

"Not really sure how to feel about it. Something in the way you, move makes me feel like I can't live without you. It takes me all the way."

"I want you to stay", flüstere ich heiser die nächste Zeile mit und spüre, wie sich bereits eine Träne aus meinem Augenwinkel verirrt. Ich sehe, wie Dylan auf die Bühne tritt und schlage mir überrascht die Hand vor den Mund. Mein Herz beginnt zu rasen und ich blinzle weitere Tränen aus meinen Augen. Er sieht so unglaublich gut aus, der Anzug sitzt ihm wie angegossen. Mein Körper reagiert, wie von alleine, indem ich aufstehe und ihn anstarre. Es bildet sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen und er beginnt in meine Richtung zu laufen.

Er erreicht mich schneller, als ich reagieren kann und legt seine Hände auf meine Wangen. "Es tut mir so unglaublich Leid, Mary. Ich hätte dir blind vertrauen sollen." Er lehnt seine Stirn gegen meine und ich inhaliere seinen Duft ein. Wie sehr, ich diesen Duft vermisst habe. Mein verletzter Blick trifft seinen, ich hätte nie gedacht, dass mich die Situation mitnehmen würde.

"Ich will dir ein Versprechen geben. In der Hoffnung, dass du eine gemeinsame Zukunft mit mir genauso sehr willst, wie ich eine mit dir." Das Adrenalin strömt durch meinen Körper und ich spüre, wie die Panik in mir aufsteigt. Dylan löst sich langsam von mir und blickt mir tief in die Augen.

Mein Atem verschnellert sich. Er geht vor mir auf die Knie. "Mary Foxter", sagt er bestimmt und ergreift meine linke Hand. "Ich verspreche, dich für den Rest meines Lebens zu lieben, dir meine Treue und mein blindes Vertrauen zu schenken." Ich spüre, wie meine Hand trotz seines Griffes zittert. Es ist genau das, was ich vermute, dass es ist.

Dylan greift in seine Hosentasche und öffnet eine kleine rote Samtbox. Heiße Tränen laufen meine Wangen hinunter. Mir funkelt ein silberner Diamantring entgegen. Ich bin überfordert mit der Situation. "Mary, willst du mich heiraten?"

Me and my Millionaire 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt