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Dylan eröffnet die Runde und erzielt gleich erfolgreich einen Spare. Ich juble ihm stolz zu und kann mir ein Grinsen kaum verkneifen. Clara stellt sich neben mich und ergreift das Wort. "Er spielt fantastisch, darum habe ich ihn schon immer beneidet." Sie seufzt auf und legt ihren Kopf schief. Ich wende mich ihr zu und versuche das Gespräch zu vertiefen. "Wie lange kennst du ihn schon?" Meine Worte lösen ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus, sie scheint sich an schöne Zeiten zurückzuerinnern. "Schon seit Beginn der Uni. Er war der Zimmergenosse meines Bruders Cole und ist seitdem ein wichtiger Teil meines Lebens", haucht sie die letzten Worte.

 Stirnrunzelnd beobachte ich eine Veränderung ihrer Stimmung, entscheide mich aber dagegen weiter nachzuhaken. Im nächsten Moment gesellt sich Dylan zu uns und nach einem kurzen Blick auf dem Monitor, vernehme ich, dass er die restlichen Pins im zweiten Wurf umgehauen hat. "Und wie war ich?", fragt Dylan zwinkernd und bringt mich zum Schmunzeln. "Eigentlich-", setze ich an, doch Clara unterbricht mich. "Du bist genauso gut wie immer!", quiekt sie und zieht Dylan in eine Umarmung. Mir wird plötzlich mulmig zu mute und mein Bauchgefühl sagt mir, dass die zwei sich näher stehen, als ich bisher dachte.

Doch ich schweige meine Sorgen nieder, in der Hoffnung, dass sich das Ganze noch im Laufe des Abends klären wird. Ich denke bestimmt viel zu weit. "Maya, du bist dran", weckt mich Clara aus meiner Gedankenwelt. Augenblicklich setze ich an, sie zu verbessern, doch ihr falsches Lachen klärt direkt den schlechten Witz auf. Genervt schenke ich ihr also ebenfalls ein gespieltes Lachen und mache mich auf den Weg zur Bowlingbahn. Auf dem Weg läuft mir Brian entgegen und stiftet mich mit einem ermutigendem Lächeln ebenfalls zum Lächeln an. Ich kann mir nicht von einer einzelnen Person den Abend verderben lassen.

Das Bowlingcenter ist heute rappelvoll und voll allen Seiten drängt ein Stimmengewirr durch den Raum. Ich atme tief durch und fokussiere mich auf die Auswahl an Bowlingkugeln. Das Spiel wird mich bestimmt von Claras Verhalten ablenken. Ich greife nach einer Kugel und bemerke zu spät, dass diese bereits von einer Person auf der Nachbarbahn auserwählt wurde. Unsere Hände berührten sich kurz und ich erröte augenblicklich. "Sorry, ich war in Gedanken", grinse ich den jungen Mann verlegen an, welcher nur locker abwinkt. "Ach was, ich auch. Hier kannst die Kugel ruhig nehmen", fordert er mich auf und reicht mir die von uns beiden angesteuerte Kugel. Ein leises "Danke" verlässt meine Lippen, bevor ich mich auf den Weg zur Bahn mache.

Zu meiner Zufriedenheit treffe ich sogar 7 Pins beim ersten Wurf. Ich kann meine Freude nicht verbergen und mache einen Freudensprung. Sonst bin ich nie sonderlich gut im Bowlen gewesen. Aus der Ferne kann ich vernehmen, dass einige meiner Begleiter unterstützend klatschen und natürlich jubelte Dylan am lautesten. Grinsend gehe ich zurück zu den Kugeln, wo ich erneut auf den Mann treffe. Ein Grinsen umspielt seine Lippen und ich lege meinen Kopf schief. "Und hat dir die Kugel Glück gebracht?" Lachend nicke ich und schweife mit meinem Blick kurz über ihn. Er ist ungefähr einen halben Kopf größer als ich und hat rote kurz geschnittene Haare, welche seine Segelohren ein wenig betonen. Er sieht auf jeden Fall gut aus, das kann ich nicht leugnen. "Ja, ich denke schon", bestätige ich ihm lächelnd und lege danach meinen letzten Wurf hin, welcher die letzten 3 Pins dem Boden gleich macht. Jubelnd schmeiße ich die Arme in die Luft und freue mich mit mir selbst.

Als ich zurück zu den anderen laufe, hebt Brian seine Hände hoch und lässt mich bei ihm einschlagen. "Ich wusste gar nicht, dass du so ein Bowlingprofi bist." Die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben und ich befürchte schon die Erwartungen an die nächste Runde. "Ach, was. Normalerweise spiele ich nicht so gut. War einfach Zufall", witzele ich und mache noch ein paar Scherze über meinen blonden Kumpel, da er lediglich 6 Pins aus dem Weg geräumt hat. Dafür ernte ich ein gespieltes Schmollen und kann mir ein Lachen kaum verkneifen.

Am Ende des Spiels stehe ich ziemlich gut dar. Mein Zufall wurde zu einer Zufallsreihe und am Ende lande ich sogar auf dem dritten Platz. Ich unterhalte mich gut mit den anderen und erfahre viel über die Freunde von Dylan und Brian. Dennoch schweiften meine Blicke immer wieder von meinem jeweiligen Gesprächspartner zu Dylan und Clara. Diese scheinen nämlich einiges aufholen zu müssen und amüsieren sich prächtig. Zugegebenermaßen bin ich eifersüchtig. Doch ich lasse mir meine äußere Ruhe nicht nehmen und das Lächeln in meinem Gesicht nicht verschwinden. Danach entscheidet sich unsere Gruppe noch ein Lokal namens "die Zündkerze" zu besuchen und Madeleine beteuert mir immer wieder, wie lecker das Essen dort ist. Wir steigen also alle in unsere Autos und machen uns auf den Weg. Dylan und ich sind heute das erste Mal alleine.

"Und was hältst du von meinen Freunden aus der Uni?", fragt mich mein Freund und starrt kalt auf die Fahrbahn. Irgendwas stimmt hier nicht. "Die meisten scheinen mir ganz nette und aufrichtige Menschen zu sein", mache ich ihm meine Meinung klar. Dylan nickt verstehend und es scheint, als hätte er diesem Thema nichts weiter zuzufügen, weshalb ich fortfahre. "Nur eine Frage musst du mir beantworten", spreche ich ruhig und traue mich kaum ihn anzusehen. Trotzdem spüre ich seinen verwirrten kurzen Blick auf mir. "Lief mal etwas zwischen dir und Clara?", fragt meine Stimme leicht zittrig. Meine Nervosität begründet sich in der Angst davor, dass mir die Antwort nicht gefallen könnte.

"Wie meinst du das?", hakt Dylan nach, obwohl ich mich nicht besser hätte ausdrücken können. "Du weißt, wie ich das meine", sage ich nun mit etwas festerer Stimme. Er räuspert sich und fährt nervös mit den Händen über das Leder des Lenkrads. "Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll." Diese Aussage lässt mich wütender werden und meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich werde wohl kein "Nein" als Antwort bekommen. "Verdammt, hast du Clara je geküsst, mit ihr rumgemacht oder auch mit ihr geschlafen?!", schreie ich inzwischen lauthals durch den Wagen.

Dylan hält an einer roten Ampel und ich kann Verzweiflung in seinen Augen ausmachen. "Es ist eine kompliziertere Geschichte und ich wollte nie, dass du es auf diese Weise erfährst", spricht er unruhig, mit Sorgenfalten auf der Stirn. "Was erfahren?!", frage ich mittlerweile ebenfalls verzweifelt weiter. "Naja, wie soll ich sagen", murmelt Dylan und erschreckt sich aufgrund eines hinter uns hupendem Autos. Die Ampel ist schon längst wieder grün. Er schweigt noch für eine ganze Weile und lässt mich unglaublich sauer werden. "Was ist denn so schwer loszuwerden? Ich dachte, wir sind immer ehrlich?", bitte ich ihn, als wir auf dem Parkplatz des Lokals halten. Er seufzt und schlägt fluchend auf das Lenkrad ein. Dann wird er ruhiger und starrt ins Nichts. "Clara ist meine Ex-Verlobte."

Me and my Millionaire 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt