two

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Ich schlage meine Augenlider auf. Durch das Fenster nehme ich wahr, dass die Sonne bereits aufgegangen ist. Wieso habe ich bisher noch keinen Wecker gehört? Fluchend springe ich aus dem Bett und blicke auf meine Handyuhr. Ganze 42 Minuten verschlafen. Damit blieb mir nichts anderes übrig, als lediglich mein Outfit zu wechseln und die Wohnung danach in Windeseile zu verlassen. Dylan beginnt seinen Arbeitstag im Gegensatz zu mir bereits früher und kann mir leider auch nie weiterhelfen. Die Verspätungen häuften sich in den letzten Wochen, weswegen ich auch mit einem Kopfschütteln von Mr. Cooperson empfangen werde. Als ich ihn passiert habe, kann ich es mir nicht verkneifen die Augen zu rollen. Ich habe bereits das Gespräch mit ihm gesucht. Die Überstunden an den Wochenenden rauben mir meinen Schlaf, aber ihn interessierte nur, dass die Arbeit zu seinen gesetzten Deadlines erledigt ist. Seufzend laufe ich den Gang zu meinem kleinen Büro entlang. Ich lasse mich in meinen Stuhl fallen und höre durch die hauchdünnen Wände bereits die Telefonate meiner Kollegen durchschallen. Dieser Tag kotzt mich an.

Besser wird es auch nicht in meiner Mittagspause. Normalerweise verbringen Kathy und ich täglich gemeinsam Zeit beim Essen, diese muss sich heute jedoch um ihre kranke Tochter Debby kümmern. Somit sitze ich schlecht gelaunt an meinem Schreibtisch und stochere in meiner herum. Nebenbei lese ich mir ein paar E-mails durch. Vielleicht kann ich dann heute etwas früher gehen. Claire ist nur bis um 3 in der Uni und wird bestimmt etwas Zeit für mich finden. Ich schreibe ihr nebenbei eine Nachricht und denke darüber nach, wie praktisch zwei weitere Arme wären. Dann könnte ich mein Multitasking auf ein neues Level bringen. Claire sagt mir nicht viel später dann auch noch zu und ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wenigstens ein Lichtblick denke ich mir und stürzte mich erneut in die Arbeit.

Vier Stunden später kann ich dann endlich gehen. Draußen an der frischen Luft, zücke ich gleich eine Zigarette und stecke mir diese an. Ich puste weißen Rauch aus meinen Lungen und spüre die entspannende Wirkung des Nikotins. Eigentlich hatte Dylan mich schon vor einer ganzen Weile darum gebeten, aufzuhören. Eine Zeit lang lief es auch ziemlich gut, doch seit es auf der Arbeit stressiger zugeht bin ich rückfällig geworden. Das Rauchen erdete mich eben nach einem anstrengenden Arbeitstag. Ich schlendere zur nächsten U-Bahn-Station und mache mich auf den Weg ins Spa. Claire und ich hatten uns dort für eine Massage verabredet, da ihre Mutter den Laden vor einigen Wochen aufgekauft hat. Mrs. Cooperson wollte sich ein zweites Standbein neben dem Immobiliengeschäft aufbauen, was ich sehr bewundernswert finde. Wenn ich diesen Zugang zu so viel Geld hätte, wäre ich schon längst am Studieren. Es fehlt mir zum Glück nicht mehr viel, jedoch sollte ich mir so langsam meine Gedanken um ein Hauptfach machen.

Im Spa kann ich dann endlich so richtig abschalten. Claire und ich liegen zu zweit nur mit Handtüchern bedeckt in einem warmen, schwach beleuchteten Raum. Die Masseure kneten uns die Rücken durch und seufze zufrieden auf. "Und wie fühlt es sich an, jetzt mit Dylan zusammenzuleben?", fragt sie mich nach einer Weile. "Irgendwie total normal. Also in den letzten Wochen habe ich auch viel bei ihm übernachtet, von daher macht es für mich kaum einen Unterschied", erkläre ich ihr seufzend, da mein Masseur die Finger eines Engels haben könnte. "Das glaub ich dir nicht! Hast du nicht Angst, dass ihr euch gegenseitig zu viel auf die Pelle rückt?" Ich drehe meinen Kopf zu ihr und lächle sie müde an. "Du weißt doch, wie viel er, als auch ich mit der Arbeit zu tun haben." Das Fragezeichen auf ihrem Gesicht wandelt sich zu einem mitleidigen Blick. "Du hasst deinen Job, richtig?" Bisher habe ich es nie laut ausgesprochen, weshalb ich nur still nicke. Vielleicht wollte ich es nie wahrhaben, oder vielleicht wusste ich auch einfach nicht, wie es danach weitergehen sollte. "Du gehst deinen Problemen immer aus dem Weg", kritisiert mich Claire traurig. Nachdenklich drehe ich meinen Kopf wieder der Liege zu. Tue ich das? Über Tommys Krankheit rede ich beispielsweise ja auch mit meinem Umfeld. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, tue ich dies nur, wenn es sein muss. So langsam wird mir klar, dass ich nicht so weitermachen kann. Diese Situation ist nur schlecht, weil ich nichts daran ändere.

Mit neu geschöpfter Motivation betrete ich am späten Abend die Wohnung. "Dylan?" Ich stelle meine Sachen im Flur ab und fange an, mir Schuhe und Jacke ausziehen. Plötzlich schlingen sich zwei Hände um meine Taille. Kichernd drehe ich mich zu meinem Freund herum, doch er ist schneller und legt mir seine Hände auf die Augen. "Was wird das?" Aufgeregt beiße ich mir auf die Lippen. Ich liebe Überraschungen. Meinen Körper durchströmen die Glücksgefühle und ich spüre wie mir mein Herz nervös gegen die Brust schlug. "Psscht. Komm mit", haucht er mir leise ans Ohr und löst damit bei mir eine Gänsehaut aus. Seine Hände bleiben auf meinen Augen und er führt mich langsam durch die Wohnung. Wir bleiben stehen und er gewährt mir einen Blick durch den Raum. Die Küche ist nur schwach beleuchtet, doch die Kerzen spenden angenehmes Licht. Der Tisch ist liebevoll gedeckt und mit Rosenblättern bestückt. Mein Herz macht einen kleinen Sprung, er hat sich doch tatsächlich überwunden und für mich gekocht. Eigentlich tut er  dies nicht allzu gerne. Ich drehe mich zu Dylan herum und umfasse sein Gesicht mit meinen Händen. "Ich liebe dich", hauche ich mit strahlenden Augen und küsse seine Lippen kurz, aber sanft. Seine Hände finden erneut zu meiner Taille und er dreht mich zum Tisch herum. "Setz dich bitte", deutet er und rückt mir den Stuhl zurecht. Dylan ist ein großartiger Romantiker und überrascht mich immer wieder aufs Neue. Doch das liebe ich so sehr an ihm.

Me and my Millionaire 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt