fifteen

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Meine Hand brennt und ich blicke in das geschockte Gesicht von Brian. Damit hat keiner von uns beiden gerechnet. Ich habe ihm doch tatsächlich eine Ohrfeige verpasst. Bevor er auf meinen Schlag reagieren kann, habe ich das Auto bereits verlassen. Meine Beine sprinten von ganz alleine zurück in den Appartement-Komplex und es dauert auch nicht lange, da fließen bereits heiße Tränen meine Wangen hinunter. Als ich im Fahrstuhl ankomme, schnappe ich panisch nach Luft. Er hat sich trotz meiner Einwände mir aufgedrängt und mich in eine sehr prekäre Situation gebracht.

Stunden später wache ich vom Lärm aus dem Flur auf. Ich versuche meine Augenlider zu öffnen, doch sie kleben aneinander. Beschwert davon, dass ich mich auf der Couch in den Schlaf geweint habe. Erschöpft reibe ich mir die Augen und erblicke angestrengt den Raum. "Dylan?", krächze ich in Richtung des Flurs und richte mich vorsichtig auf. Mein Körper fühlt geschwächt, als hätte ich nicht gerade ein Mittagsschläfchen gehalten. Schwere Schritte nähern sich dem Wohnzimmer und ich fahre herum. Dylans Schatten erscheint im Türrahmen und er schaltet das Licht an.

Meine Augen ziehen sich schmerzvoll zusammen und ich halte eine Hand schützend vor mein Gesicht. "Hey Schatz, mir geht es nicht so gut", erkläre ich ihm und ziehe einen kleinen Schmollmund. Zu meiner Überraschung regt sich nichts in Dylans Miene und er mustert mich kalt. "Ist alles in Ordnung bei dir?", hake ich weiter nach und lege den Kopf schief. "Brian hat mir alles erzählt, du kannst deine Sachen packen." Er schüttelt seinen Kopf und verschwindet aus dem Raum. Ich reiße meine Augen auf und brauche einen Moment zu lange, um seine Worte zu verarbeiten.

"Warte einen Moment, lass uns bitte sprechen", rufe ich ihm nach und folge ihm in den Flur. Er macht keine Anstalten stehenzubleiben und steuert auf das Schlafzimmer zu. Mit meiner Hand ergreife ich sein Handgelenk und er stoppt in seiner Bewegung. "Ich denke, ich kenne alle Informationen, die ich benötige." Die Wut aus seiner Stimme ist deutlich herauszuhören. "Schau mich bitte an", meine Stimme zittert. Ich will dieses Missverständnis klären. Er lacht auf, dreht sich zu mir herum und reißt in der Bewegung sein Handgelenk aus meinem Griff. Es schmerzt, wir haben doch gerade erst einen großen Streit hinter uns gebracht.

"Wie kann ich dir noch in die Augen sehen, wenn du mich hintergangen hast?", schreit er laut und lässt mich zusammenzucken. "Aber so war das doch gar nicht-", beginne ich, doch werde gleich unterbrochen. "Habt ihr euch geküsst?" Seine Hände haben sich zu Fäusten geballt, welche inzwischen schon weiß anlaufen. "So einfach ist das nicht, Dylan." Sein hysterisches Lachen jagt mir Angst ein. Ich erkenne meinen Freund nicht wieder.

"So einfach ist das in meinen Augen. Du hast eine Stunde, dann will ich, dass du hier ausgezogen bist!" Seine Worte hallen mir durch den Kopf und ich starre ihn entgeistert an, wie er aus der Wohnung stürmt. Nicht jedoch, ohne die Tür mit einem lauten Knallen zufallen zu lassen. Ich breche weinend auf dem Boden zusammen und reiße mir die Hände über den Kopf. Dieser Tag ist der reinste Alptraum.

Eine Stunde später sitze ich mit gepackten Sachen in Claires Auto. Sie ist mir nach meinem verzweifelten Anruf sofort zur Hilfe geeilt und hat seitdem keine Gelegenheit verpasst, sich über Brian und Dylan aufzuregen. "Wie Brian die Geschichte jetzt auch noch verdreht und dafür sorgt, dass Dylan dich als Verursacher des Problems ansieht. Dieser Mistkerl hat das bestimmt schon lange geplant", regt sie sich weiter auf und schlägt gegen das Lenkrad. Ich hingegen blicke schweigend aus dem Fenster und ertrage die aufkommende Leere in mir. Niemals hätte ich gedacht, dass Dylan mich einmal nicht aussprechen lassen würde.

Doch das wäre wohl eine zu naheliegende Lösung dieses Kommunikationsproblems gewesen. "Du kommst jetzt erstmal bei mir unter und dann päppeln wir dich auf", höre ich meine beste Freundin sagen und kann mir ein schwaches Lächeln nicht verkneifen. "Danke", krächze ich und beobachte Claire gedankenverloren. Ihre Freundschaft gibt mir so viel Halt, ich sollte mich öfter dafür erkenntlich zeigen. Wir steuern auf die mir allzu bekannte Tiefgarage zu und ich kann es gar nicht erwarten endlich ins Bett zu fallen.

Am späten Abend haben wir die gröbsten Sachen in ihren Schränken verstaut und lassen uns erschöpft auf ihr Himmelbett fallen. Sie dreht sich zu mir und sucht den Blickkontakt. "Lass mich seine Nummer und alle Nachrichten löschen", spricht sie mit ernster Stimme und streicht mir fürsorglich eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich behalte seinen Kontakt bei mir im Handy eingespeichert, aber ich möchte, dass du in den nächsten Tagen nichts tust, was du später bereuen könntest." Ihre Worte ergeben Sinn, dennoch schmerzt mich die Vorstellung sämtliche Erinnerungen an ihn aus meinem Smartphone zu verbannen.

"Kann ich eine Nacht darüber schlafen?", stelle ich ihr vorsichtig meine Gegenfrage. Ihr sanftes Lächeln beruhigt mich augenblicklich. "Aber natürlich." Wir blicken uns an und ich schaffe es tatsächlich ein leichtes Lächeln aufzubringen. Danach schaltet sie das Licht aus und wir legen uns schlafen. Besser gesagt, ich versuche es wohl eher. Es müssen Stunden vergangen sein, in denen ich mich im Bett hin und her gewälzt habe. Ich finde einfach keine Ruhe.

Seufzend ergreife ich mein Handy vom Nachttisch und schaue nach der Uhrzeit: 03:21 Uhr. Zu meiner Verwunderung ist auch der Rest meines Sperrbildschirms leer, keine Nachrichten. Weder Dylan hat sich bei mir gemeldet, noch Brian. Von zweiterem hätte ich mir eine eindeutige Erklärung für dieses Chaos gewünscht. Also verbringe ich die nächste halbe Stunde damit, durch Instagram zu scrollen und ende auf einer Promi-Newsseite. Dort erblickt mich als neuester Beitrag ein allzu bekanntes Pärchen.

Es ist ein Foto von Dylan und mir von der Filmpremiere vor ein paar Tagen. Doch das Bild ist so bearbeitet, als dass ein Blitz zwischen uns eingeschlagen hätte. Ich ahne böses und spüre, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Mit inzwischen zittrigen Fingern wische ich nach links, um mir weitere Bilder anzusehen. Meine Kehle schnürt sich zu und ich halte schockiert die Luft an. Es sind Paparazzi-Aufnahmen, auf denen Brian und ich in seinem Auto abgebildet sind. Man sieht klar und deutlich, den Kuss, welchen ich nie wollte. Deswegen hat Brian seinem besten Freund so schnell gestanden. Der Beitrag wurde bereits um 16:02 Uhr hochgeladen. 


Me and my Millionaire 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt