𝓘𝓥

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ℰ  ❦  ℱ

𝒟𝒶𝓈
Haus war leer, alles war ruhig, einzig allein der Regen drang in meine Ohren. Dieser prasselte unaufhörlich gegen die großen Fenster des Wohnzimmers und in mir stieg ein wohliges Gefühl auf. Ich konnte mich immer mehr mit dem regnerischen Wetter meiner neuen Heimat anfreunden und auch die tiefen Wälder ließen mich zur Ruhe kommen. Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr und nahm mir einen Schluck von meinem Tee. Es war  Freitag und ich wartete auf Mom. Wir wollten uns einen Filmabend mit reichlich Popcorn machen. Mum musste jedoch noch arbeiten, weswegen ich mit einer Decke, einem Tee und einem Buch über Mythologie auf dem gemütlichen Sofa saß und meine Zeit vertrieb. Der Duft von Vanille stieg mir in die Nase, der Duft der Kerze auf dem kleinen Tisch. Mir fiel auf, dass ich mich jetzt schon ganz wie zu Hause fühlte. Natürlich, dies war mein Zuhause. Der Ort, an dem alles besser werden würde. Der Ort, mit der höchsten Niederschlagsquote. Dieser Ort, der wahrlich seine Geheimnisse hatte. Diesen Ort nannte ich jetzt mein Zuhause. Das Zuhause, was mir in den letzten Wochen gefehlt hatte. Und dies hatte nichts mit dieser einen Person zu tun, über die ich mir viel zu viel den Kopf zerbrach. Jasper. Jasper und seine Familie. Ich schüttelte frustriert den Kopf. Es war sinnlos. Er war lediglich mein Sitznachbar. Nicht mehr. Ich schaute wieder auf die Seite und befasste mich wieder mit den Gestaltswandlern. Ob es solche Wesen wirklich gibt? Ich war zwar kein kleines Kind mehr, aber irgendetwas in mir ließ nicht die kindlichen Gedanken los. Wie wäre es, wenn es wirklich solche Wesen gäbe? Wie wären sie? Wie sähen sie aus? Wie leben sie? Ich weiß es nicht. Meine vernünftige, erwachsene Seite sagte mir, dass alles nur Sachen der Fantasie sind. Fantasie ist Zeitverschwendung. Das haben alle gesagt. Nur er nicht. Dad. Er ließ meiner Fantasie freien Lauf. Er hörte mir zu, als ich ihm auf einer Blumenwiese meine Vermutungen über Elfen erzählte.
„𝙴𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚎𝚐𝚊𝚕, 𝚠𝚊𝚜 𝚊𝚗𝚍𝚎𝚛𝚎 𝚜𝚊𝚐𝚎𝚗, 𝙴𝚖𝚖𝚎𝚕𝚒𝚗𝚎. 𝙴𝚒𝚗𝚣𝚒𝚐 𝚞𝚗𝚍 𝚊𝚕𝚕𝚎𝚒𝚗 𝚠𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐 𝚒𝚜𝚝, 𝚠𝚊𝚜 𝚍𝚎𝚒𝚗 𝙷𝚎𝚛𝚣 𝚜𝚊𝚐𝚝. 𝙻𝚊𝚜𝚜 𝚜𝚒𝚎 𝚛𝚎𝚍𝚎𝚗. 𝚆𝚎𝚗𝚗 𝚍𝚞 𝚍𝚎𝚗𝚔𝚜𝚝, 𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚎𝚜 𝙴𝚕𝚏𝚎𝚗, 𝚅𝚊𝚖𝚙𝚒𝚛𝚎 𝚘𝚍𝚎𝚛 𝚆𝚎𝚛𝚠𝚘̈𝚕𝚏𝚎 𝚐𝚒𝚋𝚝, 𝚍𝚊𝚗𝚗 𝚒𝚜𝚝 𝚎𝚜 𝚍𝚊𝚜, 𝚠𝚊𝚜 𝚏𝚞̈𝚛 𝚍𝚒𝚌𝚑 𝚛𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐 𝚒𝚜𝚝. 𝙳𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙵𝚊𝚗𝚝𝚊𝚜𝚒𝚎 𝚠𝚒𝚛𝚍 𝚗𝚒𝚎 𝚎𝚗𝚍𝚎𝚗."
Ich lächelte leicht. Er war ein guter Papa. Mit ihm war die Welt bunt. Er hat mir die Farben des Lebens gezeigt. Nun musste ich sie neu erkunden- alleine. Die Tür wurde geöffnet und Schritte waren zu hören. Schlüssel klimperten. Ihr blonder Lockenkopf erschien in mein Blickfeld und ihr freudiges Grinsen hellte meine Stimmung auf. „Hi, Mom." Sie zog sich ihre pitschnasse Jacke aus und stellte ihre Tasche lieblos auf den Boden. „Hi Schatz." Sie kam zu mir und gab mir einen leichten Kuss auf den Scheitel. „Du hast es dir also schon gemütlich gemacht." Ein warmes Lächeln zierte ihr Gesicht. Ich nickte und nahm den letzten Schluck meines Tees. Ich stand auf, zog die Decke enger um meinen Körper und wanderte in die Küche, um das Popcorn zuzubereiten. Mom und ich waren keine Profis in der Küche, weshalb uns für schon zubereitetes Popcorn entscheiden. Ansonsten wäre wahrscheinlich die Küche in die Luft gegangen. Mom stellte zwei Pizzakartons auf den Wohnzimmertisch und öffnete diese. Ein Duft von leckerer Pizza stieg mir in die Nase. „So und welchen Film willst du schauen? Ich bin für Romeo und Julia." Mom grinste mich an. Ich setzte mich mit der Schüssel Popcorn zu ihr auf die Couch und kuschelte mich wieder in die Decke ein. „Na gut. Aber auch nur, weil du es bist." Lachte ich und Mom schaltete den Fernseher an. „Wie ist die Arbeit so?" fragte ich und schnappte mir etwas Popcorn aus der Schüssel. „Entspannt. Hier ist relativ wenig los. Und- " Mom machte eine Pause und grinste mich an. Ich zog fragend die Augenbraue in die Höhe. „Ja?" fragte ich gespannt. „Dr. Cullen ist ein echt netter Kollege. Er hat von seinen Kindern erzählt. Sie gehen mit auf deine Schule." Mom sah mich abwartend an. Ich nahm mir das nächstbeste Kissen warf es in ihre Richtung. Sie fing es jedoch perfekt und lachte. Das war einer der Momente, in denen ich glücklich war und alles vergessen konnte. „Jasper ist mein Sitznachbar in den meisten Kursen und Alice habe ich auch schon kennengelernt. Den Rest noch nicht." gestand ich. Mom sah zufrieden aus und nahm sich ein Stück der Pizza. Der Film begann und ich sah gespannt zu. Nach einiger Zeit schlief ich während des Films ein und erst am Ende wachte ich aus meinem Schönheitsschlaf auf. „Ich glaube, Romanzen sind dir zu langweilig, oder?" fragte Mom mich. Leicht genervt schnaubte ich, war ihr jedoch nicht böse. Sie hatte Recht. Ich schlief bei regelrecht jedem Liebesfilm ein. Das hatte ich von Dad- damals sind wir beide bei einem Liebesfilm eingeschlafen. Mom hat damals ein Foto gemacht, welches ich heute immer noch besaß. Ein leichtes Lächeln brachte ich bei dieser Erinnerung zustande. Mom stand auf und räumte die Kartons weg, währenddessen ich die leere Schüssel, die mal mit Popcorn gefüllt war, in die Küche brachte. Dieser Filmabend war heute der Balsam für meine Seele.

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