Lizzy
Ich wachte durch das Geschrei meiner Mom auf. Sie stampfte ohne Vorwarnung in mein Zimmer und schrie mich wegen irgendetwas Belanglosem an. Ich war noch nicht ganz wach, um genau zu verstehen was sie von mir wollte. Also zog ich die Bettdecke weiter nach oben und über meinen Kopf.Aber nach ein paar Sekunden kam immer mehr ihrer grellen Stimme durch meine dicke Decke. Ich stöhnte genervt.
Ich verstand etwas von: unaufgeräumtes Zimmer, zu lange Schlafen, nicht pflichtbewusst. Blah blah blah.
Meine Mom konnte mich manchmal echt in den Wahnsinn treiben.
„Kannst du mich bitte noch etwas weiter schlafen lassen?", fragte ich und versuchte ruhig zu wirken, aber konnte gegen den genervten Unterton in meiner Stimme nichts machen.
„Elizabeth!" Ich hasste es, wenn sie mich mit vollem Namen ansprach. Der Name klang als ob ich aus dem Mittelalter kommen würde. Jetzt mal erstgeborene, wer nennt sein Kind bitte Elizabeth? Und sie sagte es immer als wäre sie auch noch stolz darauf.
„Es ist 12 Uhr, wir essen fast Mittag und du liegst immer noch in deinem Bett?! Du bist wirklich unglaublich! Ich mache hier alles. Wirklich alles. Ich bin den ganzen Vormittag am Putzen und du?"
Ja, schöner konnte ich es mir wirklich nicht vorstellen aufgeweckt zu werden.
Meine Mom schüttelte energisch den Kopf. „Wenn ich dich nicht in 10 Minuten unten sehe, dann kannst du das vergessen, nochmal so spät abends auszugehen."
Ich weiß, ich wurde oft dafür beneidet, dass es meinen Eltern quasi egal war, wann ich nachts wieder nach Hause kam. Ich war aber immer der festen Überzeugung das es meine Eltern einfach nicht interessierte was mit mir ist. Solange ich meine Pflichten erfüllte und nicht faul in meinem Bett lag, würden sie mich eigentlich nicht beachten.
Meine Mutter knallte die Tür wieder zu und ich drehte mich auf die andere Seite.
...
„Hast du den ganzen Kaffee ausgetrunken?", fragte ich meinen Bruder Jackson aufgebracht.
Er sah nicht einmal auf, als ich ihn beschuldigte, sondern starrte auf sein Handy.
Ich seufzte, während ich einen Kaffefilter aus dem Regal nahm und anschließend den Kaffee durchlaufen ließ. Währenddessen hatte meine Mom nichts besseres zu machen als rumzumeckern, dass niemand von alleine den Geschirrspüler ausgeräumt hat. Tut mir wirklich leid, dass ich nicht aus meinem Zimmer gekommen bin und meine erste Intention war den Geschirrspüler auszuräumen.
Ich würde aber sagen, mittlerweile schaffte ich es ganz gut meine Mutter einfach nicht zu beachten, während sie ihren Monolog hielt.
Ich nahm mir eine Tasse und goss mir etwas Kaffe ein und setzte mich schließlich an den Tisch zusammen mit Jackson.
„Du strahlst richtig voller Lebensfreude heute", kommentierte ich seine Miene. „Die Party gestern hat dir also wirklich gut getan", machte ich weiter ironische Sprüche. Jackson ist übrigens Ezra's bester Freund. So habe ich ihn kennengelernt. Und seitdem haben wir relativ den gleichen Freundeskreis. Zumindest komme ich immer mit. Ich glaube Jackson nervt das.
Er sah immer noch nicht auf, aber ich merkte, wie er aufhörte auf sein Handy zu tippen und sein Gesichtsausdruck angespannter wurde.
Ein paar Minuten später fiel mein Blick auf die Zeitung. Tankstellenraub stand auf der Titelseite. Darunter konnte man ein Bild von zwei maskierten Männern sehen und wie sie den Laden stürmten. Ich erkannte die Straße, welche sich nur ein paar Meter von unserem Haus befand.
„Schon gehört?", fragte ich und nahm die Zeitung in die Hand um den Text darunter zu lesen, während ich an meinem Kaffee schlürfte.
...
Der Montag fing beschissener an, als ich erwartet hätte.
Ich komme heute leider nicht.
Habe bei Harry geschlafen, sorryDas schrieb mir meine beste Freundin Thea genau fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn. Sie ist so wirklich eine der einzigen mit denen ich mich aus meinem Jahrgang verstand oder überhaupt befreundet war.
Ich habe mich, seit ich mit Ezra zusammen bin, viel zu sehr an ihn geklammert und mir war es relativ egal wieviele Freunde ich hatte. Es war mir sowieso nur Thea wichtig. Denn auch wenn Thea und ich unsere Differenzen haben, hatte ich noch nie Lust auf irgendeine oberflächliche Freundschaft mit den It- Girls aus unserer Schule.
Ich bin trotzdem auf Partys in unserem Jahrgang eingeladen und klar rede ich mal ab und zu mit ein paar Personen, aber wie schon gesagt ich würde niemals mit irgendwem davon befreundet sein.
Ich schloss meinen Spind und direkt dann traf mich der zweite Schlag ins Gesicht. Ich blickte auf die gegenüberliegende Seite des Flures und sah Ezra's Rücken zu mir. Seine braunen Haare nach oben gestylt.
Mit einer Hand drückte er gegen den Spind und was ihm von dem Spind trennte, war ein blondhaariges Mädchen, das ich nur zu gut kannte. Chloe. Genau eines der Mädchen denen ich am Liebsten aus dem Weg gehen würde. Ich stöhnte genervt.
Ihr war schon bewusst, dass Ezra, wessen Körper nur Zentimeter von ihrem entfernt ist, mein Freund ist? Sie wusste schon, dass wir seit fast zwei Jahren in einer Beziehung sind? Freitag hat es mir schon gereicht aber ich war nicht in der Stimmung etwas gegen Chloe zu sagen.
Ich knallte die blaue Schranktür frustriert zu und stellte mich vor den beiden auf.
Ich räusperte mich. „Hey", sagte ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Das Problem ist, dass ich nie Ezra dafür verantwortlich machte. Ich redete mir immer ein, dass es nie er war sondern die Anderen. Ganz wahrscheinlich hat sich Chloe an ihn rangemacht und er hatte gar keine andere Möglichkeit.
„Hey Lizzy", grinste mich Chloe an, als ob sie gerade ihren ersten Kuss hinter sich hatte.
„Ja hey", gab ich emotionslos zurück.
„Wir sehen uns in Englisch", erklärte sie Ezra und lief in die andere Richtung.
„Hey", begrüßte mich Ezra und öffnete dabei etwas aus seinem Spind.
„Hey", grinste ich ihn an und lehnte gegen einen der Schränke, während ich ihm dabei zusah wie er seine Bücher eins nach dem anderen herausholte. „Und wie fühlst du dich jetzt mit 18?" Ich wusste das es eine langweilige Smalltalk Frage war, aber mir fiel nichts besseres ein.
„Genauso wie vorher... Lizzy, ich muss jetzt auch zur Klasse. Wir sehen uns."
Ich nickte. „Ja wir sehen uns", erklärte ich und versuchte das Lächeln auf meinem Gesicht zu behalten, während Ezra in die andere Richtung verschwand.
Die meisten gingen jetzt in die Klassenräume, aber ich blieb dort noch eine Zeit stehen und starrte einfach nur gegen eine Wand.
Unsere Beziehung war schon lange nicht mehr das was sie früher mal war, aber jetzt fühlte es sich jedes Mal, wenn ich mit ihm redete, so an wie ein Messerstich in meine Brust. Ich war mir nie sicher ob ich da zu viel reininterpretierte oder ob es einfach seine Art war, aber es fühlte sich nicht gut an.
Aber ich wusste, dass ich nicht mit ihm Schluss machen würde. Ich konnte es nicht. Ich konnte es nicht über mich bringen.
Er war seit Jahren meine Konstante in meinem Leben. Ganz gleich wieviel Stress ich mit meinen Eltern hatte, wenigstens war er da. Ich bin nicht bereit das aufzugeben, auch wenn mich die Beziehung mittlerweile mehr und mehr fertig machte.
Während alle zu ihren Klassen liefen, kramte ich eine Zigarette aus meinem Rucksack und lief auf den Pausenhof.
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reckless passion
RomanceLizzy Ich habe es satt mich von anderen herumschubsen zu lassen. Ich habe es satt meinem Freund gefallen zu wollen. Ich habe es satt so zu tuen als würde alles okay sein und meine Familie mir nicht meine letzten Nerven rauben würde. Braden Sie ist...