42. How fucked up is fucked up?

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Risa 

Ermüdet betrat ich unser Haus. Heute waren es ungewöhnlich viele Kunden und dann auch noch das mit Kenneth. Jon hatte zwar nicht mit mir gesprochen, aber ich hatte gehört, wie er zu Taro sagte, dass Kenneth nicht einfach so bewusstlos geworden sein konnte. Er hätte einen anderen Geruch wahrgenommen. Doch da Kenneth sich offensichtlich an nichts erinnern konnte, konnten wir nichts tun.

Ich hängte meine Jacke auf und strich die Schuhe von meinen Füßen. Aus dem Wohnzimmer kam leise Pianomusik also begab ich mich dort hin. Kenzo saß auf dem Sofa und hatte den Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten gelegt.

Das Grammofon in der Ecke des Raumes gab diese sanften dunklen Töne von sich und ab und an ein Knacken.

Leise setzte ich mich zu ihm und schloss ebenfalls die Augen.

Nach einer Weile fragte Kenzo leise: „Wo ist Sanji? Ist bei ihm alles okay?" Ich öffnete die Augen und erwiderte: „Ran ist bei ihm. Ich denke, wenn was wäre, würden wir es erfahren." Kenzo nickte mit geschlossenen Augen und lächelte leicht. „Dann ist zwischen ihnen also wieder alles gut. Das ist erfreulich.", murmelte er und ich stimmte ihm zu.

„Kenzo? Denkst du manchmal noch über Atayo nach?", fragte ich vorsichtig.

Auf dem Gesicht meines Bruders bildeten sich kleine Falten. Dann seufzte er und griff sich mit der Hand an die Stirn, wo seine Finger die kleinen Rillen nachfuhren. Dann räusperte er sich und sah mich an. „Ja, manchmal schon. Ich habe mein ganzes Leben unter ihm gelebt. Habe alles gemacht, was er wollte. Grade als Mutter nicht mehr war. Er war mein einziger Halt. Aber ich bin erwachsen und was er getan hat, war falsch, sehr falsch. Dennoch vermisse ich ihn als Bruder.", murmelte er und senkte den Blick. „Denkst du an ihn?", fragte er nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf. „Für mich waren immer schon Sanji und Maro wichtiger.", gestand ich und lächelte verlegen. Kenzo nickte verstehend. „Verständlich. Atayo muss für dich das größte Monster sein. Und ich ...", fing er an, aber ich unterbrach ihn. „Nein, du bist kein Monster. Ich habe gesehen, dass du ihm aus Angst und Treue, nicht aus Überzeugung gefolgt bist.", sagte ich und nahm seine Hand. Mein Bruder lächelte leicht und erwiderte: „Das freut mich zu hören, Risa."


In dem Moment flog die Haustür auf und wurde zurück ins Schloss geknallt. Überrascht sahen Kenzo und ich zur Wohnzimmertür und sahen, wie Sanji zur Treppe rannte. Kurz darauf folgte Ran. Er packte unseren Bruder an der Hüfte und drehte ihn zu sich. Sanji keuchte auf und versuchte sich gegen Rans Griff zu wehren, aber er kam nicht gegen ihn an. Er wimmerte und leise kam ein „Stopp" über seine Lippen. Ran im Gegensatz beugte sich zu ihm vor und küsste ihn sanft auf die Wange, was sofort dazu führt, dass Sanji sich nicht mehr wehrte, sondern es sogar zu ließ, dass Ran ihn auf die Lippen küsste. Dann wurde er küssender Weise von Ran nach oben gedrängt.

Kenzo drehte sich ungläubig zu mir um und stammelte: „Sehe ich Geister?" Ich lachte auf und zuckte mit den Schultern. „Irgendwas muss vorgefallen sein. Die Kollegen tuscheln auch schon.", erklärte ich.

Kenzo schüttelte verwirrt den Kopf und murrte dann: „Also hat Eric doch Bockmist geredet."

Ich zuckte nur mit den Schultern.

„So, ich will dich auch gar nicht weiter stören. Ich gehe jetzt duschen.", sagte ich und verließ das Wohnzimmer.

Schnell huschte ich an Sanjis Raum vorbei ins Bad. Dort zog ich meine Kleider aus und stellte mich unter das warme Wasser. Säuberte mich und huschte mit Handtuch über den Flur in mein Zimmer.

Dort zog ich mir mein Nachthemd an und schlüpfte ins Bett.


Geweckt wurde ich von dem Läuten unserer Haustürklingel. Okay, das war seltsam. Unsicher richtete ich mich auf und lauschte. Einer meiner Brüder ging die Treppe runter und durch den Eingangsbereich.

Ich stand auf und schlang den Morgenmantel um meine Schultern, um aus meinem Zimmer zu gehen.

Vorsichtig lugte ich über die Galerie nach unten. Kenzo stand an der Tür und war grade im Begriff diese zu öffnen. Maro schaute aus der Wohnzimmertür. In seiner Hand eine Tasse mit roter Flüssigkeit. Kurz sah er zu mir auf, dann wieder zur Tür, welche sich grade öffnete.

„Ähm. Hallo? Wie kann ich helfen?", fragte Kenzo. Dann hörte man eine männliche Stimme.

„Wir wollten zu Risa."

Kenneth?

Kenzo öffnete die Tür jetzt ganz und Vanessa und Kenneth betraten die Eingangshalle.

Maro prustete überrascht und verteilte kleine Spritzer auf dem Boden.

Sofort rannte ich die Treppe nach unten in die Küche, um ihm dann aufwischen zu helfen. Vanessa kniete sich ebenfalls hin.

„Nein, nein, alles gut. Lass ruhig.", sagte ich schnell und wischte schnell über den Boden. Doch sie sah die Flüssigkeit dennoch. „Was ist das?", fragte sie. Ich stammelte etwas herum, aber brachte kein vernünftiges Wort über die Lippen. „Smoothie", sagte eine Stimme von oben. Vanessa und ich sahen auf. Sanji kam die große Treppe nach unten. Hinter ihm Ran. Beide noch sehr zerstört. An Sanjis Hals auf seiner blassen Haut prangte ein Knutschfleck.

Vanessa nickte verstehend und stand wieder auf.

Ich atmete einmal kurz auf und nahm dann Maro die Tasse ab. Schnell huschte ich ihn die Küche und ließ alles verschwinden.

Was zum Teufel! Was taten sie hier? Sie konnten uns doch nicht einfach so überfallen.

Ich verließ die Küche wieder und traf auf die Gruppe im Wohnzimmer. Maro hatte sich mit Vanessa aufs Sofa gesetzt und Kenzo und Kenneth standen herum wie Falschgeld.

Sanft legte ich meine Arme um Kenneths Arm und sah zu ihm auf. Sofort schien es ihm nicht mehr ganz so unangenehm.

„Was macht ihr hier?", fragte ich und sah kurz zu Vanessa. Sie war auch diejenige, die antwortete. „Wir wollten dich besuchen und Kenneth musste unbedingt diese Bilder hier sehen. Er ist Kunststudent. Das könnte interessant für ihn sein.", erklärte sie. Ich nickte verstehend und sah zu Kenneth. Doch statt sich die Bilder anzusehen, sah er mich an.

„Maro, die Gabel ist ja immer noch in der Stirn der armen Frau dort oben.", sagte Vanessa und kicherte. Kenneth drehte sich um, um nach dem Befinden meiner wahrscheinlich Ururururururururururururur- Großmutter zu sehen. Sonst würde sie nicht so hoch hängen. Aber ich wusste es selbst nicht.

„Ich denke, sie wird auch noch eine Weile Kopfschmerzen haben müssen. Sowieso sagt man in unserer Familie, dass sie eine schreckliche Person war.", sagte Maro und jeder würde ihn für voll nehmen, wenn mich nicht wüsste, dass er grade flunkerte und versuchte einen Scherz zu machen. Vanessa war eine von den Personen, die ihm glaubten.

„Das sind alles Familienmitglieder?", fragte Kenneth leise. Ich nickte bestätigend. „Und du?", fragte er. Ich musste schmunzeln. „Mich gibt es noch nicht. Aber das dort drüben sind meine Eltern.", erklärte ich und zog ihn zu den beiden Bildern.

„Sanji ist eurem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Sogar die roten Augen.", sagte er erstaunt und beugte sich vor. Ich war kurz davor ihm zu sagen, wie ähnlich sie sich wahren und sogar ähnliche Fähigkeiten hatten, aber ich konnte noch im richtigen Moment die Klappe halten.

„Sie hatten beide eine Pigmentstörung. Bei Sanji ist sie extremer. Aber ich meine, sie haben beide die hellen Haare.", sagte ich und kicherte leicht. Kenneth nickte und murmelte: „Wie alt ist dein Vater auf dem Bild?" Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht 25, 30? Er ist nicht alt geworden.", erwiderte ich. Kenneth sah zu mir. „Das tut mir leid für dich.", sagte er leise und nahm mich in den Arm. Ich erwiderte die Umarmung und meinte: „Ist schon okay. Ich kannte ihn nicht. Er ist kurze Zeit vor meiner Geburt gestorben. Aber danke." Kenneth strich durch meine Haare. „Dennoch.", sagte er leise und drückte mich noch einmal.

„Du, ich kann eigentlich gar nicht so lange bleiben. Vanessa war nur bei mir und sie wollte zu dir, deswegen bin ich mitgekommen. Aber eigentlich habe ich noch echt viel zu tun. Ist es schlimm, wenn ich demnächst wieder gehe?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Es war schön, dass er hier war, aber je früher er ging, desto kleiner wurde die Gefahr, dass er etwas entdeckte.

Kenneth blieb noch eine Weile. Ich zeigte ihm mein Zimmer und den Garten. Sowie andere Teile des Hauses. Er schien von allem sehr beeindruckt und musste alles analysieren. Bis er dann nach Hause musste. 

Vamp Zone 《1》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt