69. Luft

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Sorin

„Ist ok.", sagte ich. Eric atmete erleichtert aus und machte sich dann weiter ans Werk. Zuletzt gab er Sanji eine Flüssigkeit zutrinken, welche sofort dafür sorgte, dass er einschlief.

Ran rutschte jetzt näher zu ihm und strich ihm sanft die Haare nach hinten. Nicht, dass sie in seinem Gesicht gewesen wären.

Seine Augen fingen an silbern zu schimmern, jedoch schloss er sie sofort und beugte sich vor. Sanft legte er seine Lippen an die Stirn des Weißhaarigen und löste sich dann wieder. Eric setzte sich auf einen der Stühle und beobachtete seinen Bruder. Sie alle waren so liebevoll miteinander. Aber Atayo passte da nicht hinein.

Leise klopfte es an der Tür. Kurz darauf öffnete sie sich. „Fertig?", fragte Atayo kühl, aber leise. Eric erwiderte: „Sein Brustkorb hat sehr starke Schäden genommen. Ich habe Angst, dass er im Schlaf anfängt eine Atemnot zu entwickeln. Ich würde gerne bei ihm bleiben wollen." Atayo nickte. Dann sah er zu Ran. „Du wirst hier nicht gebraucht.", sagte er kalt und ein Hauch Wut schwang in seiner Stimme mit. Ran sah zu Eric, aber dieser schüttelte nur leicht den Kopf. Also verließ er den Raum. Atayo schloss die Tür hinter sich und trat an das Bett, in welchem sein Bruder lag. „Wenn er so ruhig schläft, könnte man meinen er wäre ein Engel.", murmelte er. „Er ist ein Engel, Atayo. Sanji ist unglaublich. Du siehst, wie viel er erträgt. Er ist nicht euer Vater.", sagte Eric vorsichtig. Atayo schnaubte. „Er hat viel von ihm. Die Aussage, dass er nicht er ist, ist richtig. Jedoch ist er wie er.", erwiderte er. Er setzte sich auf die Bettkante und strich sanft über die Wange seines Bruders.

Dieser verzog sofort das Gesicht und wimmerte, als würde er Atayos Anwesenheit fühlen. Atayo verdrehte die Augen und zog die Hand zurück. „Ich versuche nur mein Bestes.", sagte er leise und betrachtete dabei seinen Bruder, welcher immer noch unruhig sich bewegte und ab und an wimmerte. Eric räusperte sich unsicher und erwiderte: „Durch deine Bestrafungen wirst du das nicht erreichen. Deine Geschwister würden dich auch ohne diese Brutalität akzeptieren und dir folgen. Wie meine mir." Atayo sah zu Eric auf. Leise sagte er: „Du gehst zu weit."

Damit stand er auf und verließ den Raum.

Eric stand auf und versuchte, Sanji wieder zu beruhigen. Was ihm sehr bald gelang.

Was hatte Atayo bloß gegen seine Geschwister. Grade dieser schien mir nicht als jemand, auf welchen man sauer sein musste. Was konnte so ein schönes Wesen tun, um jemanden so erbost werden zu lassen.

Eric räumte den Inhalt seiner Tasche, welchen er auf dem Tisch verteilt hatte, wieder in die Tasche. Dabei warf auch er mir immer wieder Blicke zu. Dann stand er auf und setzte sich auf den Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. „Woher kommst du?", fragte er plötzlich. Aus dem Nichts. „Ursprünglich Rumänien.", erwiderte ich leise. Eric sah zu mir auf und schien überrascht, dass ich geantwortet hatte „Transsilvanien?", fragte Eric weiter. Jedoch klang seine Stimme unsicher. Ich nickte bestätigend. „Seine Familie stammt auch von da.", sagte er und deutete auf Sanji.

Okay, was sollte ich mit dieser Information?

Eric lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen.

„Sie sehen fertig aus.", sagte ich leise. Er hob wieder den Kopf und sah mich überrascht an. „Du musst mich nicht siezen. Und ja, ich bin sehr fertig. Aber das ist schon okay.", erwiderte er.

Ich stand auf. „Willst du dich ausruhen? Er ist sehr bequem. Ich kann so lange auf Sanji achten.", bot ich an. Erics Augen weiteten sich und kurz sah er mich schweigend an. Dann schmunzelte er. „Ich habe mich eigentlich hier hingesetzt, um wach zu bleiben, aber okay.", erwiderte er. Er stand auf und begab sich in den Sessel.

Schon sehr bald war sein Kopf zur Seite gekippt und er schlief. Sanft legte ich eine Decke über seinen Körper und setzte mich wieder auf den Stuhl, auf dem ich saß. Dann ging mein Blick wieder auf den schmalen Körper in dem Bett. Sanjis Haut schimmerte in dem Mondlicht, welches durch das Fenster fiel. Die Decke war etwas nach unten gerutscht und zeigte seine rechte Brust. Ab und an zuckten seine Muskeln dort. Ebenso wie an seinem Oberarm. Oder er kniff die Augen zusammen. Manchmal pfiff seine Lunge leise und manchmal gab er ein schmerzverzerrtes Keuchen von sich.

Ich stand wieder auf und öffnete das Fenster. Frische Luft würde ihm schon nicht schaden und so kalt war es auch nicht. Zur Sicherheit zog ich jedoch die Decke wieder etwas höher.

Plötzlich packte seine Hand meinen Arm. Erschrocken sah ich auf und blickte in seine rot-braunen Augen. Sein Blick flackerte und er fing an nach Luft zu ringen. Er versuchte sich aufzusetzen und sofort half ich ihm. Stützend setzte ich mich hinter hin und ließ ihn sich gegen meine Schulter lehnen. Er hustete und schnappte dann wieder nach Luft.

„Ruhig.", sagte ich leise. „Du musst dich beruhigen.", fügte ich unsicher hinzu. Doch er schien es nicht zu können. Seine Hand suchte verzweifelt nach Halt und fand sie in meiner. Immer kurzatmiger rang er nach Luft. Ich drehte mich zur Seite, sodass sein Rücken jetzt nicht mehr an meiner Schulter lehnte, sondern auf meiner Brust lag. Sanft legte ich einen Arm, um seinen Bauch, um hektisch tiefe Atemzüge zu vermindern und vermied Druck. Mit der anderen Hand zog ich seinen Kopf zurück und überstreckte ihn leicht. Sofort tastete seine Hand wieder nach meiner. Jedoch diesmal nach der an seinem Hals. Es musste ihm Angst machen, meine Hand an seinem Hals zu fühlen. Doch ich hörte, wie er wieder tiefer Luft holte.

Nur im Augenwinkel bekam ich mit, wie Eric wach wurde. "Was tust du?", fragte er panisch und stand schnell auf. Wohl, um Sanji zu helfen. "Er hat keine Luft bekommen.", erklärte ich meine Handlung stumpf.

Sanjis Hand schloss sich fester um meine und das erste Mal holte er tief Luft. Auch die nächsten Atemzüge wurden immer normaler. Ab und zu rasselte sein Atem noch, aber an sich atmete er wieder regelmäßig. Ich ließ seinen Kopf los und er sackte erschöpft in meine Halsbeuge. Eric räusperte sich und murmelte: „Das hast du gut gemacht. Danke." Ich sah zu ihm. „Ich habe nur geistesgegenwärtig gehandelt.", erklärte ich. „Aber es hat ihm geholfen. Und es tut mir leid, dass ich kurz dachte, du seist der Grund, warum er nach Luft ringt.", sagte er leise. „Schon ok. Sah bestimmt auch sehr danach aus.", erwiderte ich.

Vamp Zone 《1》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt