19. Menschen, als interessantes Wesen

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Risa

Kaputt ließ ich mich ins Bett fallen.

Ich hatte meine Brüder nicht mehr getroffen, sie waren wohl schon im Bett.

Aber vielleicht war das auch gut so. Denn in den letzten Tagen ist einfach zu viel passiert und Jon hat mir so viel gezeigt, was mich so beeindruckt hat. Und das sollte diese schreckliche neue Welt sein, vor der mich alle schützen wollten?

Jon hatte mir allein heute so den Kopf verdreht. Ich meine, diese Höllenmaschine. Wann ist das bitte passiert? Ich bin einfach sehr veraltet in meinem Denken und das durfte so nicht sein.

Aber allein Jon. Er ist so modern. Er weiß das alles und ich meine es ernst, wenn ich sagte, dass ich will, dass er mir alles zeigt. Ich will ihn besser kennenlernen. Einfach mehr erfahren.

Ach so, und diese Menschen. Gott, wie sie mich interessieren.

Ich wusste seinen Namen nicht, aber allein sein Auftreten hat mich so verzaubert.

Seine Augen haben mich in einen Bann gezogen. Irgendwie hatten sie was Besonderes. Ein Schalter hatte sich da in meinem Kopf umgelegt. Er hat mein Interesse geweckt.

Sein Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf und ich ließ wieder meinen Blick über sein perfektes Gesicht gleiten.

Plötzlich machte mein Herz einen kleinen Satz und ich hatte das Gefühl zu schweben.

Schockiert richtete ich mich auf und starrte zu meiner Tür.

Was war verdammt noch mal mit mir los?

Irgendwie stellte sich grade alles bei mir auf den Kopf. So mein kompletter Alltag war nicht mehr existent.

Ich fuhr zusammen, als es plötzlich an meiner Tür klopfte.

Kenzo stand im Türrahmen, ohne, dass ich ihn hineingebeten hatte.

Leicht schmunzelnd sah er mich an und fragte: „Na, wie waren deine Tage?" Ich verdrehte die Augen und lehnte mich im Bett zurück.

Mein ältester Bruder blieb weiterhin in der Tür stehen, obwohl ich ihm offensichtlich nicht antworten werde und sah mich an.

Dann sagte er: „Es tut mir leid, wie du aufgewachsen bist. Atayo hätte nicht so mit dir umgehen dürfen. Aber du kannst stolz auf dich sein. Du hast ihn überlebt."

Was war denn jetzt los?

„Kenzo? Hast du einen Blutrausch? Wir alle wissen, dass Atayo nicht so mit uns hätte umgehen dürfen. Wir waren doch auch füreinander da. Natürlich haben wir es überlebt.", erwiderte ich.

Jetzt schaltete sich auch Maro ein, der es wohl mitgehört haben musste, als er vorbeikam. „Du hättest ja die Aufgabe gehabt, Atayo zur Vernunft zu bringen. Ich mein, du bist der älteste und der Einzige, der seiner ewigen Aussage „Ihr wisst nicht, wie unsere Eltern waren" entgegen hätte halten können.", merkte er an.

Kenzo drehte sich zu ihm und murrte bedrückt: „Ich habe doch grade gesagt, dass es mir leidtut. Ich war einfach ein zu großer Schisser."

Maro nickte überlegend.

Kenzo ergriff aber die Flucht.

„Was ist mit Kenzo?", fragte ich. Maro zuckte mit den Schultern und antwortete: „Vielleicht hat er Angst. Oder er muss sich aus irgendeinem Grund bei dir einschleimen." Verwirrt sah ich ihn an. „Aber ich tue doch auch so alles, was ihr von mir wollt.", stellte ich fest. Maro seufzte: „Er wird schon seine Gründe haben, Risa. Gute Nacht"

Damit verschwand auch er.

Ich jedoch schlich nochmal nach unten und holte mir mein Abendessen.

Danach legte ich mich wirklich ins Bett und schlief ein. Aber vielleicht wäre ich gar nicht schlafen gegangen, wenn ich gewusst hätte, wie meine Nacht aussehen wird.

Ich öffnete in einer komplett schwarzen Umgebung die Augen. Es war eiskalt und ich fing an zu frieren, was ein komplett neues Gefühl war.

Langsam richtete ich mich auf und taumelte auf meine Füße.

Sobald ich stand, legte sich ein roter Schleier über meine Sicht. Woran ich das merkte? Das Schwarz wich und ich erkannte einen Keller.

Ich schaute mich um und erkannte hinter mir eine Treppe, welche hoch zu einer weißen Tür führte. Unter der Treppe waren Boxen gelagert und neben mir stand ein Regal mit Gläsern. Deren Inhalt konnte ich jedoch nicht erkennen.

Langsam ging ich auf die Tür zu, welche direkt vor mir lag. Sie war komplett aus Metall und besaß einen großen Riegel.

Plötzlich wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich schrie auf und versuchte mich irgendwo zu halten, aber meine Hände griffen nur ins Leere. Panisch griff ich trotzdem weiter um mich. Doch ich würde nichts zupacken bekommen. Meine Sicht wurde mit jeder Sekunde schlechter, bis es wieder schwarz war.

Kurz darauf schlug ich auf dem Boden auf.

Ihr wisst doch, dass man sagt, dass Träume einen nicht verletzten, können, oder?

Bullshit. Der Aufprall presste mir die letzte Luft aus dem Brustkorb und ließ alle meine Knochen bersten.

Ein spitzer Schrei verließ meine Lippen. Tränen flossen über meine Wangen und ich fühlte, wie Blut meinen Körper entlang tropfte.

Irgendwann klang ein leises Wimmern durch meine Schmerzensschreie und ich bemühte mich leiser zu sein, um es besser hören zu können.

Es war ganz klar eine männliche Stimme. Sie klang gequält und gepresst, als wäre die Person geknebelt. Immer wieder wurde das Wimmern durch einen erstickten Schrei unterbrochen und ab und zu gesellte sich auch ein Schluchzen dazu.

Meine Sicht wurde wieder etwas heller, jedoch sah ich immer noch verschwommen und in diesem roten Schleier. Dazu kamen die Schmerzen in meinem Oberkörper, die es verhinderten, dass ich mich auf das Geschehen vor mir konzentrieren konnte.

Ich sah nur schemenhaft eine Liege mit einer Person. Vor der Liege stand eine weitere Person. Was genau passierte, konnte ich mir nur denken.

Ächzend versuchte ich aufzustehen, um zu helfen, aber meine Beine gehorchten mir nicht. Egal, wie sehr ich es versuchte. Meine Knochen brachen zuletzt sogar einfach unter mir weg.

Vamp Zone 《1》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt