57. The last dream

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Risa

Dumpf fiel ich auf den Steinboden. Sofort nahm ich die Person wahr, welche über mir stand. Doch nicht zu mir gerichtete. Durch die Beine des Mannes erkannte ich den Jungen.

Mir stockte der Atem.

„Nein, bitte. Ich ... kommen sie mir nicht zu nah. Ich will ihnen nicht weh tun. Bitte.", wimmerte Jon und drückte sich gegen die Wand hinter sich. Seine Hand mit der Kette um sein Handgelenk war vor seinem Gesicht, aber ich erkannte seine Stimme, sein Gesicht, seinen Körper.

Er war mager und seine Augen hatten einen leichten weiß stich. Jon war kurz vor dem Verhungern.

„Beruhig dich. Warum solltest du mir weh tun?", fragte der Mann mit ruhiger Stimme und ging weiter auf Jon zu.

Er zitterte und rief panisch: „Bitte. Bleiben Sie weg. Ich kann mich nicht mehr kontrollieren." Seine Stimme wurde leise bei dem letzten Satz und ich sah, wie angestrengt er gegen das Verlangen kämpfte.

„Oh, du hast etwa doch Hunger?", fragte der Mann provozierend. Jon wimmerte verzweifelt und nickte.

„Hier!", sagte der Mann und warf ihm ein Brot vor die Füße. Jon sah auf das Stück hinab und seine Kehle verließ erneut ein wehleidiger Ton.

„Iss, wenn du Hunger hast.", knurrte der Mann und verschränkte die Arme.

Jon löste seine Hand von seinem Gesicht und griff nach dem Stück. Die Ketten an seinen Handgelenken rasselten. Mit zitternden Fingern löste er kleine Brocken davon und schob sie sich zwischen die Lippen. Die Sehnen an seinem Hals traten hervor und ich sah, wie schwer er es hatte zu schlucken.

Schon nach weiteren drei Krumen krümmte er sich zusammen und würgte.

Aber es kam nur Magensäure und später Blut hoch und klatschte auf den Boden.

Der Mann lachte auf und meinte: „Erbärmlich. Wie konntet ihr überleben?"

Jon würgte immer noch und immer mehr Blut quoll zwischen seinen Lippen hervor. Panisch griff er sich an den Hals und sah flehend zu dem Mann auf, während er immer weiter auf den Boden sackte.

Doch dieser schenkte dem keine Beachtung.

„Bitte, helfen sie mir. Bitte!", flehte Jon keuchend und griff schwach nach dem Hosenbein des Mannes. Dieser hockte sich zu ihm runter und hob Jons Kopf an. „Was soll ich tun? Ich habe, dass was du verlangst nicht. Ich werde nicht so einen widerlichen Parasiten wie dich an meine Adern lassen. Ich kann dich nur erlösen. Doch das hättest du nicht verdient.", sagte er leise und gehässig. Jon wimmerte und seine Hände tasteten nach dem Arm des Mannes. „Bitte.", keuchte er wieder. Doch der Mann stieß ihn nur zurück und verließ den Raum. Die Gittertür schlug zu und ein Schlüssel rasselte.

Ich sah weiter auf Jon. Seine Haut war übersät mit Schnitten und Einstichen. Teilweise klebten Mullbinden auf seinem Oberkörper. Sein Körper sah zerfallen aus. Sein Gesicht eingefallen. Seine Finger knochig.

Wieder würgte er und spukte Blut. Sein Atem wurde schwerer und er legte den Kopf auf dem Boden ab. Seine Augen wurden wieder hellblau und sein Blick ging durch den Raum.

Er konnte mich nicht sehen, da war ich mir sicher, aber sein Blick blieb an meinem hängen.

„Risa, es tut mir leid, dass ich so schwach bin. Ich liebe dich.", murmelte er. Blut tropfte aus seinem Mund und ruckartig krampfte er zusammen. Er schrie auf und warf den Kopf in den Nacken. Das ging eine ganze Weile, bis er zusammensackte und sich nicht mehr regte.

Mit einem Schrei schreckte ich auf. Mir liefen Tränen über die Wangen und ich hatte wieder dieses Verlangen in Jons Nähe zu sein. Panisch tastete ich nach ihm. Aber ich war allein. Er war nicht hier. Aber meine Hände wühlten immer noch zitternd durch die Decke neben mir. Ich schluchzte laut auf und schrie seinen Namen. Aber er war nicht da.

Ich nahm nur schwach wahr, dass sich meine Tür öffnete und starke Arme sich um mich schlossen. Aber es war nicht Jon. Schluchzend wimmerte ich seinen Namen und wehrte mich schwach gegen die Arme um meinen Körper. „Jon!", schrie ich wieder.

„Schh, er ist nicht hier.", murmelte eine dunkle Stimme. „Du hast nur schlecht geträumt. Es ist alles gut.", sagte eine andere. Ich fühlte eine Hand auf meinem Kopf.

Immer mehr Tränen flossen über meine Wange und meine Hände griffen noch immer zitternd in das Laken. „Jon", schluchzte ich. Zwei Hände schlossen sich um mein Gesicht und hoben es an. „Scheiße.", fluchte jemand. „Kenzo!", schrie eine männliche Stimme.

„Jon.", wimmerte ich wieder und die starken Arme schlossen sich fester um mich.

Sanji

Nur eine halbe Stunde später kam er mit Eric zurück. Dieser hatte auch Ran im Schlepptau, welcher sofort zu mir kam. Sanft nahm er mich in den Arm und küsste meine Schläfe. „Das wird schon.", murmelte er.

Eric forderte Maro auf, aufzustehen und setzte sich dann selbst neben Risa. Sanft strich er ihr Haar zurück und drehte dann ihren Kopf zu sich. „Sie sieht nichts.", stellte er fest. Dann griff er in seine Tasche, welche neben ihm auf dem Boden stand, und holte eine Flasche zum Vorschein, mit samt eines Bechers. Er deutete Ran etwas davon umzufüllen, was er sofort tat. Den vollen Becher legte Eric an Risas Lippen und ließ sie kleine Schlucke trinken. Ihre Augen verloren etwas an Farbe, aber strahlten noch immer übernatürlich.

„Was ist passiert?", fragte Eric in die Runde. Maro räusperte sich und erzählte: „Ich habe sie schreien gehört. Sie hat angefangen nach Jon zu schreien und hat ihr Bett abgetastet. Ich schätze jetzt mal nach ihm. Sie hat sich gegen meine Berührungen gewehrt."

Eric sah besorgt zu Risa, die immer noch wimmerte und jetzt auch wieder Jons Namen wimmerte. Sie wirkte abwesend, aber sie beruhigte sich langsam und die Farbe ihrer Augen nahm auch immer weiter ab. Im Gegensatz zu ihren Tränen.

Plötzlich verstummte sie aber und stand auf. Eric beobachtete sie skeptisch und hielt Maro davon ab, sie festzuhalten. Meine Schwester atmete tiefer ein und steuerte dann offensichtlich wirklich blind auf meinen Freund zu. Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Überfordert sah er erst zu mir und dann zu seinem Bruder. Eric sagte leise: „Umarme sie. Das ist Jons Shirt, oder?" Ran nickte und legte zögerlich die Arme um meine Schwester. Risa hörte sofort auf zu wimmern und schloss die Augen. Ich sah zu Ran. Er hatte den Blick auf meine Schwester gesenkt und erst jetzt sah ich, wie müde und fertig er aussah. „Tut mir leid, dass wir euch aus dem Bett geholt haben.", sagte ich leise. Eric schüttelte den Kopf. „Habt ihr nicht. Wir waren wach.", sagte er und sah weiter auf meine Schwester. „Wieso?", fragte ich. Ran sah jetzt auf. „Jon ist nicht nach Hause gekommen.", murmelte er. „Und? Ist das nicht normal?", fragte Kenzo lachend. Eric sah ihn ernst an und er verstummte sofort. „Nein, er sagt uns immer, wohin er geht. Aber er antwortete nicht mal auf Nachrichten.", sagte Ran und sein Blick senkte sich wieder auf Risa. Ich sah seinen Schmerz und seine Sorge. Jon stand ihm am nächsten von seinen Brüdern. Er liebte ihn wie ich Risa liebte und ich wäre krank vor Sorge, wenn ich nur für ein paar Stunden nicht wüsste, wo sie ist.

Plötzlich sackte Risa in Rans Armen zusammen. Er schaffte es noch sie rechtzeitig zu halten und zurück in ihr Bett zu legen. Eric fing sofort an, sie zu versorgen.

„Ihre Verwandlung hat sich aufgestaut. Sie sollte in ein paar Tagen durch sein. Aber es wirklich nicht leicht sein.", sagte er leise, ohne uns anzusehen.

Vamp Zone 《1》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt