68. Monster

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Risa

Ich hatte mir sicher mehrere Rippen gebrochen und meine Kopfhaut pulsierte vom ganzen Zerren an meinen Haaren. Mein Bruder hatte diesen seltsamen Typen zu mir ins Wohnzimmer gestellt. Er sah nicht aus, als könnte er viel anrichten.

Die Tür zum Wohnzimmer sprang auf und Atayo stieß Sanji hinein. Er stolperte schwach und schaffte es grade so sich am Sofa abzustützen. Sofort ging ich zu ihm und half ihm auf. Sein Shirt war blutbefleckt und als er den Kopf hob, wusste ich woher. Auch Maro folgte Atayo ins Wohnzimmer.

„Wo ist sie?", verlangte er zu wissen. Ich setzte Sanji vorsichtig aufs Sofa und er lehnte seinen Kopf an meine Hüfte. Er sah sehr übel aus. „Du hast ja immer noch nicht losgelassen.", sagte Atayo und verschränkte die Arme. „Wenn du nicht bald aufhörst, wirst du sie eigenhändig töten.", sagte er lachend. Maro schnaubte wütend, aber mehr konnte er nicht tun. „Ich habe getan, was du wolltest. Wo hast du sie hingebracht.", verlangte er zu wissen. Atayo sah zu dem Fremden. „Sorin kümmert sich um sie. Sehr liebevoll.", sagte er und zwinkerte ihm zu. Maro ballte die Hand zur Faust und sah den Fremden finster an. Dieser senkte den Kopf und ich sah seitlich, wie sich sein Brustkorb hektisch und panisch hob und senkte. Er hatte Angst?

„Wenn einer von euch beiden seine dreckigen Finger an sie legt ...", fing Maro an, aber Atayo brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. „Was dann? Du hast schon Sorins Fähigkeit zu spüren bekommen. Ich denke, deine wird dir nicht helfen.", sagte Atayo.

„Ach so. Ich habe gesehen da waren Kisten und Tasche.", sagte er und sah uns abwartend an. „Wir sind eigentlich grade dabei umzuziehen.", erwiderte Maro und sah ihn finster an. „Wer hat euch das erlaubt?", fragte Atayo. „Wir.", knurrte Maro.

„Wo ist Ran?", fragte Sanji leise, mit rauer Stimme. Es war wohl nur an mich gerichtet, aber auch Atayo hatte es gehört. „Stimmt, wo ist dieses Arschloch.", sagte er und sah sich suchend um. Doch Ran war nirgends zu sehen. In diesem Moment flog aber abermals die Haustür auf und jemand stürmte durch den Flur. Die Wohnzimmertür donnerte ebenfalls gegen die Wand und Eric stand im Rahmen. Hinter ihm Ran und Moe. Als Ran Sanji entdeckte, lief er auf ihm zu. Atayo rief den Namen des Fremden und sofort brach Ran schreiend zusammen. „Atayo!", rief Eric. „Was du mit deinen Geschwistern machst, sollte mir egal sein, was es auch nicht ist, aber lass deine Finger von meinen.", knurrte er und ein tiefes Grollen begleitete seine Forderung. Man hörte Eric selten brüllen und das schien auch Atayo zu erschrecken. Denn er folgte sofort. Ran sackte auf dem Boden zusammen und atmete tief durch. Sanji stemmte sich hoch und kroch die paar Meter zu seinem Freund. Dieser schlang sofort die Arme schützend um ihn und schirmte ihn vor Atayo ab.

„Was machst du hier? Deine Geschwister haben sich so gut geschlagen und jetzt machst du alles zunichte.", warf Eric meinem Bruder vor. Atayo ging auf ihn zu. Langsam und bedrohlich. „Meine Geschwister gehen nur mich etwas an. Du hast es dir verspielt. Du hast zugelassen, dass Jon meine Schwester befleckt hat. Meine einzige Schwester.", knurrte er. Eric blieb weiter aufrecht und erwiderte: „Mein Bruder liebt Risa. Wenn er hier wäre, würde er für seine Fehler grade stehen und auch wenn die beiden das schon unter sich geklärt haben. Sie lieben sich. Er hat sie nicht befleckt. Sie gehören zusammen." „Aha und wo ist er dann?", fragte mein Bruder. „Ran hat dir doch schon gesagt, dass er entführt wurde.", antwortete ich. Atayo fuhr zu mir herum. „Schweig.", befahl er und drehte sich wieder zu Eric. „Risa hat es gesehen. Sie hat seinen Tod gesehen und wir versuchen alle das zu verhindern.", erklärte Eric ruhig. „Ein Mensch?", fragte Atayo. Eric nickte bestätigend. „Dann hat er es nicht verdient, gerettet zu werden. Wer so schwach ist.", sagte Atayo und drehte Eric den Rücken. „Ich habe deine Geschwister oft gerettet, weil sie zu schwach waren, um es allein zu schaffen. Ich habe Risa durch ihre Verwandlung gebracht, an der sie in anderen Fällen Schäden genommen hatte oder vielleicht sogar gestorben wäre. Wenn deine Geschwister krank waren, war ich da. Ich war da, wenn es Risa nicht gut ging. Wenn du es bei Sanji übertrieben hast. Wenn es dir nicht gut ging. Ich war immer da und du willst mir nicht helfen, meinen Bruder vor dem Tod zu bewahren?", fragte Eric mit sicherer Stimme. Atayos Augen wurden eisblau. „Du wagst es, von mir etwas zu verlangen?", fragte er mit gefährlich ruhiger Stimme. „Ja, das wage ich. Nach diesen Jahren, in denen du Jon blutig geschlagen hast und dich jetzt auch noch an Ran vergreifst, erlaube ich es mir, dich einmal um Hilfe zu bitten. Unsere Väter haben sich ebenso geholfen.", erwiderte Eric. Atayo sah ihn an, doch Eric schien das nicht einzuschüchtern. „Gut. Aber es ist das einzige Mal.", bestimmte Atayo. Eric nickte verstehend. Dann sah er zu Ran, welcher immer noch Sanji im Arm hielt. „Darf ich ihn versorgen?", fragte Eric vorsichtig. Wohl aus Angst Atayo würde Sanji noch mehr Schaden zu fügen. Atayo nickte und erwiderte: „Sorin wird dir auf die Hände schauen. Nur das nötige. Und jetzt lasst mich alle in Ruhe." Damit stürmte er aus dem Wohnzimmer die Treppe hinauf, wohl in seinen eigenen Raum.

Sorin

Ich folgte den Mann als er den weißhaarigen auf den Armen nach oben trug. Der andere folgte ebenfalls. Wir betraten einen Raum. Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Sessel und ein Kleiderschrank. Mehr nicht. Sanft legte der wohl älteste den Zerbrechlichen auf der Matratze ab. Der andere setzte sich ans Fußende. Sie schwiegen und schienen Angst zu haben. Der dunkelhaarige warf mir immer wieder verstohlen Blicke zu.

„Sanji?", fragte der Große leise. Aber er bekam keine wirkliche Antwort. Nur ein leichtes Keuchen kam über die schmalen, schönen Lippen des jungen Mannes. Seine Nase war eindeutig gebrochen und seine linke Augenbraue schmückte eine kleine Platzwunde. Eben sie wie seine Unterlippe. Doch auch mit diesen Verletzungen sah man die Schönheit dieses Mannes. Ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen. Er war einzigartig. Allein seine Haare zogen immer wieder meinen Blick auf sich. Ob er ein Albino war? Gab es noch andere Krankheiten, die sowas hervorriefen? War es überhaupt eine Krankheit?

Der älteste fing an, den Schönling zu entkleiden. Unter seinem Shirt kamen Prellungen zum Vorschein. Durch seinen abgemagerten Körperbau konnte man auch ohne ihn abzutasten die Delle in seinem Brustkorb feststellen. „Ran, meine Tasche steht noch unten.", sagte der älteste und sein Bruder huschte sofort aus dem Zimmer.

Sanft fuhr er über den Körper des Verletzten und schien weiter nach Verletzungen zu suchen. „Sanji, tut es beim Atmen weh?", fragte er leise. Er öffnete leicht die Augen und nickte. Wie zur Bestätigung gab seine Lunge ein kleines Pfeifen von sich. Sanji. Der Name klang niedlich.

Sobald Ran wieder den Raum betrat, machte sich der Älteste ans Werk und versuchte Sanjis Schmerzen zu lindern. Irgendwann drehte er sich zu mir um und fragte: „Sein Gesicht hat keine bedrohlichen Schäden, darf ich mich dennoch darum kümmern?" Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er sollte nicht so mit mir reden.

„Eric, warum fragst du ihn. Atayo ist nicht da. Wenn du Sanjis Nase, so lässt, dann ...", fing der jüngere an, doch sein Bruder brachte ihn zum Schweigen. Er sah mich weiter abwartend an.

Vamp Zone 《1》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt