33. Victors Geheimnis

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Risa

Ich betrat mit Vanessa zusammen die Bar. Wir hatten die Spätschicht übernommen. Ich, weil Sanji die Frühschicht hatte und Vanessa, weil sie mit mir arbeiten wollte. Wir schlängelten uns nach hinten an der Bar vorbei. Ran und Sanji standen wieder sehr distanziert, jedoch versuchte Ran das immer wieder etwas zu ändern, was Sanji aber sofort wieder unterband.

Whatever.

Als wir im Umkleideraum waren und unsere Jacken aufgehängt hatten, kam auch Kenneth durch die Tür. Als er mich sah, lächelte er mir sofort zu und kam zu uns. Vanessa grinste ihn frech an und kommentierte sein Auftauchen mit: „Nah, von den Toten erwacht?" Kenneth nahm sie kurz in den Arm und nickte amüsiert. Dann zog er mich ebenfalls kurz an sich. Ich musste schlucken als mir wieder sein Geruch in die Nase stieg und sofort war ich wie benebelt.

Über seine Schulter sah ich, wie Jon den Raum betrat. Auch er hatte Frühschicht gehabt. Das erste Mal, dass wir unsere Schichten nicht gleich hatten.

Sein Blick war schmerzhaft als er mich sah. Seine Augen wurden kurz weiß-blau, dann senkte er schnell den Blick und ging an seinen Platz.

Ich hatte alles zerstört. Wegen meiner Neugier und Dummheit hatte ich meinen besten Freund verloren.

„Alles okay?", fragte Kenneth und sah sich um, um meinem Blick zu folgen. „Ist was mit Jon?", fragte Vanessa. Ich schluckte und schüttelte schnell den Kopf: „Nein, nein. Alles gut." Kenneth strich mir durchs Haar. „Hat er dir weh getan?", fragte er besorgt und er klang, als könnte er sich das ernsthaft vorstellen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich ihm.", hauchte ich und merkte, wie mir die Tränen aufstiegen. Sofort schlangen sich Vanessas Arme um mich und sie drückte mein Gesicht in ihre Halsbeuge. Kenneth Hand legte sich an meinen Rücken und fing an, hilflos darüberzustreichen.

„Was ist passiert?", fragte Vanessa leise. Ich schüttelte nur stumm den Kopf. Ich wollte nicht reden. Nicht hier.

Kenneth schien das merken und zog mich weg von Vanessa. Sanft brachte er mich auf den Flur und von da durch die Hintertür auf einen kleinen Hof. „Was ist los.", fragte er. Vanessa trat jetzt auch durch die Tür und stellte sich neben mich.

„Wir haben uns geküsst.", stammelte ich und räusperte mich nervös. Kenneth sah mich ernst an und wartete, bis ich weiterredete. „Aber ich fühle nicht wie er.", murmelte ich und mir lief jetzt die erste Träne über die Wange. Vanessa wischte sie sofort weg. „Das ist okay. Liebe wird ganz selten erwidert. Er soll sich nicht so anstellen.", sagte sie ernst. Ich knackte meine Finger und murmelte: „Ich habe ihn wieder geküsst und ihm dann einen Zettel hingelegt und bin gegangen als er geschlafen hat." Kenneth fing an zu lachen und selbst als Vanessa ihn schlug, bekam er sich nicht mehr ein. Also ignorierte sie ihn und nahm meine Hände in ihre, damit ich sie nicht weiter verbog. „Das war nicht korrekt von dir, aber du wirst deine Gründe gehabt haben. Er ist dir wichtig, oder nicht? Manchmal, da handelt man nach dem Gefühl und nicht nach dem Verstand. Das ist okay. Wenn er sich beruhigt hat, könnt ihr darüber reden und lacht in 10 Jahren darüber.", erklärte sie. Ich nickte langsam. Kenneth grinste immer noch, aber man sah, wie er sich bemühte.

„Und du hörst auf, über die Gefühle einer Frau zu lachen!", rief Vanessa erbost und schlug ihm wieder auf die Brust. Kenneth schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nein. Ich lachte über Jon. Es tut mir leid.", sagte er abwehrend. „Warum über ihn?", fragte Vanessa. Kenneth zuckte mit den Schultern und erklärte: „Er hat mir noch gedroht, die Finger von Risa zu lassen und jetzt hat er sich selbst verbrannt."

„Aha, hier steckt ihr also!", schimpfte Taro. „Eure Schicht hat längst angefangen. Husch!", befahl er und wir folgten.

Nach unserer Schicht fragte Kenneth: „Willst du mit zu mir kommen? Wir haben uns jetzt lange nicht mehr gesehen und meine Mutter würde sich auch freuen dich wiederzusehen." Ich nickte langsam und sah zu Vanessa, doch sie wank schnell ab. „Nein, nein. Ich muss nach Hause. Sonst zerlegen meine Eltern noch unser Haus.", erklärte sie.

Also fuhr ich mit Kenneth zu ihm nach Hause.

Es war alles still und Kenneth schien das ungewöhnlich zu finden. Denn er rief: „Hallo? Keiner da?" Er ließ seinen Blick kurz schweifen. Dann riss er eine Knoblauchknolle vom Jackenhaken und verdrehte genervt die Augen. „Seltsam, die Schuhe und Jacken sind weg.", murmelte er. Dann öffnete er eine Tür, welche zu einer Treppe nach untern führte. Er ging die Stufen runter und ich folgte ihm unsicher.

Unten öffnete er eine weitere Tür und legte die Knoblauchknolle in ein Regal, in welchem Bücher noch und nöcher standen. Inmitten des Raumes stand ein großer Schreibtisch und auf der anderen Seite standen Vorratsregale mit Gläsern mit Wasser und Knoblauchknollen ohne Ende.

„Was zum Teufel?", fragte ich. Kenneth drehte sich zu mir. „Oh, ähm ja. Das ist das Hobby meines Stiefvaters.", erklärte er. Ich sah ihn fragend an. „Und das wäre? Knoblauchzucht?", fragte ich. Kenneth lachte und erwiderte: „Ja, könnte man glauben. Nein, er nennt sich einen Vampirjäger."

Bitte was?

„Mit Knoblauch?", fragte ich skeptisch. Kenneth zuckte mit den Schultern. „Offensichtlich. Er glaubt, er kann uns damit schützen, deswegen hing sie oben am Jackenhaken. Er glaubt, dann könnte kein Vampir durch den Flur gehen.", erkläre er. „Man sollte ihm sagen, dass Knoblauch nichts gegen Vampire bringt.", murmelte ich. „Mh? Hast du was gesagt?", fragte Kenneth. Ich stammelte schnell: „Ich meinte nur, dass ich bezweifle, dass Knoblauch gegen Vampire hilft." Kenneth nickte und sah sich weiter um. „Ja, da gebe ich dir recht. Wobei ich nicht mal glaube, dass es sie gibt."

Wo war ich hier bitte reingeraten? Das konnte ziemlich gefährlich werden, wenn er wirklich schon irgendetwas über uns wusste.

„Aber bitte sei nicht zu abgeschreckt. Er ist seltsam, ja, aber meine Mutter liebt ihn nun mal. Ich sollte dir vielleicht sagen, dass er verrückt nach Leichen ist und ständig der Polizei auf den Sack geht. Jeden Besuch möchte er testen. Lässt dich Knoblauch essen oder deine Hand in Weihwasser tauchen.", sagte Kenneth und war dabei den Raum wieder zu verlassen. Ich nickte nur verstehend und folgte ihm wieder nach oben. Dort ging er in die Küche und fragte: „Hast du Hunger?" Ich schüttelte schnell den Kopf. „Ich habe vor der Schicht schon viel zu viel gegessen.", log ich schnell und setzte mich auf einen der Stühle. Kenneth nickte verstehend und machte sich selbst etwas zu essen. Mir stellte er irgendwann ein Glas Wasser hin. Das sollte eigentlich in Ordnung sein. Also nahm ich einen kleinen Schluck.

Irgendwann verließ Kenneth kurz die Küche mit den Worten: „Ich habe noch was für dich."

Kurz darauf kam er mit einem kleinen Paket zurück. „Ein kleines Geschenk. Ich dachte, du könntest es brauchen.", erklärte er. Ich nahm es vorsichtig in die Hand und fing an, das Papier zu lösen. Darunter kam eine schwarze Schachtel zum Vorschein. Ich sah zu Kenneth auf, der mich gespannt ansah, während er sich grade das Essen auftat.

Langsam öffnete ich die Schachtel und mir blitzte Glas entgegen. Verwundert legte ich den Kopf schief und nahm es aus der Schachtel. Verdammt, ich hatte das Wort vergessen. Vanessa hatte mir sowas mal unter die Nase gehalten. Hilfesuchend sah ich wieder auf und sah, wie Kenneth schmunzelte.

Er kam mit dem Teller zu mir und setzte sich mir gegenüber. „Ein Handy, dann können wir immer in Kontakt bleiben. Ich habe es schon für dich eingerichtete und mich um Vertrag und ähnliches gekümmert. Ich fand nur die Zeit ohne dich unerträglich und ich hätte liebend gern mit dir geschrieben oder telefoniert.", erklärte er. Ich schluckte fest und sah ihn überwältigt an. „Aber ist das nicht teuer?", stammelte ich. „Für dich ist mir nichts zu teuer.", erwiderte er und nahm meine Hand.

Kurz blitzen die Gesichter der Frauen auf. Hatte er das auch für sie gemacht? Sagte er sowas auch zu ihnen?

„Die Frauen. Aus der Bar ...", fing ich an. Kenneth sah beschämt zur Seite. „Es tut mir leid, Risa. Ich war dumm. Victor hat mich aufgezogen. Weil du nicht mehr hier warst. Er meinte, dass ich keine Frau mehr halten könnte und ich war dumm genug es ihm beweisen zu wollen. Aber eigentlich habe ich nur Interesse an dir.", sagte er leise.

Vamp Zone 《1》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt