Mit verschränkten Armen blickte Clara auf die ausgestreckte Hand von Patrick. Doch sie blieb regungslos stehen und dachte nicht einmal im Traum daran, seine Geste zu erwidern. Zu sehr war die Wut in ihrem Körper aufgestiegen und sie schüttelte nur mit dem Kopf.
Seit dem schrecklichen -Unfall- an jenem Tag im April, hatte Clara eine unbändige Wut bei Hundebesitzern entwickelt, die ihre Tiere unangeleint durch die Gegend streunen ließen. Hatte man ihren geliebten Wirbelwind wegen solcher Unachtsamkeit aus dem Leben gerissen.
Jessica stellte sich wieder auf die Beine und nahm die Geste Patricks an, indem sie ihm die Hand reichte. „Hi, ich bin Jessica und das ist meine Freundin Clara." - „Nice to meet you." Ein verhaltenes Lächeln breitete sich auf Patricks Lippen aus. Claras Blicke trafen die Seinen und plötzlich bemerkte sie die dunklen, blauen Augen. Wie zwei kleine Ozeane schimmerten sie in der Julisonne. Clara wusste nicht wieso, aber sie schaffte es nicht, sich von seinen Augen zu lösen. Für einen kurzen Moment, für Clara fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, hafteten ihre Blicke an seinen ozeanblauen Augen. Auch Patrick hatte sie eindringlich fixiert. Sie konnte leichte Fältchen um seine Augenpartie erkennen und kleine Grübchen an seinen Mundwinkeln, als er ihr ein verhaltenes Lächeln schenkte. „Clara und ich waren eigentlich gerade auf den Sprung.", teilte Jessica mit und ihre Blicke huschten zwischen Patrick und Clara hin und her. Jessicas Worte krochen in Claras Gehör und sie schaffte es endlich, sich von Patricks Augen zu lösen und nickte ihrer Freundin zur Bestätigung zu. „I'm sorry... ich wollte euch nicht aufhalten." Patrick rieb sich mit der Hand verlegen im Nacken, während er Majas Leine in der anderen Hand festhielt. Maja selbst hatte sich langsam beruhigt und lag entspannt vor Claras Füßen, die Augen halb geschlossen und leckte gelegentlich über ihre Nase. „Ich glaub... sie mag dich.", entfuhr es Patrick und blickte erneut zu Clara. Doch obwohl die Wut sich langsam in ihr legte, war sie immer noch nicht fähig, etwas zu erwidern. „Also Patrick, war schön dich kennenzulernen. Wir müssen dann mal. Machs gut." Jessica beugte sich kurz über die auf dem Boden ruhende Hündin. „Tschüss Maja, du Hübsche." Sie strich Maja nochmals über das weiche, schokobraune Fell, hakte sich anschließend bei Clara ein und verließ langsam mit ihr den Friedhof. Als sie am Ausgang des Friedhofs ankamen, drehte sich Clara nochmals um und sah wie Patrick immer noch mit Maja an derselben Stelle stand und den Beiden hinterherschaute. Als Patrick sah, wie Clara sich zu ihm umdrehte, hob er kurz die Hand, um sich im Stillen von ihr zu verabschieden.
Zuhause in der Festung angekommen, entschieden sich die beiden Freundinnen, noch einen Kaffee sowie Tee auf der Terrasse zu genießen.
„Was war das denn vorhin?", fragte Jessica ihre Freundin, die sich neben ihr in den Gartenstuhl fallen ließ. Clara atmete erschöpft aus. „Was meinst du?", fragend blickte sie Jessica an. „Na, wieso hast du diesen Patrick so angeschnauzt?" Claras Blick lies von Jessica ab und schweifte über die Bäume, die hinter ihrem Garten standen. Erneut schüttelte sie mit dem Kopf, während sie das Geschehene Revue passieren ließ. „Weißt du, ich kann es einfach nicht leiden, wenn jemand seinen Hund nicht an der Leine hat. Das ist sowas von unverantwortlich!" Jessica bemerkte, wie die Wut erneut bei ihrer Freundin aufkam und versuchte sie mit einem leichten Händedruck an Claras Hand zu beruhigen. Jess wusste genau, warum ihre Freundin so sensibel reagierte, ohne das Clara auch nur ein Wort weiterreden und sich erklären musste. Dennoch hatte sie Unverständnis für das Verhalten ihrer Freundin. „Ich weiß, dass das alles schwer ist. Aber du kannst nicht verlangen, dass jeder Hund angeleint sein muss." - „Kann ich nicht, aber würde ich gerne!" Clara entzog sich dem Händedruck ihrer Freundin und nippte an ihrer heißen Tasse mit grünem Tee.
„Willst du jetzt jeden Hundebesitzer dafür verantwortlich machen, für das, was passiert ist?", fragte Jessica, wusste aber bereits beim letzten Wort das sie ausgesprochen hatte, dass es ein Fehler war, diese Frage überhaupt zu stellen.
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Safe Hands - Wie weit der Wind dich trägt...
Fanfiction**TRIGGERWARNUNG** In dieser Geschichte geht es um den Verlust eines jungen Menschen. Solltest du davon betroffen sein, wird empfohlen, diese Geschichte nicht zu lesen. --- Clara Larson steht als Mutter eines 3-jährigen Sohnes mit beiden Beinen fes...