- Kapitel 21 -

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Die warmen Sonnenstrahlen fielen direkt auf Claras Gesicht. Langsam öffnete sie die Augen und musste mehrfach gegen das helle Licht blinzeln, bevor sie ihre Augen gänzlich öffnen konnte. Leicht verwirrt blickte sie sich im Kinderzimmer um, bis sie realisierte wo sie eigentlich war und ließ die letzte Nacht nochmals kurz Revue passieren. Müde und entkräftet stand sie auf, ließ ihren Blick noch einmal wehmütig durch den Raum streifen und schloss kurz darauf hinter sich die Tür zum Kinderzimmer. -Was für eine Nacht...-, dachte Clara und schüttelte leicht den Kopf. Schon lange hatte sie nicht mehr solch einen Gefühlsausbruch gehabt. Aber sie war auch, seitdem ihr kleiner Finn nicht mehr da war, nicht mehr in seinem Zimmer gewesen. Die Gefühle hatten Clara völlig aus der Bahn geworfen, als sie gestern Nacht das Zimmer betrat und diesen wundervollen kindlichen Geruch wahrnahm. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es gerade einmal kurz nach 6 Uhr morgens gewesen war. Clara hatte nur gute 3 Stunden geschlafen. Sie schlurfte in ihr Schlafzimmer und lies sich völlig entkräftet in ihr eigenes Bett fallen.

Das monotone Vibrieren ihres Handys hatte Clara aus ihrem kurzen Schlaf gerissen. Sie musste erneut eingeschlafen sein. Mit geschlossenen Augen versuchte sie ihr Handy, welches auf dem Nachttisch lag, zu ertasten. Mit zusammengekniffenen Augen öffnete sie Patricks Chatverlauf.


Sonntag, 22.08.2021

09:32 Uhr

-Good morning! Hope you slept well? Wann wollen wir uns heute treffen? Freu mich. Greets Patrick-

Clara ließ ihren Kopf wieder in die Kissen fallen und seufzte. Bei dem ganzen Gefühlschaos der letzten Nacht, hatte sie völlig verdrängt, dass sie sich heute mit Patrick treffen wollte. Sie fühlte sich dazu überhaupt nicht in der Lage. Heute war einer dieser Tage, an dem Clara einfach nur in ihrem Bett liegen bleiben und heulen wollte. Innerlich verfluchte sie sich dafür. Die letzten Tage hatte sie das Gefühl, dass es ihr langsam besser gehen würde und tief in ihr drin hatte sich die winzig kleine Hoffnung aufgekeimt, dass sie irgendwann wieder in die Normalität zurückfinden könnte. Sie hatte in den letzten Wochen das Gefühl gehabt, das er es vielleicht war, der ihr aus diesem Strudel der Trauer heraushelfen könnte. Das Patrick derjenige war, der ihr den lebensrettenden Rettungsring zuwerfen würde und sie da rausziehen würde. Warum auch immer. Und eigentlich hatte sie genau das herausfinden wollen.

Doch die gestrige Nacht hatte ihr gezeigt, dass sie noch lange nicht soweit war, in irgendeine Form der Normalität zurückzukehren. Oder sich auf ein neues „Abenteuer" einzulassen. Wenn Clara jetzt daran dachte, kam es ihr völlig absurd und naiv vor. Sie hatte sich wie ein kleines Kind benommen, dass einfach weitermachen könnte und das Leid einfach verdrängen könnte. Wie als hätte man ihr ihren Lieblingsteddy weggenommen, was sie in einem Moment zum heulen brachte, nur um im nächsten Moment freudig mit einer anderen Puppe weiterzuspielen, so als wäre nichts gewesen.

Clara musste bei dem Gedanken daran ironisch und gleichzeitig wehmütig schmunzeln und schüttelte nur mit dem Kopf. -Du bist einfach so naiv, Clara!-, dachte sie und tadelte sich gedanklich selbst.

Als sie wieder den Blick auf ihr Handy richtete, las sie nochmals die Zeilen, die Patrick ihr gerade geschrieben hatte.

-...Wann wollen wir uns heute treffen? Freu mich...-

Erneut seufzte Clara auf. Was sollte sie ihm jetzt antworten? Sie war einfach nicht bereit gewesen, sich mit ihm zu treffen oder gar mit ihm Essen zu gehen. So sehr sie sich die letzten Tage darauf gefreut hatte, so sehr graute es ihr jetzt davor.

Doch was sollte sie ihm schreiben? Sie wollte ihn auch nicht verletzen. Aber scheinbar wartete er bereits auf eine Antwort, da er im Chat immer noch als Online angezeigt wurde. Ohne noch länger darüber nachzudenken, tippte Clara ihre Antwort in den Chat.

Safe Hands - Wie weit der Wind dich trägt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt