Mitten in der Nacht saß Clara auf ihrer Terrasse, eingemummelt in eine kuschelige Decke und beobachtete die Sterne am Himmel. Immer wieder schloss sie kurzzeitig die Augen, um die frische Luft in ihre Lungen einzusaugen. An Schlaf war bei ihr gar nicht zu denken. Zu sehr war sie noch von diesem schönen Abend mit Patrick aufgewühlt. Nie hätte sie gedacht, was er alles bereits durchmachen musste. Sie ging immer davon aus, dass sein Leben in perfekten Bahnen verlief. Ein Superstar mit so viel Bodenhaftung, der seinen eigenen Weg ging und dabei nie die Spur verlor. Doch dass er, genauso eben wie sie, durch die tiefsten Tiefen gehen musste, hätte sie niemals vermutet. Was er ihr an diesem Abend erzählte, hatte sie erschüttert und zugleich auch fasziniert. Sie schüttelte mit dem Kopf, als sie daran dachte, dass er sich das Leben nehmen wollte. Sie stellte sich bildlich vor, wie er da wohl auf dem Fenstersims gestanden haben musste, bereit zu springen. Ein kalter Schauer überkam sie und sie versuchte den Gedanken schnell wegzuschieben. Sie war noch immer schockiert darüber.
Aber es faszinierte sie auch, wie offen er damit umging und wie er sein Leben danach wieder auf die richtige Bahn lenkte. Sie wünschte sich, dass sie das auch so einfach konnte. Aber natürlich wusste Clara, dass es ganz bestimmt nicht einfach für ihn war und dass es auch nicht einfach für sie werden würde.
-Sollte sie vielleicht doch mal zu einem „Seelenklempner"?- Vielleicht hatte Jessica ja schon damals recht gehabt. Sie rollte mit den Augen. -Eigentlich hatte Jessica schon immer recht gehabt mit dem was sie sagte...-, dachte Clara im Stillen und musste dabei schmunzeln. Sie vermisste ihre Freundin.
Sie sollte Jessica anrufen und sich für ihr Verhalten der letzten Wochen entschuldigen. Das war sie ihrer Freundin schuldig.
Clara hatte sich in dieser recht frischen Augustnacht viele Ziele gesetzt, die sie in nächster Zeit angehen wollte und hatte sich dafür eine To-Do-Liste auf ein Blatt Papier gekritzelt.
Clara's To-Do-Liste:
1. Finn besuchen
2. Jessica anrufen und entschuldigen
3. Bei Patrick melden
4. Einen Therapeuten aufsuchen
5. Einen Nebenjob suchen
6. Mama anrufen
Clara hatte den letzten Punkt wieder durchgestrichen und spürte dabei, wie sich ihr Herz langsam zusammenzog. Sie vermisste ihre Mutter und ein schlechtes Gewissen überkam sie, da sie sich so lange nicht mehr bei ihr gemeldet und jeglichen Anruf von ihr abgeblockt hatte. Aber Clara fühlte sich noch nicht bereit dazu, ihrer Mutter wieder unter die Augen zu treten. Irgendwann würde sie diesen Punkt aber noch nachholen wollen.
Schlussendlich blickte sie zufrieden auf ihre Liste und fühlte sich gleich motivierter. Der Abend mit Patrick hatte etwas mit ihr gemacht. Als ihre Gedanken zu ihm zurück glitten, überkam ihr erneut eine wohlig aufsteigende Wärme. Sie dachte an jede einzelne Berührung, die er ihr an diesem Abend gegeben hatte. Als sie in seiner Küche am Tresen saßen und er über ihren Handrücken strich. Als er ihre Hand nahm, bevor sie gemeinsam in die kleine Kapelle traten. Als er in der Gebetsbank nach ihrer Hand griff. Als Patrick sie in seine Arme zog und fest an sich drückte. Direkt hatte sie wieder seinen Duft in ihrer Nase und ihr brüchiges Herz nahm an Fahrt auf. Sie sah ihn deutlich vor sich. Sein verschmitztes Lächeln, seine blauen Augen die sie immer wieder anfunkelten. Wie er sich öfters mit der Hand durch die Haare fuhr. Und dieses weinrote Hemd, das ihm unheimlich attraktiv wirken ließ. Als Clara dann an den Nudelbrei dachte, musste sie auflachen. Die Gedanken an ihn ließen ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend aufkommen. „Reiß dich zusammen, Clara!", schimpfte sie sich selbst und versuchte die Gedanken an ihn schnell wegzuwischen.
DU LIEST GERADE
Safe Hands - Wie weit der Wind dich trägt...
Fanfiction**TRIGGERWARNUNG** In dieser Geschichte geht es um den Verlust eines jungen Menschen. Solltest du davon betroffen sein, wird empfohlen, diese Geschichte nicht zu lesen. --- Clara Larson steht als Mutter eines 3-jährigen Sohnes mit beiden Beinen fes...