Clara spazierte lange durch ihren mittlerweile so geliebten Wald. Schlenderte an dem kleinen Bächlein entlang, der mitten durch den Wald führte. Überquerte die kleine Brücke, die Clara über den Bach verhalf und genoss die Ruhe, so ganz ohne eine Menschenseele in ihrer Nähe. Noch immer mied sie Menschenansammlungen.
Sie spazierte weiter und versuchte, alle Eindrücke in sich aufzusaugen. Das Rascheln der Bäume, das satte Grün der Blätter und Wiesen. Das Plätschern des Bächleins, welches sich rechts neben ihr durch den Wald schlängelte. Immer wieder blieb sie stehen, schloss die Augen und versuchte die Eindrücke tief in ihrem Inneren festzuhalten.
Plötzlich hörte Clara ein Geräusch, dass so gar nicht in die Atmosphäre des Waldes passte. Es hörte sich leicht blechern an. Sie öffnete die Augen und fuhr herum. Schaute nach links und rechts, schloss erneut die Augen um zu erkennen, von wo das Geräusch herkam. Nachdem sie die Richtung in etwa ausfindig gemacht hatte, packte sie die Neugier und sie versuchte, dem Geräusch aufzulauern. Je weiter sie lief, desto lauter wurde das blecherne Geräusch, welches sich mittlerweile rhythmisch anhörte und sie erkannte, dass es wohl Gitarrenanschläge sein mussten. Sie selbst hatte in ihrer Jugend auch Gitarre gespielt und war darin als Laie eigentlich ziemlich gut gewesen. Doch schon in ihrer Beziehung mit Niklas, hatte sie immer weniger die Gitarre in die Hand genommen, bis sie es gänzlich aufgab, als Finn auf die Welt kam. Eigentlich hatte Clara sich vorgenommen, gemeinsam mit Finn Musik zu machen, um ihn für eine der schönsten Beschäftigungen zu beeindrucken. Doch das würde ihr nun für immer verwehrt bleiben.
Zu den rhythmischen Gitarrenanschlägen konnte Clara mittlerweile eine dazugehörige Männerstimme wahrnehmen, die gefühlvoll und melodisch mitsang, je näher sie sich darauf zubewegte. Kurz vor einer Waldlichtung blieb Clara hinter einem Gebüsch stehen und lugte hindurch. Sie sah einen Mann im Gras sitzend, an einem Baum angelehnt, während er mit seiner Gitarre gekonnte, rhythmische Töne von sich gab. Er hatte die Augen geschlossen, zupfte weiter an seiner Gitarre und sang leise mit. Clara konnte nur teilweise hören, was er da sang.
„...love isn't measured by how big you are, love can be large in the tiniest hearts..." Clara empfand die melodische Stimme als sehr angenehm.
Sie bemerkte, dass sich an seinen Füßen etwas bewegte. Etwas flauschiges mit braunem Fell. Plötzlich überkam ihr ein kalter Schauer, als sie erkannte, dass es der Hund vom Friedhof war. Clara wollte sich gerade umdrehen und gehen, trat auf einen morschen Ast, der ein lautes Knacken von sich gab und plötzlich den Hund aufbellen ließ.
Die Gitarrentöne verstummten abrupt. Clara blieb wie angewurzelt stehen, als der Hund noch lauter bellte, aufsprang und auf sie zugerannt kam. „Maja, stop! Come here!" Maja stand blitzschnell vor Clara, die sich keinen Millimeter bewegte. Die Bruchstücke ihres Herzens begannen wild zu raßen und ein leichter Schweißfilm breitete sich auf Claras Stirn aus. Kurz darauf kam auch schon Patrick angerannt, der seine Hündin am Halsband fasste und zu sich zog. Clara fühlte sich wie ertappt und spürte, wie eine leichte Röte in ihrem Gesicht aufstieg. Patrick schaute sie mit einem überraschten Blick an, da er nicht damit gerechnet hatte, sie hier antreffen zu würden. „Oh god, i'm so sorry!", entfuhr es ihm peinlich berührt.
Und da waren sie wieder. Diese blauen, ozeangleichen Augen und Clara spürte, dass sich ihr Puls immer weiter beschleunigte. Nicht wegen des Hundes, das war ihr bewusst.
„Hey... Clara, right?" Patricks Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln und Clara bemerkte, wie sich einer seiner Mundwinkel schief nach oben bewegte. Sie nickte ihm bestätigend zu. Clara verstand nicht, weshalb sie so nervös wurde, wenn sie in seine Augen blickte, aber irgendetwas, geheimnisvolle, fast magisches hatten diese an sich, was Clara faszinierte. „What are you doing here?", hakte Patrick nach und Clara blickte ihm mit verwirrten Blick entgegen. „Oh... no eng... kein Englisch?", fragte Patrick verlegen. „Nein, nein alles gut. Ich verstehe dich.", gab Clara direkt zurück und empfand seinen englischen Akzent insgeheim irgendwie ebenfalls faszinierend. „Ich dachte ich wäre alleine." Patrick rieb sich peinlich berührt im Nacken. „Sonst hätte ich Maja an die Leine genommen." Claras Blick huschte von Patrick auf Maja und wieder zurück und sie verstand, was er meinte. Er hatte ihren Ausraster am Friedhof scheinbar nicht vergessen. „Achso, das... das konntest du ja nicht wissen.", antwortete sie ihm verlegen. „Also? What are you doing here? Hast du mich belauscht?" Und wieder stieg Röte in Claras Gesicht auf. Ihr brüchiges Herz raste in ihrer Brust und Clara hoffte, er könne es nicht hören. „Was? Nein! Ich... ich bin zufällig hier vorbeigekommen.", erwiderte sie und hoffte, dass er ihre Nervosität nicht bemerkte.
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Safe Hands - Wie weit der Wind dich trägt...
Fanfic**TRIGGERWARNUNG** In dieser Geschichte geht es um den Verlust eines jungen Menschen. Solltest du davon betroffen sein, wird empfohlen, diese Geschichte nicht zu lesen. --- Clara Larson steht als Mutter eines 3-jährigen Sohnes mit beiden Beinen fes...