AMALIA
Bruno und ich wurden davon geweckt, dass uns keiner weckte. Das war wirklich ungewöhnlich, denn normalerweise wären Estrella und Luna schon bei uns gewesen und hätten uns geweckt, damit wir mit ihnen spielten. Ich sah Bruno an, der genauso verwirrt von dieser Ruhe schien wie ich.
"Sind die Zwillinge krank? Sie waren noch gar nicht hier, um uns zu wecken", fragte er verwirrt nach, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte.
"Ja, das finde ich auch merkwürdig", gab ich zu und schlug die Decke beiseite. "Lass uns mal nach den beiden sehen, ja?"
"Gute Idee." Also standen wir auf, um uns anzuziehen und dann zum Kinderzimmer zu gehen. Die Betten der Zwillinge waren leer, Mirabel schlief noch. Wo waren die beiden nur? Da hörten wir das Lachen der zwei, das von unten kam. Ich sah Bruno an. Waren die beiden schon draußen und spielten? Alleine? Das wäre recht ungewöhnlich für die beiden. Also gingen wir nach unten in den Garten. Zu unserer Überraschung war Luca dort und spielte mit ihnen, während Carla im Schatten saß und den dreien zusah. Was machte Luca denn schon so früh hier?
"Luca?", fragte ich, worauf er sich zu uns umdrehte und Estrella runterließ, die er gerade hochgehoben hatte. Er zog sich die Kapuze seines Ponchos vom Kopf und lächelte uns an.
"Guten Morgen, Señora Madrigal", sagte er höflich. "Ich hoffe, ich störe nicht."
"Nein, keinesfalls", antwortete ich ihm schnell. "Wir waren nur verwundert, dass du so früh schon hier bist."
"Ja, eigentlich wollte ich auch nur einen Spaziergang machen, aber dann hab ich die Mädchen hier spielen sehen", erklärte er.
"Und aus unerfindlichen Gründen spielt er gerne mit den kleinen Energiemonstern", fügte Carla murmelnd hinzu.
"Carla, sag das nicht!", mahnte ich, sie verdrehte die Augen.
"Würdest du gerne mit uns frühstücken, Luca?", fragte Bruno.
"Ich will Ihnen keine Umstände machen", wandte Luca sofort ein.
"Machst du nicht, keine Sorge. Bleib ruhig zum Essen, wenn dich zuhause keiner vermisst", beruhigte Bruno ihn und winkte ab.
"Mich vermisst zuhause keiner", erwiderte Luca und zuckte die Schultern. "Und außerdem steht da vor zwölf Uhr eh keiner auf. Die merken es nicht einmal, wenn ich weg bin."
"Dann bleib doch gerne", beschloss Bruno, Carlas Freund nickte.
"Danke, das ist sehr nett von Ihnen", sagte er freundlich, während die Zwillinge ungeduldig an seiner Hand zogen.
"Spielst du jetzt wieder den bösen Magier für uns?", baten sie ungeduldig, worauf Carla die Augen verdrehte.
"Langsam, ihr Kletten. Die Erwachsenen unterhalten sich gerade!", wandte sie ein, aber ich schüttelte den Kopf.
"Schon gut, wir gehen rein und helfen Julieta beim Frühstück. Spielt ihr ruhig weiter", meinte ich und sah meine älteste Tochter an. "Und du bist nett zu deinen Schwestern, hörst du?"
"Ja, Mamá", murmelte sie zustimmend. Luna streckte ihr die Zunge raus, worauf ich sie mahnend ansah.
"Und ihr seid auch nett zu eurer Schwester und ihrem Besuch, ja?", fügte ich streng hinzu, Luna nickte.
"Ja, Mamá", willigte sie ein, also gingen Bruno und ich rein.
"Kaum zu glauben, der Junge ist einen Tag im Dorf und schon streiten sich unsere Kinder um ihn! Ich hatte gehofft, dass Jungsstreitereien uns wegen ihrem Altersunterschied erspart bleiben!", meinte er grinsend, ich lachte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"So einfach kommst du da nicht drumherum, mi vida", grinste ich und ging mit ihm in die Küche. "Du hast drei Töchter und da wird es irgendwann immer Streitigkeiten um irgendeinen Jungen geben!"
"Ja, aber ich hatte gehofft, dass das alles noch ein bisschen Zeit hat - zumindest bei den Kleinen. Bei Carla hatte ich es irgendwie im Gefühl, dass es bald soweit ist", erklärte er und seufzte, als wir zu Julieta in die Küche kamen. Sie lächelte uns an.
"Carlas neuer Freund sieht nett aus und er kommt anscheinend sehr gut mit den Zwillingen klar", sagte sie und sah neugierig aus dem Fenster, wo Luca wieder den bösen Magier für die Zwillinge spielte und vorgab, ihre kleine Burg anzugreifen. Carla saß immer noch im Schatten und sah ihnen zu, wobei sie doch etwas beleidigt schien - wahrscheinlich, weil sie gehofft hatte, alleine Zeit mit Luca zu verbringen.
"Ja, das ist er auch", gab ich meiner Schwägerin recht.
"Ja, und alle streiten sich um ihn", murmelte Bruno. "Und er bleibt zum Frühstück. Können wir dir helfen?"
"Du hilfst mir in der Küche besser nicht, hermanito! Das letzte Mal, als du beim Kochen geholfen hast, hätten wir die Küche fast wieder neu aufbauen müssen! Deck lieber schon mal den Tisch, ja?", schlug Julieta vor, Bruno seufzte und nickte.
"Ja, mach ich", stimmte er zu und ging dann ins Esszimmer, ich blieb bei Julieta und half ihr mit dem Frühstück.
"Glaubst du, dass Carla verliebt ist?", fragte ich Julieta leise, damit Bruno es nicht mitbekam. Julieta grinste.
"Na ja, zumindest hat sie mich darum gebeten, Bruno zu bitten, Luca und sie in Ruhe zu lassen", antwortete sie ebenso leise. "Sie will ein bisschen Zeit alleine mit ihm haben."
"Das habe ich mir fast gedacht", murmelte ich und schüttelte lächelnd den Kopf. Meine Große war verliebt! Ich konnte es nicht glauben, sie hatte ihre erste Liebe gefunden! Das freute mich wirklich für sie! Hoffentlich behandelte Luca sie auch gut, sonst würde er es mit unserer ganzen Familie zu tun bekommen! Da kam Alma in die Küche.
"Wer ist denn der Junge da draußen, der mit Estrella und Luna spielt?", fragte sie neugierig und verwirrt nach.
"Das ist Luca, Carla hat ihn gestern auf dem Fest kennengelernt. Die beiden mögen sich und er ist zufällig vorbeigekommen. Die Zwillinge wollten mit ihm spielen und er bleibt zum Frühstück", erklärte ich. "Keine Sorge, Alma, er ist wirklich sehr nett." Sie nickte und warf einen Blick aus dem Fenster.
"Er sieht auch nett aus, aber ich gehe trotzdem mal raus", meinte sie, bevor sie nach draußen ging. Unauffällig beobachteten Julieta und ich sie dabei, wie sie nach draußen ging und sich Luca vorstellte. Er zog sich seine Kapuze ab und schüttelte Alma die Hand, während Carla zu den beiden ging und Lucas Hand nahm. Die drei redeten miteinander, während die Zwillinge ungeduldig an Lucas anderer Hand zogen, damit er wieder mit ihnen spielte. Die beiden hingen wirklich an ihm! Da kam Bruno zurück in die Küche und sah nach draußen.
"Ah, Mamá hat Luca schon bemerkt", sagte er.
"Ja, das hat sie", gab ich ihm recht. Julieta räusperte sich und sah ihren kleinen Bruder an.
"Hermano, es gibt da noch eine Sache, um die ich dich gerne bitten würde", sagte sie, worauf Bruno sie verwirrt ansah.
"Was ist denn?", fragte er neugierig nach.
"Ich würde dich bitten, Luca später nicht so auszuquetschen und Carla ihre Zeit mit ihm zu lassen, ja? Das würde Carla eine Menge bedeuten, wenn du dich nicht so dazwischen drängst", bat sie.
"Das würde ich nie tun!", wandte er beinahe schon beleidigt ein.
"Na ja, gestern Abend wirkte es schon ein bisschen so. Und seien wir mal ehrlich, aber als Augustín und ich uns kennen gelernt haben, warst du auch ziemlich neugierig", konterte sie.
"Ich wollte doch nur sichergehen, dass er dich gut behandelt! Ich muss doch auf meine Schwester aufpassen!", erklärte er.
"Ich weiß, du meinst es nur gut, aber gib Carla und Luca ein bisschen mehr Raum als Augustín und mir damals, ja? Das wäre sehr nett von dir", beruhigte Julieta ihn, aber bevor Bruno etwas erwidern konnte, nahm ich ihn am Arm.
"Ich muss später sowieso einkaufen gehen, da könntest du mir helfen", schlug ich vor, er nickte.
"Na gut, ich komme mit", willigte er ein. "Luca scheint ja auch ganz anständig zu sein und so, wie ich die Zwillinge kenne, werden sie ihn sowieso nicht aus den Augen lassen, bis sie genug gespielt haben. Und bis das passiert, vergehen wahrscheinlich Jahre!"
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Ich brauche dich, Bruno 4 - Die verlorene Tochter - Carlas Suche
FanfictionEs sind einige Jahren vergangen und Carla hat gelernt, mit ihrer Gabe sehr gut umzugehen. Im Dorf ist sie mittlerweile zwar immer noch als seltsam und komisch verschrien, aber darum kümmert sie sich nicht mehr. Sie kümmert sich lieber um ihre Schwes...