ESTRELLA
"Luna, ich will nicht mehr!", beschwerte ich mich genervt und ließ mich erschöpft auf den Boden fallen. Wir liefen nun schon die ganze Nacht und den halben Tag über diese doofe Ebene und so langsam hatte ich keine Lust mehr! So würden wir Medellín und Carla nie finden, ich wollte nach Hause! Meine große Schwester drehte sich zu mir um.
"Komm schon, Lita! Wir haben es doch bestimmt gleich geschafft!", bettelte sie, aber ich schüttelte heftig den Kopf.
"Nein! Das sagst du schon die ganze Nacht lang! Ich hab Hunger, bin müde und kann nicht mehr!", beschwerte ich mich genervt, worauf sie die Augen verdrehte und sich zu mir setzte.
"Ich ja auch, aber hier sitzen zu bleiben, ist doch auch keine Lösung! So kommen wir nirgendwo hin!", widersprach sie mir.
"Und was schlägst du dann vor? Bisher hattest du ja nicht gerade die besten Ideen!", fuhr ich sie genervt an. "Du findest den Weg zurück nach Hause bestimmt nicht wieder, oder?" Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
"Natürlich finde ich den Weg zurück!", widersprach sie mir beleidigt und stand auf. "Wir müssen nur den Wald wiederfinden!" Damit flog sie hoch in die Luft und sah sich um. "Aha!" Sie kam wieder zu mir nach unten und setzte sich neben mich. "Dahinten ist der Wald und ich kann auch den großen Berg sehen! Das ist bestimmt der, der bei uns im Wald steht!"
"Sicher? Bisher hattest du es ja nicht so mit der Orientierung", hakte ich skeptisch nach, sie nickte.
"Ja, einhundert Prozent sicher! Ich hab es doch aus der Luft gesehen! Das ist nicht weit, komm schon! Wir müssen nur in diese Richtung laufen!", rief sie begeistert und zeigte in irgendeine Richtung.
"Von da sind wir aber nicht gekommen!", wandte ich misstrauisch ein.
"Na und? Das ist nur eine Abkürzung! Vertrau mir, ich hab es doch gesehen! Es ist nicht weit!", erwiderte sie und sprang auf die Beine. "Komm schon, Lita! Verwandel dich zurück in ein Pferd, dann sind wir ganz schnell wieder zuhause, da bin ich mir sicher!" Ich verdrehte die Augen. Bisher war Luna nicht gerade hilfreich bei der Orientierung gewesen, aber wenn sie unseren Berg erkannt hatte, dann würde ich ihr vertrauen. Sie wusste schließlich am besten, was sie gesehen hatte. Also seufzte ich und stand auf.
"Na gut, in Ordnung", willigte ich ein. "Aber wir gehen nach Hause, ja? Ich will nicht mehr nach Medellín! Carla kommt auch von alleine wieder und ich will zu Mamá und Papá!" Luna nickte.
"Ja, wir gehen nach Hause!", stimmte sie schnell zu, also verwandelte ich mich wieder in ein Pferd und ließ Luna aufsitzen, doch bemerkte sofort, dass sie noch genauso schwer wie gestern war. Ewig konnte ich sie definitiv nicht tragen! Trotzdem beschwerte ich mich nicht, sondern lief einfach in die Richtung, in die meine Schwester vorhin gezeigt hatte. "Ich finde reiten toll, aber kannst du vielleicht ein bisschen weniger wackeln?" Ich verdrehte die Augen. Konnte sie nicht einmal zufrieden sein?
"Nein, kann ich nicht! Es ist nämlich verdammt anstrengend, dich überhaupt zu tragen!", antwortete ich genervt.
"Ja, schon gut, tut mir leid", murmelte sie und zuckte die Schultern. "Ich finde reiten nur eben etwas schwierig!"
"Was meinst du, wie es mir hier geht?", erwiderte ich. "Ich wäre jetzt lieber zuhause und würde mit Mirabel spielen! Oder mit Camilo!"
"Hey, und was ist mit mir?", fragte Luna beleidigt nach.
"Ich will im Moment nicht mit dir spielen, du nervst! Wegen dir haben wir uns verlaufen!", antwortete ich trotzig. Sie stieß mir ihre Füße in die Seite. "Aua! Du tust mir weh!"
"Na und? Du bist gemein zu mir! Es ist nicht meine Schuld, dass wir uns verlaufen haben! Du hättest ja auch mit auf die Karte gucken können!", fuhr sie mich an.
"Ich musste dich tragen! Da konnte ich nicht auf die Karte gucken!", konterte ich sauer.
"Du hättest ja auch etwas sagen können! Du bist selbst schuld!" Mir reichte das. Ich stieg, sodass Luna von meinem Rücken fiel. "Aua! Hey, was soll das?!" Ich verwandelte mich zurück und sah sie sauer an.
"Ich hab keine Lust mehr auf dich! Du machst das alles falsch! Und wegen dir kommen wir wahrscheinlich nie wieder nach Hause!", schrie ich sie an. "Ich gehe jetzt alleine weiter! Ich kriege das sehr viel besser alleine hin!"
"Dann mach das doch, du Doofbirne! Du kriegst das ohne mich nie hin!", kreischte sie beleidigt.
"Und wie! Ich beweise es dir!", schrie ich, bevor ich meine Tasche nahm und dann in die Richtung lief, aus der wir gekommen waren. Mich nervte Luna jetzt, ich konnte das genauso gut alleine! Sie hatte uns bisher ja nur in Schwierigkeiten gebracht! Ich würde den Weg nach Hause sehr viel schneller finden, wenn ich es alleine versuchte!Ich lief den ganzen Tag lang und schaffte es auch bis in den Wald zu kommen, aber es wurde dunkel und ich konnte nicht viel erkennen. Ich wusste um ehrlich zu sein nicht mal mehr, wo ich war, aber ich verwandelte mich einfach in einen Vogel und flog gen Himmel, um zu sehen, wo der Berg war, den Luna vorhin gesehen hatte. In diese Richtung musste ich laufen, wenn ich zurück nach Encanto wollte. Ich flog dem Berg entgegen, bis mir die Kraft ausging. Mir wurde schwindelig und ich hatte Kopfschmerzen, sodass ich wieder am Boden landete, bevor ich zusammenbrach. Ich war wirklich erschöpft und schaffte es kaum, mich auf den Beinen zu halten. Aber trotzdem lief ich weiter, weil ich Luna unbedingt beweisen wollte, dass ich den Weg nach Hause schneller fand. Nur, weil sie älter war, konnte sie nicht alles besser! Ich lief weiter durch den stockdunklen Wald und konnte kaum die Augen offenhalten, doch schlug mich weiter durch, bis ich meine Beine plötzlich nicht mehr vom Boden lösen konnte. Was sollte das? Ich sah an mir herunter und bemerkte, dass ich knietief im Schlamm steckte. Na toll! Hier kam ich von alleine nicht raus! Wieso hatte ich den Schlamm nicht vorher bemerkt? Ich sah mich panisch um und wollte nach einem Ast greifen, um mich rauszuziehen, aber da war keiner. Was jetzt? Schreien.
"Hilfe! Hilfe! Ich brauche Hilfe!", schrie ich panisch. "Hilfe! Irgendjemand muss mir helfen!" Da raschelte es im Gebüsch, bevor Luna erschien.
"Estrella! Was ist passiert?", fragte sie geschockt und kam zu mir.
"Warte, nein! Da ist tiefer Schlamm!", rief ich, aber es war schon zu spät. Luna steckte neben mir knietief im Schlamm und sah an sich herunter. Sie wollte versuchen hochzufliegen, aber der Schlamm ließ nicht nach. Oh nein, jetzt steckten wir beide hier fest! Ich wollte gerade wieder nach Hilfe schreien, als es wieder im Gebüsch raschelte. Ich hoffte darauf, Mamá oder Papá zu sehen, die uns gesucht hatten, aber stattdessen kam ein Jaguar aus dem Gebüsch. Er schlich um das Schlammloch herum und bleckte seine Zähne, während er immer wieder fauchte. Oh nein! Er würde uns fressen! Wie sollten wir hier nur wieder rauskommen?
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Ich brauche dich, Bruno 4 - Die verlorene Tochter - Carlas Suche
FanfictionEs sind einige Jahren vergangen und Carla hat gelernt, mit ihrer Gabe sehr gut umzugehen. Im Dorf ist sie mittlerweile zwar immer noch als seltsam und komisch verschrien, aber darum kümmert sie sich nicht mehr. Sie kümmert sich lieber um ihre Schwes...